Erinnerung ans Durchgangslager Wörgl

Erinnern, um die Geschichte nicht zu wiederholen –   alljährlich im November wird der Verfolgung und Ermordung von Juden durch das nationalsozialistische Regime gedacht. Damit rücken auch Gedenkstätten an die Opfer der NS-Zeit in den Fokus. In Wörgl bestand in Söckingen ein Zwangsarbeiter-Durchgangslager. Der Heimatmuseumsverein rief in Kooperation mit dem Anne Frank Verein Österreich das „Dulag Wörgl“ 2016 mit einer Sonderausstellung in Erinnerung und bemüht sich seither, die Erinnerung daran wach zu halten.

Unter anderem in der aktuellen Ausstellung im Museum Wörgl sowie mit einem weiteren Kooperationsprojekt mit dem Anne Frank Verein unter der Leitung von dessen Koordinator Aaron Peterer in Zusammenarbeit mit dem Bundesrealgymnasium Wörgl. SchülerInnen im Wahlfach Geschichte befassen sich mit der Erinnerungskultur und deren Plätze in Wörgl, auch mit dem Ziel, das damalige Durchgangslager sichtbar zu machen.

Das Durchgangslager Wörgl, kurz DULAG genannt, wurde ab Herbst 1941 im Ortsteil Söcking  errichtet, im Frühjahr 1942 in Betrieb genommen und vom Landesarbeitsamt verwaltet. Das Lager, bestehend aus 18 Unterkunfts- und vier Verwaltungsbaracken samt Entlausungs- und Desinfektionsstation, hatte eine Aufnahmekapazität von 750 bis 800 Mann, teilweise waren über 1.200 Menschen untergebracht. Von Mai 1942 bis September 1944 wurden 34 Transporte mit  31.759 Personen durchgeschleust, die zu Arbeitseinsätzen in Westösterreich und Bayern geschickt wurden. Nach Beendigung der Zwangsarbeiter-Transporte diente das Barackenlager als Flüchtlingslager und wurde  bis zum Abriss 1958 als Wohnraum genützt.

Auf einem Teil des ehemaligen Lager-Geländes befinden sich heute drei Wohnblöcke sowie Gewerbeflächen, die noch bebaut werden sollen. Auf dem Achendamm an der Grillparzerstraße besteht zudem ein nicht weiter gekennzeichnetes Marterl in ziemlich desolatem Zustand. Nach Angaben einer Wörgler Zeitzeugin wurde dieses schmiedeeiserne Kreuz vor Jahrzehnten von den Barmherzigen Schwestern aufgestellt, die im Krankenhaus Wörgl in der Krankenpflege tätig waren. Das Kreuz sei vom Wörgler Huber-Schmied angefertigt worden. Der genaue Zeitpunkt der Aufstellung ist derzeit nicht bekannt. Kann sich noch jemand in Wörgl an die näheren Umstände erinnern, unter denen dieses Marterl aufgestellt wurde? Infos bitte an veronika(at)vero-online.info

Das Krankenhaus Wörgl wurde im Oktober 1900 als Gemeindespital eröffnet. Um die fachgerechte Pflege kümmerten sich über Jahrzehnte die Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul, deren Mutterhaus in Salzburg stand.  1925 erwarb das Krankenhaus das Bauerngut Untersöcking, betrieb dort eine Landwirtschaft mit Lebensmittelanbau für die Spitalsküche. Während der NS-Zeit wurde den Geistlichen Schwestern die Krankenpflege entzogen, sie nahmen erst 1946 wieder ihre Tätigkeit auf.

Martel in Söcking/Wörgl, fotografiert im November 2023. Foto: Veronika Spielbichler

Wurde dieses Marterl einst von den Barmherzigen Schwestern für die NS-Opfer im Durchgangslager Wörgl aufgestellt? Hinweise dazu fehlen beim ziemlich verwahrlosten Kleindenkmal. Weder Gassi-Station noch der vom Biber angeknabberte, absterbende Baum sind einer Gedenkstätte würdig….