Frühzeitige Mieterinformation und Einbindung der Betroffenen von Beginn an – um das zu gewährleisten, luden der Wohnbauträger NHT Neue Heimat Tirol und die Stadt Wörgl am 22. Februar 2016 im Volkshaus Wörgl zum Infoabend betreffend die Erneuerung der Südtiroler Siedlung an Steinbacher, Thaler- und Schubertstraße. Die alte Bausubstanz von insgesamt 236 Wohnungen soll im Laufe der nächsten Jahre schrittweise erneuert werden. Die erste Baustufe der NHT umfasst das Areal des ehemaligen Billa sowie der bereits abgetragenen Häuser an der Steinbacherstraße – Kreuzung Brucknerstraße. Im März startet der Architektenwettbewerb, dessen Ergebnis im Herbst 2016 vorliegen soll. Der Baubeginn ist 2017 geplant.
Das gesamte Planungsgebiet umfasst 3,8 Hektar und beinhaltet 190 Wohnungen der NHT sowie 46 Wohnungen im städtischen Eigentum, die von der Alpenländischen Heimstätte verwaltet werden. Diese sind der letzte Bauabschnitt, der frühestens in fünf Jahren in Angriff genommen wird. An der Steinbacherstraße wurden bereits zwei alte NHT-Wohnhäuser durch neue Gebäude ersetzt.
Für die weitere Erneuerung der Wohnbausubstanz wird für das gesamte Planungsgebiet ein Architektenwettbewerb durchgeführt, zu dem rund 20 Architekten eingeladen werden. „Bebauungsplan, Dichte, Freiräume und Verkehrsverbindungen sind schon festgelegt, die weiteren Details sind Sache des Wettbewerbes“, teilte Bürgermeisterin Hedi Wechner mit.
Das großflächige Konzept zur Erneuerung der alten Bausubstanz der „Südtiroler Siedlungen“, die in den 1940er Jahren tirolweit errichtet wurden, entwickelte die Neue Heimat Tirol nach Bausubstanz-Prüfungen in allen Häusern. Ein Deckenknick in einem Haus in Innsbruck war 2002 der Auslöser. „Der TÜV Süd überprüfte daraufhin alle Häuser“, teilte Engelbert Spiß von der NHT mit. Bei der Kostenerhebung war klar, dass die Erneuerung der Bausubstanz einer Sanierung eindeutig vorzuziehen ist.
Die Baustufe 1 des Wettbewerbsgebietes in Wörgl umfasst den rund 8.200 Quadratmeter großen Bereich rund um den abgetragenen Billa-Markt. Die Rahmenbedingungen erläuterte Raumplanerin Claudia Schönegger. Die neuen Gebäude umfassen drei bis vier Geschoße, wobei maximal 40 % zusätzliche Baumasse und 60 % zusätzliche Wohnnutzfläche erlaubt sind. Für die soziale Infrastruktur soll ein 3 bis 4 Gruppen beinhaltender Kindergarten, in der Baustufe 1 ein 150 Quadratmeter großer Jugendraum und in der Baustufe 2 ein 150 Quadratmeter großer Quartierstreff für alle Generationen eingeplant werden. „Erschließungsachse bleiben Steinbacher- und Brucknerstraße. Das Mobilitätskonzept sieht Barrierefreiheit vor, für den parkenden Verkehr wird eine Quartiersgarage errichtet, die Autos unter die Erde bringt. Damit gewinnt man Freiräume“, so Schönegger.
Die Vorgaben für den Architektenwettbewerb beinhalten keine der Anregungen aus dem Studierenden-Projekt der FH Kufstein, das mit einem Hochschulcafé Stadtentwicklungsvorschläge erarbeitet und 2014 präsentiert hatte (Info: https://vero-online.info/page.php?id=3170). Darunter war u.a. die Anregung, die Verkehrsverbindung zwischen M4 und Bahnhofstraße auszubauen.
Die Fragen der MieterInnen betrafen in erster Linie künftige Parkmöglichkeiten und den Zeitplan – wann für sie ein Umzug anstehen wird. Spiß und Geschwentner versicherten, dass niemand Angst haben müsse, auf der Straße zu stehen. „Bei der Umsetzung der 1. Bauphase wird das Baufeld halbiert, hier kann dann vor Ort umgezogen werden“, erklärte Spiß. „Übersiedler werden bei der Vergabe der neu gebauten Wohnungen bevorzugt“, teilte Gschwentner mit. Da die Erneuerung abschnittsweise mit einem Zeithorizont von mehreren Jahren erfolgen wird, tauchte auch die Frage nach thermischer Sanierung des Bestandes auf. „Das zahlt sich nicht mehr aus“, lautete die Auskunft.
Seniorengerechtes bauen und betreubares Wohnen waren ein weiteres Thema. „Unsere Wohnungen sind alle senioren- und behindertengerecht. Lifte sind selbstverständlich, auch in den Wohnungen gibt es keine Barrieren. Bad und WC sind so geplant, dass durch einfaches Entfernen der Trennwand rollstuhlgerechte Wenderadien gegeben sind. Wenn sich die Stadt betreubares Wohnen wünscht, kann das gern berücksichtigt werden“, so Gschwentner. „Den Wunsch nach betreubarem Wohnen habe ich mitgenommen – das bietet sich durch die Nähe zum Sprengel auch an“, so Wechner.
Weitere NHT-Wohnanlagen in Wörgl
Die NHT hat in Wörgl weitere Wohnungen in der Südtiroler Siedlung an der Vogelweiderstraße sowie ein Areal an der Ganglstraße. Die Häuser in der Vogelweiderstraße werden 2017 generalsaniert und stehen dann noch weitere 15 bis 20 Jahre. In der Ganglstraße steht das Gelände der „Offiziershäuser“ zur Bebauung an. Eines der alten Häuser steht noch, da ein Mieter nicht raus will. Wie auch in der Steinbacherstraße, so ist es auch hier nicht die Art der NHT, Mieter zum Auszug zu drängen. Ist dann auf diesem Areal auch eine abschnittsweise Bebauung möglich? „Wegen der zentralen Tiefgarage möchten wir warten, bis das gesamte Areal zur Verfügung steht“, so Gschwentner.
Theoretisch wäre hier allerdings die Umsetzung des 5-Euro-Mietprojektes der Landesinitiative möglich. Die NHT errichtet das erste Projekt in Schwaz. Ohne Tiefgarage. „Für die Vergabe gilt, dass zwei Drittel der Einkommensgrenze der Wohnbauförderung erreicht werden dürfen. Und das Land behält sich für 15 % der Wohnungen das Zuweisungsrecht vor, um hier Asylberechtigte unterzubringen“, so Gschwentner. Wenn Wörgl die raumordnerische Festlegung trifft, auf die Tiefgarage zu verzichten, wäre ein solches Projekt auch an der Ganglstraße möglich.