Mit der Bebauung des Fischerfeldes und angrenzender Grundstücke im Ausmaß von rund einem Hektar steht Wörgl ein Filetstück der Stadtentwicklung bevor, für das der Gemeinderat am 30. März 2017 mit Flächenwidmung und Bebauungsplan mehrheitlich bei einem Abstimmungsergebnis von 15:6 die Weichen stellte. Mit Änderungen zum bereits öffentlich vorgestellten Projekt, die den Verkehr betreffen: die Erschließung des Gesamtareales erfolgt nun ausschließlich von der Brixentalerstraße aus und die Tiefgarage kann sich nun auch teilweise unter den geplanten Stadtpark ausdehnen.
Eine Zu- und Ausfahrt in der Salzburgerstraße wird zwar errichtet, deren Benützung wird vom Baubezirksamt aber nicht genehmigt. „Wenn die Nordtangente fertig ist, kann sie genutzt werden – ich hoffe, die ist irgendwann fertig“, erklärte Bürgermeisterin Hedi Wechner zur für die Opposition nicht befriedigenden Lösung. „Den ganzen Verkehr über die Brixentalerstraße abzuwickeln ist sehr bedenklich, auch wegen der dort situierten Musikschule – die Schülerfrequenz ist hoch“, kritisierte Gemeinderat Hubert Mosser von der Bürgerliste Wörgler Volkspartei, deren drei Mandatare ebenso nicht zustimmten wie das Team Wörgl und die Junge Wörgler Liste.
Die Widmung in unterschiedlichen Ebenen erläuterte Wörgls Raumplanerin Claudia Schönegger von Terra Cognita. Das 9.946 Quadratmeter große Areal wird für die Bebauung durch unterschiedliche Bauträger neu parzelliert. Die Alpenländische Heimstätte errichtet insgesamt 95 Wohnungen im Townhouse II (11) sowie im neuen Wohnpark (84) auf Baurechtsbasis – diese rund 7.500 Quadratmeter große Fläche wird in Teilfestlegungen als Park (3.076 Quadratmeter) sowie als gemischtes Wohngebiet ausgewiesen. Auf 1.921 Quadratmetern will der gemeinnützige Verein Wirtschaftshilfe für Studierende (WIST), Eigentümerin der gesamten Liegenschaft, ein Gebäude mit Einrichtungen für die Volkshilfe sowie die Musikschule samt Probelokal für die Stadtmusikkapelle errichten, wozu die Widmung von gemischtem Wohngebiet auf Kerngebiet geändert wird.
Der Bebauungsplan schließt angrenzende Bauobjekte wie das Fischergebäude, das bereits errichtete Townhouse I der Alpenländischen Heimstätte und das Telekom-Gebäude ein. Die Bauplatz-übergreifende Tiefgarage kann größer werden – derzeit sind am Gelände 139 Stellplätze geplant, 130 in der Tiefgarage und 9 ebenerdig im Townhouse II. Die Tiefgarage kann in Richtung Raiffeisenplatz und in den Randbereichen erweitert werden. Die Baumassendichte ist unterschiedlich – beim Townhouse II am höchsten, beim Wohnpark am niedrigsten und im Schnitt liegt sie beim gesamten Areal bei 4,25.
Diskussion im Gemeinderat
Kritik kam von Mandataren der Bürgerliste Wörgler Volkspartei, dem Team Wörgl und der Jungen Wörgler Liste. „Warum werden beim Townhouse II automatisch oberirdische Stellplätze genehmigt? Das ist in der Entwicklungsachse der Salzburgerstraße nicht gut“, erklärte Vizebgm. Hubert Aufschnaiter im Hinblick auf Folgewirkungen. „Die Ursache ist die Sondergenehmigung fürs Townhouse 1“, erklärte Technik-Ausschussleiter Andreas Schmidt und wies darauf hin, dass die Bauwerber keine Geschäfte gefunden hätten, die sich dort ansiedeln wollten.
„Ich bin nicht gegen die Baumassendichte – das ist innerstädtisch möglich. Was mich stört, sind fehlende Infos“, erklärte GR Dr. Andreas Taxacher vom Team Wörgl. Während er ein Verkehrsgutachten zur neuen Situation in der Brixentalerstraße vermisst, erklärten Bgm. Hedi Wechner und GR Schmidt, dass es dieses gäbe. Schmidt: „Die Verkehrsfrequenz wird sich von 700 auf 756 Autos pro Stunde erhöhen – das ist eine Zunahme von nicht einmal 10 % zu jetzt.“ Wie dort allerdings die Anbindung der Tiefgaragen Ein- und Ausfahrt, die Führung der Fuß- und Radweg-Verbindung von der gegenüber einmündenden Pfarrgasse kommend konkret aussehen wird, wurde nicht vorgestellt.
Taxacher räumte die Townhouse 1-Sonderregelung als Fehler ein, der nicht impliziere, diesen beim Townhouse II zu wiederholen – die Ausführung wiederspreche dem Raumordnungskonzept. Er äußerte Bedenken hinsichtlich der Lärmentwicklung in der Wohnanlage bei den überbauten Gebäudeteilen und kritisierte, dass vor Erlassung des Bebauungsplanes der Vertrag über die Stadtparknützung nicht vorliege. „Wenn im Park der Spielplatz für die ganze Wohnanlage ist, sollte auch dafür vorab eine Vereinbarung vorliegen. Üblicherweise beteiligen sich die Wohnbauträger bei Spielplätzen im öffentlichen Raum an den Kosten für die Spielgeräte“, so Taxacher, der die Geschwindigkeit, mit der das Projekt im Ausschuss behandelt wurde, ebenso kritisierte wie nicht ausreichende Unterlagen.
„Das klingt nach beleidigter Leberwurst“, stellte NR FWL-GR Carmen Schimanek zu Taxachers Ausführungen fest. Sie finde das Projekt „hervorragend“ und besonders positiv sei, dass es „betreutes Wohnen“ gäbe. „Auf Anfrage aus Wörgl wird eine Wohngemeinschaft für Behinderte dort untergebracht“, teilte Bgm. Wechner mit. „Man kann jedes Projekt schlechtreden“, meinte GR Dr. Herbert Pertl von der Liste Hedi Wechner – er vermisse „Substanz in der Kritik“. „Wenn Nutzungs- und Lärmkonflikte nur als weinerliches Geseiere betrachtet werden, dann brauche ich nichts mehr sagen“, konterte Taxacher – das seien konkrete Punkte und nicht ein Beleidigt-Sein.
Die Kritik der Jungen Wörgler Liste, dass hier kein Eigentum für WörglerInnen in Form von Mietkaufwohnungen geschaffen werde, formulierte Ersatz-Gemeinderat Thomas Embacher.