Ein Plädoyer für ökologische Landwirtschaft: „Der Bauer und sein Prinz“

Auf großes Interesse stieß die Vorführung des Dokumentarfilmes „Der Bauer und sein Prinz“ am 18. Oktober 2016 im Tagungshaus Wörgl. Die Filmreihe in Kooperation von Unterguggenberger Institut, Grüner Bildungswerkstatt Tirol und dem Tagungshaus Wörgl wird im Frühjahr 2017 fortgesetzt: Am 17. Jänner wird der Film mit dem Waldviertler Schuhmacher Heini Staudiger „Das Leben ist keine Generalprobe“ gezeigt. Am 4. April beschäftigt sich der Film „FREIgestellt – die Zukunft der Arbeit in Zeiten des Überflusses“ von Claus Strigl mit dem gesellschaftlichen Wandel angesichts des technischen Fortschrittes. Danach widmen sich zwei Veranstaltungen dem  Thema Grundeinkommen: am 18. April 2017 zeigen wir den Film-Essay „Grundeinkommen“ von Enno Schmidt und Daniel Häni und am 16. Mai 2017 folgt dazu eine moderierte Diskussion mit Enno Schmidt. Beginn ist jeweils um 19:30 Uhr bei freiem Eintritt  im Tagungshaus Wörgl.

Der „Denkmal“-Filmemacher Bertram Verhaag begleitete mit der Kamera über fünf Jahr lang das Leben auf der ökologischen Duchy Home Farm von Prinz Charles in Südengland, die nach 30 Jahren praktischer Erfahrung zeigt, dass der ökologische Weg mit der Natur langfristig erfolgversprechender als konventionelle, industrielle Landwirtschaft ist. Verhaag  führte Interviews mit Prinzes Charles ebenso wie mit Farm-Manager David Wilson und weiteren Protagonisten der Öko- und Bio-Bewegung. Die Doku schildert mit oppulenten, poetischen Bildern die Farmarbeit im Zyklus der Jahreszeiten und gibt Einblick in die Arbeitsweise der wirtschaftlich geführten Landwirtschaft, die mittlerweile 760 Hektar Land umfasst und viele britische Landwirte zur Umstellung auf biologische Landwirtschaft motiviert.

Der Prinz of Wales fühlt sich dem ökologisch nachhaltigen Gedanken schon  vor mehr als 30 Jahren verbunden und wollte praktisch zeigen, welcher Nutzen und welche Heilkraft von  Landwirtschaft im Einklang mit der Natur und ohne Gifte ausgeht. Prinz Charles blieb nicht der Visionär im Hintergrund – er arbeitet auf der Farm auch selbst mit, biegt lebendige Hecken nach alter Tradition, die gegen Bodenerosion und als Weidezaun wirken. Gesunden Boden zu schaffen ist die Grundlage für die Gesundheit aller Lebewesen. Um die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, fand Charles im charismatischen Farm-Manager David Wilson vor 30 Jahren den richtigen Partner und Know How u.a. beim deutschen Pionier des Öko-Landbaues Prof. Hardy Vogtmann.

Im Laufe der Jahrzehnte bewährte sich das Rotationsprinzip, Wiesen drei Jahre mit Gras und Klee als Viehfutter und dann wieder als Ackerland für Getreide oder Kartoffeln zu nützen. In der Viehwirtschaft wird auf Hochleistungserträge bewusst verzichtet und dem Erhalt alter, dem Land angepasster Rassen der Vorzug gegeben. Artenerhalt zählt auch beim Getreide- und Obstanbau zum Prinzip –so werden 16 Weizensorten gleichzeitig ausgesät und 1.000 Apfelbäume, die 1.000 Sorten tragen, angepflanzt. Die Ausrichtung auf das nachhaltige Wohl ist oberste Devise, wobei die Farm mit 20 Hektar Gemüseanbau und eigenem Hofladen wirtschaftlich geführt wird.

Charles Engagement geht über den eigenen Hof hinaus. „Ich versuche zu zeigen, wie wichtig die kleinbäuerliche Familienlandwirtschaft ist. Sie ist weltweit die Basis der Ernährungssicherheit – und dabei werden überall auf der Welt die Bauern von ihrem Land vertrieben“, warnt Charles und kritisiert „die perverse Förderpolitik“, die derzeit das falsche System unterstütze. Anstatt der biologischen Landwirtschaft wird die konventionelle mit ihren teuren Nebenwirkungen gefördert. Das Subventionssystem umdrehen fordert Charles, der mit der Duchy Home Farm und angegliederten Betrieben wie der Shipton Mill Steinmühle zum Rückgrat der biologischen Landwirtschaftsbewegung in Britannien wurde und viel Bildungsarbeit leistet.

Als Kind erlebte Charles viel Zerstörung in der Landwirtschaft durch den Einsatz von Pestiziden und industrieller Methoden. Deshalb habe er einen Heilungsprozess angestrebt. „Biologische Landwirtschaft basiert auf Harmonie und Gleichgewicht. Wir müssen der Natur auch etwas zurückgeben. Das ist der einzige Weg, die Zerstörung unseres Planeten zu verhindern. Heutzutage geben wir nichts zurück, wir nehmen nur“, appelliert Charles, der der Natur Rückzugsräume zugesteht und für langfristiges, ganzheitliches Denken und Handeln eintritt, das auch die Auswirkungen betrachtet. Nach dreißig Jahren praktischer Erfahrung ist er überzeugt, dass die Welt ökologisch ernährt werden kann: Durch kleinteilige, bäuerliche Landwirtschaft, durch artgerechte Haltung unserer Nutztiere, ohne Agrogifte, ohne Gentechnik und ohne industrielle Monokulturen.