Kann eine Fußgängerzone in der Bahnhofstraße funktionieren? Darüber gehen die Meinungen im Wörgler Gemeinderat auseinander. Am 12. November 2019 fasste das Gremium mit 17 Ja- bei 4 Gegenstimmen den Entschluss, das Verfahren zur Bestimmung einer Fußgängerzone einzuleiten – zunächst für den Teilabschnitt der Bahnhofstraße von der Kreuzung Fritz-Atzl-Straße bis zur Poststraße vor dem Bahnhof.
Fußgängerzonen festzulegen ist Sache der Gemeinde, stellte Bürgermeisterin Hedi Wechner fest und brachte den Antrag ein, das dafür nötige Verfahren einzuleiten: „In einem ersten Schritt ist ein grundsätzlicher Gemeinderatsbeschluss über die Prüfung einer Fußgängerzone und ein Verkehrsgutachten notwendig“, so Wechner. Fürs Gutachten wurde DI Hirschhuber aus Hall angefragt, der Wörgl bereits kenne.
„Wenn das der erste Teil ist – gibt es dann weitere und wie sieht der Zeitplan aus?“, wollte Grün-GR Richard Götz wissen. Einen Zeitplan gebe es nicht, aber sollte die Fußgängerzone auf die gesamte Bahnhofstraße erweitert werden, brauche es verkehrstechnische Maßnahmen. „Der obere Teil und die Speckbacherstraße verfügen über viele Tiefgaragenzufahrten. Ob eine Ausweitung der Fußgängerzone dahin möglich ist oder eine Begegnungszone belassen wird, werden weitere Untersuchungen zeigen“, so Wechner.
Zweifel meldete Gemeinderat Michael Riedhart von der Jungen Wörgler Liste an und berief sich dabei auf eine bayerische Studie für Gemeinden zwischen 10.000 und 30.000 Einwohnern. Derzufolge sind Voraussetzungen für das Funktionieren einer Fußgängerzone, dass nicht mehr Verkaufsflächen am Stadtrand als in der Kernzone sind, ein Parkraumkonzept vorliege, ein Altstadt-Kern und entsprechend attraktive Gastronomie bestehe. „Das alles erfüllt Wörgl nicht, eine Fußgängerzone kann hier nicht funktionieren“, so Riedhart, der auch wissen wollte, ob mit den ansässigen Geschäftsleuten schon geredet wurde. „Ich warne vor einem Probe-Galopp, bei dem man sich verrennt und die Geschäfte existenziell bedroht werden“, so Riedhart.
FWL-GR Christian Huter teilte mit, dass er 80 % der Geschäftsleute ausführlich interviewt und dabei überwiegend Zustimmung registriert habe: „65 % sagten ja, endlich! Es gibt auch schon viele Ideen dazu.“
„Das Auto geht nicht einkaufen, der Fußgänger hat das Geld in der Tasche“, meldete sich GR Mag. Gabi Madersbacher zu Wort, die für den Verein SCW Shopping City Wörgl seit Jahren Veranstaltungen zur Attraktivierung der Bahnhofstraße organisiert. Dem Argument, dass bei Veranstaltungen Umsätze rückläufig seien, hält sie den Erfolg von Aktionen wie Night-Shopping oder Black Friday entgegen: „An diesen Tagen haben die Geschäfte Umsätze wie an Weihnachtswochenenden.“ Zudem zeige der Bauernmarkt am Samstag, dass die Fußgängerzone bei entsprechendem Angebot funktioniere: „Die Lauffrequenz hat sich massiv erhöht, den Bauernmarkt können wir dann ausweiten.“ Es sei klar, „dass die Bahnhofstraße bespielt werden muss“, so Madersbacher. Es brauche Umbauten ebenso wie Veranstaltungen. „Jetzt geht es um eine Absichtserklärung und Prüfung sowie das Verkehrsgutachten. Dann wird es einen Ideenwettbewerb und die Einbeziehung der Händler geben“, so Madersbacher.
Vizebgm. Hubert Aufschnaiter, dessen Fraktion Bürgerliste Wörgler Volkspartei ebenso die die Junge Wörgler Liste gegen die Einleitung des Verfahrens stimmte, wies darauf hin, dass eine Absperrung der Bahnhofstraße die Verkehrsflüsse in den Seitenstraßen wie Giselastraße, Anich-Straße und Fritz-Atzl-Straße, die am Seniorenheim vorbeiführt, beeinflusse. Ihm wurde versichert, dass diese Problematik Teil des Verkehrsgutachtens sei, das DI Hirschhuber erstellen wird. Der Gemeinderat bewilligte mit 17:4 auch die Kosten dafür mit gut 7.000 Euro.