Gerettet und wieder errichtet: Die „Artberg-Wand“

Vor 25 Jahren schrieb Prof. Reinhard Artberg mit seiner einzigartigen Skulpturen-Wand an der A12 in Kramsach Kunst-Geschichte. Heuer wurde die Wand ausgetauscht und hätte verschrottet werden sollen. Durch eine Privat-Initiative konnten einige Elemente gerettet und an der L211 neu errichtet werden. Kürzlich fand die offizielle Signatur statt.

Im Jahr 1993 schrieb das Verkehrs-Ministerium einen Kunst-Wettbewerb für die Gestaltung einer Lärmschutz-Wand an der Autobahn-Auffahrt in Kramsach aus. Etwa 100 Künstler aus ganz Österreich haben sich daran beteiligt. Unter anderem auch Prof. Reinhard Artberg, langjähriger Freund und Wegbegleiter von Friedensreich Hundertwasser. Er lebte damals selbst in Kramsach. Artberg´s Entwurf hat sich schließlich durchgesetzt. Im gleichen Jahr wurde mit der Umsetzung begonnen.

Ein Stück „österreichische Kunst-Geschichte“

Heuer, etwa 25 Jahre später, sollte die Wand abgerissen werden: Die ASFINAG musste sie erneuern und hier eine höhere Wand errichten. Dass die Artberg-Wand aber auch ein einzigartiges Kunstwerk ist, wurde beim Abbruch irgendwie übersehen.

In letzter Minute konnte auf Initiative von Artberg´s langjährigem Freund, Mag. Christian Mück, ein Teil der Wand gerettet werden: „Im Mai liefen die Abbruch-Arbeiten der Wand auf Hochtouren. Erst beim zweiten Hinsehen realisierte ich… die reißen die Artberg-Wand ab! Für mich ist diese Wand aber ein Stück heimische Kunst-Geschichte. Sie ist einzigartig in Österreich, vielleicht sogar einzigartig in Europa und war immer auch ein Teil von Kramsach und der Region. Ich trat also mit dem Direktor der ASFINAG in Wien in Verbindung und man stimmte einem Projekt zur Rettung und Wieder-Errichtung zu“, erklärt Mag. Mück.

Auch LA Bgm. Ing. Alois Margreiter (ÖVP) war bei der Signatur dabei: „Ich wurde sogar schon von Bürgern in Breitenbach darauf angesprochen, dass hier diese Skulpturen-Wand wieder neu errichtet wurde. Und ich gratuliere dazu, dass man dieses Kunstwerk retten konnte. Generell denke ich, dass Tirol in Wien was den Lärmschutz anbelangt, manchmal ein wenig vernachlässigt wird…“

Kramsachs Bürgermeister Hartl Zisterer (ÖVP) erinnert an die Einzigartigkeit der Skulptur: „An der Grenze des technisch machbaren wurden diese Skulptur-Elemente mit faser-bewährtem Brückenbau-Beton und einer lärm-absorbierenden Oberfläche ausgeführt. Artberg hat nicht nur Bestehendes gestaltet, er hat hier funktionale Skulpturen entworfen. Die Idee, dass man durch die futuristisch gestalteten Skulpturen hindurch auch noch die historische Stadt Rattenberg sehen konnte, war und ist genial. Mag. Christian Mück als Initiator und Organisator sowie allen anderen, die hier mitgearbeitet haben, möchte ich heute für die Rettung dieses Kramsacher Kunstwerkes danken.“

Projekt „Revitalisierung“

Nach der Zustimmung der ASFINAG wurde unter der Leitung von Mag. Christian Mück ein Projekt zur Revitalisierung entwickelt: Der Abtransport der noch stehenden Elemente von der Autobahn wurde organisiert. Dabei halfen die Firmen Haider-Bau und Transporte Widmann. Die Planung und Wieder-Errichtung übernahm die Firma Rainer Bau. Farben Hinterholzer in Brixlegg übernahm die Beratung zur Neu-Bemalung und Farb-Lieferung.

Die Gemeinde Kramsach nahm das Projekt auf die Liste der aktuellen Bauprojekte im August, weil sonst eine Fertigstellung vor dem Winter nicht mehr möglich gewesen wäre. Mit Baumeister Norbert Rainer wurden schließlich auch technische Probleme und Herausforderungen bewältigt und die Wieder-Errichtung professionell umgesetzt.

Prof. Artberg übernahm Neugestaltung

Prof. Reinhard Artberg erfuhr von einigen Bekannten, dass „seine“ Wand abgerissen wird. „Das hat mir nicht gefallen. Aber zunächst habe ich gar nicht reagiert. Als mich dann aber Christian Mück angerufen hat und sagte, man wird einige Elemente retten und ich solle sie nach Original-Entwürfen neu gestalten, habe ich mich total gefreut! Ich habe sofort zugesagt… Nach Signatur und Neugestaltung gemäß Original-Entwurf ist dieses Stück der Skulpturen-Wand nun ein Zeit-Dokument. Man kann sich glaube ich kaum vorstellen, mit welchem Aufwand die ganze Aktion verbunden war. Dafür und für seine Wertschätzung gegenüber der Kunst möchte ich mich bei Christian, der die Idee dazu hatte und alles organisiert hat, ganz herzlich bedanken!“

Urheberrechtlich geschützt

Obwohl die ASFINAG Eigentümer der Elemente war, liegen das Urheberrecht sowie das geistige Eigentum bei Prof. Reinhard Artberg und einer internationalen Kunst-Agentur. Eine Revitalisierung war nur mit deren Zustimmung möglich.

Das revitalisierte Teilstück ist nun etwa 19 Meter lang. Es besteht aus 2,7 mal 2,7 Meter großen Skulpturen, die für eine Kombination beliebig gedreht werden können. Die Oberfläche ist in lärm-absorbierendem Waschbeton ausgeführt. Mit geschätzten 25.000 kg dürfte die Skulptur jetzt wohl eines der „gewichtigsten“ Kunstwerke in der Region sein.

Am Freitag, 16. November, wurde das Kunstwerk offiziell vom Künstler signiert. Es kann nun an der L211 in Kramsach besichtigt werden, bleibt somit weiter erhalten und ist damit nun wieder Teil des öffentlichen Raumes. (rr)

Text: Rofan-Kurier