Das Wärmesymposium „Wie heizt Tirol 2050?“ am 14. November 2019 wurde als erfolgreicher Abschluss des gleichnamigen Pilotprojektes durchgeführt. Vertreter der Landespolitik und der Gemeinden diskutierten im Gemeindesaal Angath zusammen mit Fachexperten anhand konkreter Beispiele die Möglichkeiten, Hemmnisse und Herausforderungen auf dem Weg zur fossilfreien Wärmeversorgung in Tirol.
Pilotprojekt „Wie heizt Tirol 2050?“
Im ersten Teil des Symposiums ging es um die Voraussetzungen und Ergebnisse des gegenständlichen Pilotprojektes, welches vom Land Tirol und dem Planungsverband Wörgl und Umgebung getragen wurde. LHStv. ÖR Josef Geisler erläuterte dazu die Motivation des Landes zur Durchführung des Projektes als Pilotprojekt zur Umsetzung der Tiroler Wärmestrategie im Rahmen von „Tirol 2050“. Den örtlichen Rahmen bildete der Planungsverband 29 – Wörgl und Umgebung. Für PV-Obfrau BGMin Hedi Wechner eignete sich dieser unter anderem deswegen so gut, weil hier bereits die Mehrheit der Gemeinden seit vielen Jahren umweltpolitisch aktiv sei. Daher wurde auch eine bessere Datengrundlage sowie die nötige Kooperation erwartet.
Lokale Kümmerer und detaillierte Gebäudedaten für Planung benötigt
Nachfolgend erläuterten DI Rupert Ebenbichler und Felix Thalheim von der mit der Projektabwicklung beauftragten Wasser Tirol die Methodik, Ergebnisse und Schlussfolgerungen des Projektes. Im PV 29 würden demnach noch 52 % der Gebäude mit fossilen Energieträgern versorgt, 44 % bereits mit erneuerbaren. Um diesen Anteil zukünftig zu erhöhen, wurden knapp 200 Siedlungen im Detail betrachtet und Möglichkeiten zur künftigen Wärmebedarfsdeckung aufgeführt. Nun wird an konkreten Projektumsetzungen gearbeitet. Eines sei aber bei den Gesprächen in den Gemeinden deutlich geworden: Zur Umsetzung bedarf es lokaler Kümmerer!
Die Energiewende ist auch eine soziopolitische Frage. Kein Stein bleibt auf dem anderen
Die Stadtwerke Wörgl sind als Dienstleister im Bereich Strom, Wasser, EDV, Wärme und e-Mobilität breit aufgestellt und leisten visionäre Arbeit in zahlreichen für die Energiewende wichtigen Bereichen. Diese stellt für Geschäftsführer Mag. Reinhard Jennewein auch eine soziopolitische Frage und einen riesigen Umbruch dar. Daher bedürfe es einer umfassenden Analyse des Ist-Zustandes zur kurz- wie langfristigen Wärmeversorgungsplanung und entsprechende Planungs- und Umsetzungsorgane.
Regionale Lösungen – Nahwärmenetze
Der zweite Themenblock startete mit Klaus Fankhauser von der Bioenergie Tirol Nahwärme GmbH. Er stellte die auf Augenhöhe mit den Kunden umgesetzte und von starkem Ortsbezug geprägte Nahwärmeversorgung von Bad Häring vor. Die dort eingesetzten 24.000 Schüttraummeter Hackgut stammen zu 100 % aus der Region und werden zur Erzeugung von etwa 14 GWh/a Wärme verwendet. Darüber hinaus besteht ein weiteres Anschlusspotenzial von etwa 300 Einfamilienhäusern.
Effiziente Niedertemperatur-Nahwärmenetze sind auch im Altbestand möglich
Matthias Rüdisser vom technischen Vertrieb der Firma iDM aus Matrei i.O. präsentierte innovative Umsetzungsbeispiele für Wärmepumpen in Nahwärmenetze. So auch ein Projekt aus Italien, wo ein Niedertemperaturnetz im Altbestand umgesetzt und erfolgreich betrieben werde. Darüber hinaus beleuchtete er vor allem die Vorteile von gleichzeitigem Heizen und Kühlen zur Regeneration der Wärmequellen und Effizienzsteigerung. Den Abschluss des 2. Blockes bildete der Vortrag von DI Othmar Frühauf von den Stadtwerken Wörgl, der die Abwärmenutzung der Tirol Milch durch die Stadtwerke Wörgl zur Fernwärmeversorgung erläuterte und Einblicke in zukünftige Ausbaupläne und Wärmeerschließungen gewährte.
Einzelversorgungen
Andreas Riedmann von der Energie Tirol startete mit einem Vortrag über deren Heizungskompass zur Bewertung der Eignung verschiedener Systeme. Anschließend stellte Harald Henikl von der Firma Heliotherm das design- und performance optimierte Wärmepumpensortiment der Firma vor. Dabei wurde vor allem betont, dass Luftwärmepumpen nicht zwingend laut sind und Wärmepumpen allgemein im Betrieb die mit Abstand günstigste Wärmeversorgungslösung seien.
DI Andreas Moser vom Tiroler Heizwerkverband wies in seinem abschließenden Vortrag zur Zukunft der Biomasse-Kleinanlagen unter anderem auf die hohen Potenziale der Nutzung in Tirol anfallender Pellets hin. Er stellte umfassend dar, dass Schwierigkeiten vor allem im Altbestand bei Wechselfeueranlagen bestünden, welche es unbedingt zu ersetzen gelte, damit die Biomasse in Bezug auf Tirol 2050 ihre gewichtige Rolle spielen könne. Mit einer abschließenden angeregten Schlussdiskussion klang die Veranstaltung aus.
Text: WasserTirol