Fantasievolle Reise ins Nimmerland auf dem Rattenberger Schlossberg

Wo sind Naturgesetze und Grenzen aufgehoben? Wo ist alles möglich? Wo werden Träume wahr? Diesen Sommer auf jeden Fall am Rattenberger Schlossberg, wo mit „p.pan und die verlorene Zeit“  ganz großes Theater  geboten wird. Regisseur Helmuth A. Häusler schafft mit der Inszenierung seiner vielschichtigen Bearbeitung des Romans Peter Pan von James M. Barrie einen leuchtenden Stern am Tiroler Theaterhimmel, den die 47 DarstellerInnen der Schlossbergspiele Rattenberg untermalt von unter die Haut gehender Musik und effektvoller Beleuchtung beim Premierenabend am 1. Juli 2016 erstmals zum Strahlen brachten.

Keine liebliche Peter Pan Fantasy-Story á la Walt Disney erwartet in der  zauberhaften Natur-Kulisse am Rattenberger Schlossberg das Theaterpublikum.   Die Reise ins Nimmerland beginnt mit einem ganz realistischen Szenario: Familien-Camping-Urlaub am Berg. Ein mühevoller Aufstieg für die Erwachsenen, der mit dem Verschwinden der Kinder zum Albtraum aller Eltern wird. Doch sie sind garnicht verschwunden – sie leben in einer Parallelwelt. Einer Welt, die von den Erwachsenen nicht wahr genommen wird. Eine Welt, in die sie Peter Pan entführt – aber nicht mit Gewalt, sondern mit dem Versprechen der Freiheit.

Doch in der Welt des menschlichen Geistes warten nicht nur schöne Träume, da schlummern auch Ängste. „So sehr sich die Ärzte bemühen, den menschlichen Geist zu zeichnen  – sie schaffen es nicht, und schon garnicht bei Kindern“, erklärt das Kindermädchen Nana, das Wendy, John und Michael aus Peter Pan vorliest und damit die Tür ins Nimmerland einen Spalt breit öffnet. Die Eintrittskarte ist Peter Pans Schatten, den der Jüngste, Michael, findet. Nur für die Kinder ist Peter Pan und seine Welt sichtbar, der in Nimmerland als König regiert. Er narrt mit seinen verlorenen Jungs die Piraten, rettet Häuptlingstochter Tiger Lily, besiegt den bösen Piratenkapitän Haken nicht nur im Wortgefecht, auch mit dem Degen. Frech und mutig.

Doch Sieger sehen anders aus und es ist der Mut der Verzweiflung – hinter der schillernden Fassade brökelt es. Die verlorenen Jungs träumen von einer liebenden Mutter, von der Geborgenheit  eines Zuhauses und finden sich in selbst gemachter Hackordnung wieder, in der ihnen Nimmerland als öde erscheint. „Schweißtropfen oder Tränen – ich kann es nicht erkennen“ bringt einer ihr emotionales Wahrnehmungsdefizit auf den Punkt. Sie folgen im Traum von Freiheit Peter Pan, ihrem Helden, der selbst scheitert, mit der Verantwortung nicht umzugehen weiß und in Spiel, Abenteuerlust und Vergnügen flüchtet. „Lasst es bleiben, das Erwachsenwerden“, drängt er Wendy, die mit ihren Brüdern zurück zu ihren Eltern will, als sie genug von Nimmerland und seinen Scheinkämpfen hat, bei denen selbst die Indianer müde geworden sind und nicht mehr mitspielen wollen. Denn nicht die Piraten sind die größte Gefahr in Nimmerland, sondern das Krokodil, das in Form eines antiken Chores orakelt. Es frisst alles und erinnert, dass nur eines ewig jung bleibt – die Zeit.

Als Wendy, John und Michael schließlich „14 Würfelzucker nach neun“ in ihre Welt zurückkehren, bleibt Peter Pan zurück und blickt von der Bühnenbrücke in den Zuschauerraum  wie in einen Spiegel und den Theaterbesuchern in die Seele.

Zu den Zutaten des faszinierenden Theaterabends zählt die Sprache, die Autor und Regisseur Helmuth A. Häusler gefunden hat, ebenso wie die großartigen Darstellerleistungen, zu denen sich die Schauspieler in der einfühlsamen Arbeit mit dem Regisseur motivieren ließen. Für Gänsehaut-Effekte sorgt die eigens von Romed Hopfgartner (Franui) komponierte und vom Tiroler Kammerorchester Innstrumenti eingespielte Bühnenmusik. Zum Gesamtkunstwerk wird „p.pan und die verlorene Zeit“ durch effektvolle Lichtsetzung ebenso wie durch das abstrakte Bühnenbild, das Erich Eberharter und sein Team nach dem Entwurf von Helmuth A. Häusler angefertigt haben.  Fantasievolle Kostüme und Masken tragen ebenso zur perfekten Illusion auf der Bühne bei.

Als Peter Pan beeindruckt mit seiner ersten großen Hauptrolle am Schlossberg Lukas Schwarz – der übrigens zeitgleich zu den Probearbeiten die Matura geschafft hat! Aus der „Schauspieler-Dynastie“ Schwarz stehen weiters Astrid Schwarz als resolute, verantwortungsbewusste Wendy, Michael Schwarz als ihr Bruder John und Simon Schwarz als ihr kleiner Bruder Michael auf der Bühne. Die machtlosen Eltern verkörpern mit viel Herzblut Oliver Ruso und Katharina Oehm, als Kindermädchen Nana agiert Eva Oehm. Die verlorenen Jungs sind Daniel Kapfinger, Samuel Duftner, Johannes Schlögl, Martin Mölgg, Othmar Haller und Elias Häusler, Wanderglöckchen Sonja Stock gehört im Gefolge von Peter Pan nur sich selbst und entspricht in punkiger Aufmachung so garnicht dem Klischee einer Elfe.

Eine Klasse für sich sind die Piraten unter ihrem schillernden Käptn Jas Haken, grandios gespielt von Andreas Moser. Die Crew alternder Männer in der Midlifecrisis aus Georg Feichtner, Wolfgang Oehm, David Kronsteiner, Emil Greimer, Werner Klikova, Eva Ferrari, Alexander Schwarz, Patrick Haller, Bernhard Schrettl und Riccardo Schwaiger sorgt mit Wortwitz und Komik für Lacher. Die „Fernen“, angeführt von Häuptlingstochter Isabella Maier als Tiger Lily, dargestellt von Otto Naschberger, Ludwig Senn, Sabine Naschberger, Heide Seeber, Eva Ferrari, Kristina Lederer, Fabian Lederer, Emma Knoll, Heide Schwarz, Karin Troppmair, Fitz Troppmair, Helene Rampl, Claudia Lugger und Wolfgang Maier bringen die Perspektive des „joggenden Volkes“ ins Stück und mystisch muten Anna und Sophia Etzelstorfer, Anna Knoll, Alina Sprenger, Lisa Troppmair, Larissa Wieser und Carmen Bichler in fantasievollen Kostümen als „Krokodil“ und Waldgeister an.

Zur Premiere begrüßte Schlossbergspiele-Obfrau Claudia Lugger u.a. Landesrätin Dr. Beate Palfrader, den Präsidenten des Europäischen Forums Alpbach Dr. Franz Fischler, Rattenbergs Bürgermeister Bernhard Freiberger und Schauspiel-Theaterdirektor Thomas Kraus sowie etliche Sponsoren, darunter Martin Reiter von der Tiroler Versicherung. Nach dem ausgiebigen Premierenapplaus wurde einigen besonders engagierten Bühnenmitgliedern ausdrücklich gedankt: der 84jährigen Ria Mair für die Kostümanfertigung gemeinsam mit Waltraud Pauli, Mike Moll für 10 Jahre Ton und Sounddesign am Schlossberg, ebenso Tom Häubler von der Technik für 20 Jahre, Benjamin Schwarz für 20 Jahre und Christoph Wieser für 40 Jahre Mitwirkung bei der Technik.

Bei lauen Sommertemperaturen bot die Premierenfeier mit bewährtem Buffet am Schlossberg ausgiebig Raum für Smalltalk und weitere gute Unterhaltung, wobei das Trio Sundays Head live aufspielte.

Weitere Spieltermine sind am 5.,8.,9.,10.,11.,12.,19.,20.,21.,22.,26.,27.,28. Juli sowie 1.,2.,3.,4. Und 5. August 2016, Beginn jeweils um 21 Uhr. Für den Theaterbesuch gilt eine Altersempfehlung ab 12 Jahre. Kartenvorbestellung unter 05337/93570 oder 93571 sowie online auf www.schlossberspiele-rattenberg.at Bühnentelefon für Wetterfragen ab 19 Uhr unter 05337/64818. Vorbestellte Karten müssen bis 20:30 Uhr abgeholt werden.