Keine gestellten Szenen, sondern einen sensiblen Einblick in den Alltag des Lebens im Wörgler Seniorenheim zeigt die Fotoausstellung „Spätes Leben“, die der Angerberger Roland Wimmer in vertrauensvoller Atmosphäre mit der Kamera eingefangen hat. Die berührende Ausstellung der großformatigen Schwarzweiß-Bilder im Parterre wurde am 3. November 2021 eröffnet.
Verschiedene Situationen aus dem Heimalltag ohne Blitzlicht einfangen und dabei die vielen Facetten des letzten Lebensabschnittes ungekünstelt zeigen, dieses Anliegen führte Roland Wimmer über eineinhalb Monate hinweg immer wieder ins Seniorenheim. Dessen Leiter Harald Ringer konnte seinen Alpenvereinskollegen für das Projekt gewinnen. „Da hab ich nicht lange nachgedacht und gleich zugesagt“, erklärte Wimmer. Der Techniker, der aus der Steiermark stammt und seit 1986 mit seiner Frau in Angerberg lebt, besucht im vierten Semester die Prager Fotoschule in Linz. Der 66jährige suchte „als geistige Beschäftigung eine Herausforderung, die ich in der Fotografie gefunden habe.“
Gemeinsam mit dem Team im Haus lotete er aus, welche Möglichkeiten es fürs Fotografieren gibt. „Alle haben mich extrem unterstützt“, so Wimmer, bedankte sich für die positive realitätsbezogene Stimmung – nur so seien diese Aufnahmen möglich. Wohlfühlen nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera – das strahlen die intimen Einblicke aus, die sich am Tagesablauf orientieren. Ob gemeinsames Garteln, Nähen und Handarbeiten, Kochen oder Hundetherapie, Spielenachmittag und „Musik auf Bestellung“ , die Bilder fangen Aktivitäten ebenso ein wie viele stille Momente wie Berührungen und Blickkontakte, wobei auch das letzte Abschiednehmen nicht ausgespart ist.
An 12 Tagen verbrachte Wimmer viele Stunden im Heim, manchmal verließ er es wieder ohne ein Foto. „Ich habe in dieser Zeit sehr viel gelernt, menschlich und fotografisch“, so Wimmer. Vieles war nicht planbar. Beobachten und im richtigen Moment den Auslöser drücken. Und dabei bewusst die Schwarzweiß-Technik anwenden, denn „diese lenkt nicht ab, hilft dabei, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren“. Beim Rundgang stellte Wimmer seine Lieblingsbilder vor, dankte dem Team im Haus und dem Mariasteiner Fotografen Christoph Vögele für den Bilderdruck.
„Extrem glücklich“ über das Ergebnis der Zusammenarbeit ist Heimleiter Harald Ringer, der Roland Wimmers ehrenamtlichen Einsatz hervorhob. Begeistert zeigte sich auch Bürgermeisterin Hedi Wechner bei der Ausstellungseröffnung. Die Fotos seien „hervorragend gelungen. Das miteinander Leben und Erleben macht diese Bilder so wertvoll. Sie zeigen den Alltag. Menschen, die ihren letzten Lebensabschnitt hier in Geborgenheit und Fürsorge erleben.“ Die Ausstellung ist öffentlich zugänglich, bitte aktuelle Corona-Bestimmungen und 3G-Regel beachten!