Sie war schon auf Schiene, die Jausenstation beim Doagl im Wörgler Ortsteil Mayrhofen. Bis im Sommer dort während der Begutachtungsfrist allzu ausgelassen privat gefeiert und dabei über die Stränge geschlagen wurde. Fazit: 17 Anrainer-Einsprüche gegen die im Mai 2017 vom Gemeinderat gewährte Flächenwidmungsplanänderung, die Voraussetzung für den Betrieb des ganzjährig geplanten Gewerbebetriebes ist. Zu viel Lärm, Einschränkung der Wohnqualität und Belästigung durch Müll wurden von erbosten Nachbarn als Grund angegeben, die Widmung nicht zu erteilen.
Dieser Empfehlung folgte der Beschlussvorschlag des Technikausschusses: „Bei Abwägung der öffentlichen Interessen zum Schutz der Anrainer einerseits und zur Errichtung einer Jausenstation andererseits ist aufgrund der massiven Stellungnahmen der Anrainer die Widmung abzulehnen“, erklärte Technik-Ausschussvorsitzender GR Andreas Schmidt. Der Grund sei ausschließlich zur landwirtschaftlichen Nutzung verkauft worden. Die Anrainer sahen in Privatfeiern – einer Hochzeit samt Partyzelten und Böllerschüssen sowie einer Geburtstagsfeier – einen „illegalen Hüttenbetrieb“, der „aufgrund ausufernder Feierlichkeiten“ etwa am 10. Juni eingestellt werden musste. Eingewendet wurde auch, dass die bestehende Hütte bereits ein illegaler Bau sei.
„Ich habe grundsätzlich Verständnis für die Anrainer“, erklärte Vizebgm. Hubert Aufschnaiter, der die Privatfeiern nicht in Zusammenhang mit der Jausenstation und ihrem Betriebskonzept sieht: „Am Sachverhalt hat sich seit 23. Mai nichts geändert.“ Außerdem gäbe es über 230 Unterstützungsunterschriften für die Jausenstation. „Wie soll es in Zukunft dann mit den kirchlichen Aktivitäten dort weitergehen?“ fragte Aufschnaiter im Hinblick auf die Landjugend-Kirchtage oder die Weihnachtsmesse des Krippenvereins.
„Das Betriebskonzept sieht Veranstaltungen von 9 bis 21 Uhr sowie einen Ausschank mit ruhiger Musik vor“, erklärte Schmidt die Grundvoraussetzung für die Zustimmung des Gemeinderates zum Flächenumwidmung im Mai. „Schade, dass es in der Einspruchsfrist zu diesen Vorfällen und damit zu den 17 begründeten Einsprüchen gekommen ist“, so Schmidt.
„Die Jausenstation wird kein Partystadel. Diese Feiern waren private Veranstaltungen und wurden nicht im Rahmen des Jausenstations-Betriebes durchgeführt“, wandet GR Michael Riedhart ein. „Die Ausstattung der Hütte entspricht nicht der Vorgabe der Gewerbebehörde“, erklärte FWL-Ersatzgemeinderat Dr. Arthur Pohl. Das Gebäude sei in der landwirtschaftlichen Widmung als Hühnerstall deklariert gewesen. „Der gute Mann hat sich nicht an das gehalten, was er selbst beantragt hat“, so Pohl.
Verwundert über den Gesinnungswandel im Ausschuss zeigte sich Grün-GR Richard Götz: „Mit der Jausenstation wollte man das Ausflugsziel Kapelle aufwerten.“ Nun solle man nicht Äpfel mit Birnen verwechseln: „Eine Jausenstation mit Betriebskonzept ist anders zu sehen als ein Gebäude ohne Widmung, das ist nicht vergleichbar.“ Götz plädierte für ein Miteinander in der Nachbarschaft, wobei es in der Jausenstation keine nächtlichen Parties geben dürfe. Tagsüber sei der Betrieb zumutbar.
„Wenn wir die Einsprüche auf sachlicher Ebene abhandeln, betreffen nur drei Einwände die Widmung: Lärm, Müll in der Böschung und Eingriff in den Lebensraum der Anrainer“, meldete sich Team-Wörgl-GR Dr. Andreas Taxacher zu Wort. Laut Raumordnungsgutachten bestehe eine geprüfte Verträglichkeit für die Jausenstation – es gäbe also eine rechtmäßige Widmung und rechtliche Rahmenbedingungen.
Großes Verständnis für beide Seiten orteten NR GR Carmen Schimanek und Bürgermeisterin Hedi Wechner. „Das Betriebskonzept ist kein Problem“, so Wechner, die die Vorfälle in der Begutachtungsfrist ebenso bedauerte und das Gebiet als Naherholungsgebiet schätzt. Man stehe hier vor einer schwierigen Situation. „Bis jetzt war das fast ein rechtsfreier Raum, privat. Eine Jausenstation hat andere Gesetzmäßigkeiten“, so Wechner, die die Veranstaltungen von Jungbauern und Krippenverein als „wichtig für das soziale Zusammenleben“ erachtete.
Bürgermeisterin Wechner schlug schließlich vor, den Tagesordnungspunkt abzusetzen. Vor der Entscheidung im Gemeinderat soll dem Besitzer noch einmal die Chance eingeräumt werden, bei einem Anrainergespräch alle an einen Tisch zu holen. „Wir hatten das vorgeschlagen, es ist aber offensichtlich nicht passiert“, so Schmidt. Mit 18:3 stimmte der Gemeinderat zu, die Entscheidung zu vertagen.
Einstimmige Beschlüsse für den Feuerwehrhaus-Neubau
Der Gemeinderat gab einstimmig grünes Licht für den Neubau des Feuerwehrhauses am bestehenden Standort. Mit den Generalplanerleistungen wurde die Bewerbergemeinschaft Schafferer-Architektur und Projektmanagement GmbH/mahore Architekten ZT GmbH beauftragt, die Kosten dafür betragen 314.000 Euro netto. Die Baukosten werden mit 3,46 Millionen Euro beziffert, die Gesamtkosten inkl. Abbrucharbeiten liegen bei 5,1 Millionen Euro. Die Bauleistungen werden in Form von Einzelgewerken und nicht als Generalunternehmerleistung ausgeschrieben, damit auch heimische Firmen die Möglichkeit haben, Bauleistungen anzubieten.
Sparzentrale erweitert Bäckerei
Von der Tagesordnung abgesetzt wurde der Bebauungsplan zur geplanten Erweiterung der Bäckerei am Gelände der Spar-Zentrale, da ein Wassergutachten noch ausständig ist. Eine Ausweitung der Produktionsfläche im Erdgeschoß ist ebenso vorgesehen wie neue Sozialräume im Obergeschoß.
Kritik an Bauprojekt an der Brixentalerstraße
Die Firma Kurz Invest GmbH erwarb die Immobilie an der Kreuzung Brixentalerstraße-Pfarrgasse-Loingerstraße. Das dort befindliche Einfamilienhaus soll abgerissen werden. Am 22. Februar 2017 reichte der Bauwerber einen Entwurf für eine Wohnanlage mit 14 Wohnungen ohne Tiefgarage ein, ausgearbeitet vom Architekturbüro Lebeda. Da dieser Entwurf mit einer Baumssendichte von 6,59 aus Sicht des Bauamtes nicht den städtebaulichen und verkehrstechnischen Rahmenbedingungen entsprochen hat, wurde es abgeändert. Am 3. Juni 2017 wurde ein Entwurf für 13 Wohneinheiten und einem Geschäftslokal mit 150 Quadratmetern sowie einer Tiefgarage eingereicht. „Mit dem neuen Bebauungsplan ist eine zweckmäßige und bodensparende Bebauung gewährleistet“, erklärte GR Andreas Schmidt. Die Baumassendichte liege jetzt bei 4,2. Die Zu- und Abfahrt zur Tiefgarage liege an der westlichen Grundgrenze und erfolge von der Loingerstraße aus, keinesfalls von der Pfarrgasse. Der Gemeinderat stimmte mehrheitlich mit 17 Stimmen zu, die Grünen waren dagegen. „Das Bauvorhaben ist für diese Gegend ein viel zu großer Klotz, im südlichen Bereich befinden sich vor allem Einfamilienhäuser. Zudem befindet sich genau gegenüber die Einfahrt fürs Fischerfeld“, argumentierte Götz die Ablehnung der Grünen.
Südtiroler Siedlung: NHT-Neubau beschäftigt Gemeinderat erneut
Heftige Proteste hagelte es von Anrainern der Brucknerstraße gegen das Neue Heimat-Bauprojekt zur Erneuerung der Südtiroler Siedlung an der Steinbacherstraße/Brucknerstraße. „Wir haben uns intensiv mit den Einsprüchen beschäftigt, real wurde auch umgeplant. Die neuerlichen Einsprüche sind inhaltlich nicht nachvollziehbar“, erklärte GR Schmidt. Man sei den Anrainern schon weit entgegengekommen – etwa durch doppelten Abstand, Verlegung des Ballspielplatzes, betonte Bgm. Hedi Wechner. Aus Sicht der Gemeinde sei bereits alles getan für die Anrainer. Der Gemeinderat lehnte mit 11 Ja- bei 7 Nein-Stimmen (Bürgerliste Wörgler Volkspartei, Junge Wörgler Liste, Team Wörgl und Wörgler Grüne), dem neuerlich eingelangten Einsprüchen keine Folge zu leisten.