Einen Tag voller bleibender Eindrücke und Inspirationen erlebten die TeilnehmerInnen des Wörgler Kulturstammtisch-Ausfluges in die europäische Kulturhauptstadt-Region Bad Ischl Salzkammergut am 12. Oktober 2024. Weltklasse-Kunst von Ai Weiwei, monumentale Keramik von Elmar Trenkwalder in Gmunden und ein ebenso monumentales Blasmusik-Experiment, die Landschaftsorgel in der Asamer Schottergrube in Vorchdorf.
Schon bei der Anreise mit zwei Pkw über die bayerische Autobahn zeigte sich das Wetter gut gesonnen – die herbstliche, vom Nebel und der aufgehenden Sonne durchflutete Landschaft präsentierte sich in mystischer Stimmung. Angekommen in Bad Ischl folgte erst einmal ein Einkehrschwung in der traditionsreichen Konditorei Zauner, die mit monarchistischem Ambiente und einer weltmeisterlichen Auswahl an süßer Mehlspeis, österreichischer Kaffeetradition und pikanten Snacks aufwartet.
Grenzüberschreitungen inszeniert die aktuelle Ausstellung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei in Bad Ischl, die in historischem Umfeld von Marmorschlössl, Kaiserpark und den Kaiserlichen Stallungen dessen Kunst in einen spannenden Dialog mit der Hallstattkultur bringt. Ai Weiwei lässt in vielerlei Hinsicht staunen – eintauchen in sein künstlerisches Universum beinhaltet die Auseinandersetzung mit chinesischer und westlicher (Kunst-)Geschichte inklusive gesellschaftsrelevanter Themen wie Korruption, Krieg, Flucht und dem Leben in einer repressiven Diktatur. Ai Weiwei spielt virtuos mit Materialien wie Holz, Glas, Porzellan und Papier, Formen und Farben, verbindet traditionelle chinesische Techniken mit modernen Medien.
Als Wandler zwischen Ost und West zeigt Ai Weiwei Parallelen zwischen den Kulturen, verbindet traditionelle chinesische Kultur mit westlichem Dadaismus und Pop-Art. Ein 400 Jahre altes chinesisches Holzhaus in traditioneller Pfosten- und Riegelbauweise bunt angemalt, aufgerichtet auf Glaskugeln, zählt zu den Foto-Hotspots, den auch die „Kulturstammtischler“ nicht ausließen.
Zusammengestellt wurde das erlebnisreiche Tagesprogramm von Kulturrefent Sebastian Feiersinger und Dr. Günther Moschig, der auch in kulinarischer Hinsicht die besten Destinationen kennt – wie der mittägliche Gasthausbesuch beim Attwenger in Bad Ischl zeigte. Frisch gestärkt ging es danach weiter zur Produktionsstätte der Gmundner Keramik in Gmunden, wo im Ausstellungsraum großformatige Keramik-Skulpturen des österreichischen Künstlers Elmar Trenkwalder zu sehen sind. Die opulente Formensprache erinnert an prunkvollen Barock, lehnt sich auch an asiatischer religiöser Kunst an. Der in Innsbruck geborene Künstler studierte bei Max Weiler und Arnulf Rainer und erarbeitete sich eine einzigartige Position in der internationalen Kunstszene.
Nach einem Zwischenstopp am Traunsee-Ufer, wo eine Skulptur des Kitzbüheler Künstlers Maximilian Bernhard (ebenso wie am Gradlplatz in Wörgl) steht, fuhr die Kulturstammtischrunde nach Vorchdorf zum „Salzkammer(sc)hall“-Projekt von Georg Nussbaumer, das fürs europäische Kulturhauptstadt-Programm als einmaliges „sound-land-art“- Klangerlebnis kreiert wurde. Für die „Landschaftsorgel“ rückten fünf Musikkapellen des Blasmusikverbandes Oberösterreich aus dem Bezirk Gmunden in der Asamer-Schottergrube aus, die dafür das Betriebsgelände besuchergerecht adaptierte. Die moderne Komposition arrangierte die rund 300 MusikerInnen zu einer „vielstimmigen Orgel“. Eine imposante Klangwolke, wobei die Art der Komposition auch Diskussionsstoff lieferte. Der eindrucksvolle Kulturstammtisch-Ausflug klang schließlich in gemütlicher Runde beim Kirchenwirt in Wörgl aus.
- Erster Einkehrschwung beim Kulturstammtisch-Ausflug in Bad Ischl beim Zauner – v.l. Kulturreferent Sebastian Feiersinger, Birgit und Dr. Günther Moschig, Mag. Helmut Nindl, DI Josef Egenbauer, Willi und Veronika Spielbichler. Foto: Helmut Nindl
- Traumhaftes Herbstwetter beim Kulturstammtisch-Ausflug in die europäische Kulturhauptstadt Bad Ischl. Foto: Veronika Spielbichler
- „kultur macht pause“ – auf diesem Liegestuhl lassen sich die Eindrücke der Ai Weiwei-Ausstellung verarbeiten…. Foto: Veronika Spielbichler
- Da zückte Kulturreferent Sebastian Feiersinger seine Handy-Kamera: Dr. Günther Moschig mit Ai Weiwei-Ausstellungsguide.
- „With Wind, 2014“ – ein funktionsfähiger Papierdrachen schwebt über Porzellan-Kugeln – Fundstücke aus der Provinz Hebei in China, die als Projektile bei Kriegshandlungen eingesetzt wurden. Die Ai Weiwei-Rauminstallation fotografierte Helmut Nindl.
- Ai Weiweis traditionell gefertigter Drachen beinhaltet eine Botschaft – er mit Symbolen aus 30 Ländern gestaltet, in denen es in der Vergangenheit immer wieder zu Einschränkungen von Bürgerrechten gekommen ist. Foto: Helmut Nindl
- Ein Zitat von Edward Snowden auf Ai Weiweis Drachen „…privacy is a function of liberty“. Foto: Veronika Spielbichler
- Ein tönendes Kunstwerk von Ai Weiwei: „Pillar, 2006“ im Kaiserpark in Bad Ischl. Mit den Säulen testete der Künstler die Größengrenzen von Porzellan aus. Foto: Veronika Spielbichler
- Hat schon Kult-Status in social media: der Pavillon „Coloured House, 2013“ von Ai Weiwei. Foto: Alexander Holaus
- Ein knapp 400 Jahre altes Holzhaus im Pfosten-Riegel-System errichtet, das einer wohlhabenden Familie in der Provinz Zhejiang in China gehörte, wurde von Ai Weiwei mit Industriefarben gestrichen und auf Glaskugeln gestellt. Foto: Moschig
- Der Ai Weiwei-Pavillon im Kaiserpark kann auch von innen begangen werden. Foto: Helmut Nindl
- Spiegelung im Glassockel von Ai Weiweis „Coloured House, 2013“. Foto: Veronika Spielbichler
- Ai Weiwei Selbstporträt in Aluminium mit dem Titel „Figure without a Brain, 2020“ – Skulptur im Marmorschlössl. Foto: Veronika Spielbichler
- Zählt zu Ai Weiweis bekanntesten Motiven: Abgüsse seiner linken Hand aus Muranoglas. Foto: Veronika Spielbichler
- Ai Weiwei – Inspiriert von den Nachrichten zu Beginn der Covid-19-Pandemie: Gläserne Toilettenpapier-Rolle, im Hintergrund ein Tapetenmotiv mit Überwachungs-Symbolen. Foto: Veronika Spielbichler
- Die Tapete Odyssey mit Flucht-Motiven eine Porzellansäule mit Kriegs- und Fluchtmotiven, gefertigt in traditioneller chinesischer Handwerkskunst. Die Flüchtlingskrise 2015 inspirierte Ai Weiwei zu diesen Arbeiten. Foto: Josef Egenbauer
- Krieg, Vertreibung, Flucht – auf Tapete und Porzellan in der Ai Weiwei-Ausstellung im Marmorschlössl. Foto: Veronika Spielbichler
- Han-Dynastie-Gefäß mit Coca Cola Logo, 2015 – Ai Weiweis subtile Kritik an der westlichen Konsumgesellschaft. In einem Video lässt er ein solches antikes Keramikgefäß mit Cola-Logo fallen, es zersplittert – was für große Aufregung sorgte. Foto: Veronika Spielbichler
- Aus vielen Scherben zusammengesetzt das Pendant aus der Hallstatt-Zeit: ein Kegelhalsgefäß mit Rollstempelzier aus Mitterkirchen, um 700 v. Chr. Foto: Josef Egenbauer.
- Die Köpfe der chinesischen Tierkreiszeichen von Ai Weiwei sind um den Brunnen vor der Kaiservilla aufgestellt. Foto: Josef Egenbauer
- Ai Weiwei – Julian Assanges „Truth“-Poster, aufgebaut mit Legosteinen. Foto: Helmut Nindl
- Ai Weiwei, Prisoner´s Round, 2023 – Vincent van Goghs Gemälde ist aus Spielzeugsteinen aufgebaut. Foto: Helmut Nindl
- Eine Installation als Hommage ans Fahrrad: Ai Weiwei Forever Bicycles, 2018. Foto: Helmut Nindl
- Abordnung vom Verein Polylog im Kaiserpark in Bad Ischl – v.l. Helmut Nindl, Birgit und Günther Moschig sowie Sebastian Feiersinger. Foto: Helmut Nindl
- Gruppenbild im Ai Weiwei-Porzellan-Kunstwerk „Bubbles“ 2008. Foto: Helmut Nindl
- Einkehrschwung zu Mittag beim Attwenger in Bad Ischl. Foto: Helmut Nindl
- Über den Tellerrand, äh Tassenrand geschaut…. Foto: Helmut Nindl
- Alexander Holaus aus Auffach schloss sich der Wörgler Kulturstammtischrunde an – er drückte den Auslöser bei diesem Gruppenfoto. Foto von Helmut Nindl zur Verfügung gestellt.
- Die Elmar Trenkwalder-Ausstellung bei Gmundner Keramik ist noch bis 11. Jänner 2025 zu sehen. Foto: Veronika Spielbichelr
- Großformatige Keramik-Skulptur von Elmar Trenkwalder. Foto: Moschig
- Inspiriert von asiatischer Kunst: Skulptur von Elmar Trenkwalder. Foto: Moschig
- Skulptur von Max Bernhard am Traunsee-Ufer in Gmunden. Foto: Helmut Nindl.
- Fünf Musikkapellen rückten für das „sound-land-art“-Projekt „Die Landschaftsorgel“ in der Asamer Schottergrube in Vorchdorf aus. Foto: Veronika Spielbichler
- Mittendrin: Wörgls Kulturreferent Sebastian Feiersinger. Foto: Veronika Spielbichler
- Eine Schottergrube als Bühne – das Klangexperiment wurde fürs europäische Kulturhauptstadt-Projekt konzipiert. Foto: Helmut Nindl
- Vor dem Aufbruch zur Heimfahrt – über das Klangexperiment wurde noch diskutiert. Foto: Alexander Holaus