Kameradschaftsbund mobilisierte zum Jubiläum

Der Kameradschaftsbund Wörgl feierte am 16. Juni 2024 sein 100-jähriges Bestandsjubiläum mit Ausrichtung der Landeswallfahrt des Tiroler Kameradschaftsbundes und des Kufsteiner Bezirksfestes mit 650 Teilnehmern weit über die Bezirks- und Landesgrenzen hinaus. Ein beeindruckender Festzug mit 60 Fahnenabordnungen zog vom CityCenter kommend zum Festgottesdienst in der Pfarrkirche, wo anschließend beim Kriegerdenkmal mit Kranzniederlegung der Verstorbenen gedacht wurde.

Buchstäblich wie auf Bestellung stellte sich nach der langen Regenphase der vergangenen Wochen pünktlich zum landesüblichen Empfang vor der „CityCenter-Festhalle“ in der Wörgler Bahnhofstraße trockenes Wetter und schließlich sogar Sonnenschein ein. Ein buntes Fahnenmeer setzte sich nach der Ehrensalve der Sepp Innerkofler Standschützenkompanie, begleitet von der Stadtmusikkapelle Wörgl und der Bundesmusikkapelle Bruckhäusl, in Bewegung und nahm in der Wörgler Pfarrkirche Aufstellung, wo Pfarrprovisor Christian Hauser gemeinsam mit Militärpfarrer Christoph Gmachl-Aher und dem Priester Selvaray Lazar den Gottesdienst zelebrierten, der von der Stadtmusikkapelle musikalisch umrahmt wurde.

Pfarrer Christian Hauser bezeichnete den Kameradschaftsbund als „gelebte christliche Nächstenliebe“ und wies auf die soziale Motivation zur Gründungszeit als Veteranenverein zur Unterstützung von Kriegswitwen und –waisen hin. Heute zähle „Gefallenengedenken, Heimat- und Kameradschaftspflege“ zu den Aufgaben der Vereine.

An die Bombardierung Wörgls im Zweiten Weltkrieg erinnerte Militärpfarrer Christoph Gmachl-Aher – 3.000 Bomben der Alliierten seien am 22./23. Februar und 10. April 1945 auf Wörgl abgeworfen worden, töteten 76 Menschen und zerstörten 105 Gebäude – seither werden Opfern jedes Jahr im Februar mit der Nachtanbetung gedacht. „Heute ist der Krieg wieder an den Toren Europas. Was können Vereine da überhaupt bewirken? Hat es noch Sinn, was wir tun?“, nahm Gmachl-Aher Bezug auf aktuelle Kriege in der Ukraine, aber auch in Gaza und Afrika und beantwortete die Frage nach der Sinnhaftigkeit mit dem Gleichnis vom Senfkorn aus dem Evangelium. Jeder Mensch könne zum Saatgut des Friedens werden und man dürde „die Kraft des Unscheinbaren nicht unterschätzen“. Der Kameradschaftsbund Wörgl sei seit 100 Jahren „Mahner gegen Gewalt“ und bewahre wichtige Werte wie ein soziales Miteinander und sei Ansporn, im Alltag für den Frieden einzutreten.

Für den Kameradschaftsbund Wörgl, der im Jubiläumsjahr 500 Mitglieder zählt, begrüßte dessen Ehrenpräsident Hermann Hotter die Festgäste aus nah und fern. Darunter über 60 Traditionsvereine aus Tirol, Kärnten, Ober- und Niederösterreich, Wien und Bayern und Vertreter von Bundesheer, Rotem und Schwarzem Kreuz. Namentlich erwähnt wurden u.a. Schützen-Viertelkommandant Manfred Schachner, der Sprecher des Tiroler Traditionsforums Franz Hiebl, von der Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheit Erich Wörister, der Tiroler Landesgeschäftsführer des Schwarzen Kreuzes Franz Birkfellner, Fahnenpatin und Wörgler Ehrenbürgerin Maria Steiner, Wolfgang Weninger vom Bezirkspolizeikommando. „Es freut uns besonders, dass eine Abordnung der Deutschen Bundeswehr mit dem stellvertretenden Kommandanten des Jagdgeschwaders Neuburg an der Donau Oberstleutnant Sven Jakob zu uns gekommen ist“, so Hotter, und weiters: „Der Kameradschaftsbund steht zu 100 % hinter dem Bundesheer. Wir freuen uns, dass in Vertretung des Militärkommandos Brigadier Ingo Gstrein und Paul Handle mit uns dieses Fest begehen.“

Den Reigen der Festredner eröffnete Wörgls Bürgermeister Michael Riedhart, der seit fünf Jahren dem Kameradschaftsbund Wörgl angehört – er gratulierte zum Jubiläum und meinte: „Es ist wichtig, die Tradition hoch zu halten.“

Als „bestes Mittel gegen Einsamkeit“ bezeichnete Franz Xaver Gruber, Präsident des Tiroler Kameradschaftsbundes, der heuer im Herbst sein 140jähriges Bestehen feiert, den Kameradschaftsbund, in dem das „heute geforderte gemeinsame solidarische Miteinander“ gelebt werde. Nach „80 Jahren Frieden in der geeinten Union Europa“ sei „seit zwei Jahren wieder ein Krieg auf europäischem Boden“, der von einem „machthungrigen Diktator“ angezettelt wurde. „Wir stehen für das Bundesheer, für die Stärkung der geistigen und militärischen Landesverteidigung“, so Gruber.

Für die „Bayerische Kameraden- und Soldatenvereinigung“, die 80.000 Mitglieder zählt, ergriff deren Präsident Otmar Krumpholz das Wort und nahm Bezug auf den Ukraine-Konflikt, durch den seit 2014 die Bewahrung von „Frieden und Freiheit“ aktueller denn je sei. „Der europäische Friede war ein naiver Traum“, so Krumpholz, „mit der bitteren Erkenntnis, dass nur Putin den Krieg ohne weitere Eskalation beenden kann“. Für Ehrenpräsident Hermann Hotter brachten die Bayern eine hohe Auszeichnung mit – sie verliehen ihm das „Reservistenverdienstkreuz in Gold“.

Dem österreichischen Kameradschaftsbund gehören rund 150.000 Mitglieder an. Dessen Präsident Ludwig Bieringer dankte dem Wörgler Kameradschaftsbund und Hotter. „Die Zeit ist alles andere als rosig“, so Bieringer, der ebenfalls Stellung zum Ukraine-Krieg bezog. Mit dem Zitat von Emanuel Kant „Friede ist das Meisterwerk der Vernunft“ wünschte er, dass der Friede wieder einkehren soll. Bieringer wies auf die soziale Absicht bei Gründung der Veteranen- und Kameradschaftsvereine hin, die damit zu den ersten Sozialvereinen Österreichs zählten.

In Stellvertretung des Landeshauptmannes entbot der Präsident der Tiroler Landeslandwirtschaftskammer und Nationalrat Josef Hechenberger dessen Gratulation zum Jubiläum und dankte allen Ehrenamtlichen, namentlich Hermann Hotter, dem Obmann des KB Wörgl Josef Werlberger und dessen Kassier Clemens Mayr für die Arbeit und Festorganisation. Anlässlich des Besuches mit einer parlamentarischen Abordnung in Mentenegro im Hinblick auf einen möglichst baldigen EU-Beitritt wies Hechenberger darauf hin, „wie wichtig das Friedensprojekt Europa ist.“ Unter den politischen Repräsentanten, die das 100-Jahr-Jubiläum mitfeierten, waren weiters u.a. die Landtagsabgeordneten Sebastian Kolland und Katrin Brugger.

Nach den Festansprachen in der Kirche erfolgte unter Teilnahme aller Vereine und Abordnungen die feierliche Kranzniederlegung beim Kriegerdenkmal im Kirchhof, bevor der Festzug beim Stadtamt vorbei defilierte und im CityCenter Wörgl endete, wo der Kameradschaftsbund alles bestens für die Verpflegung der rund 700 Festgäste vorbereitet hatte. So schaffte die Festküche unter der Leitung von Markus Schlögl, 490 Wiener Schnitzel in einer Stunde auf die Teller zu bringen! Die musikalische Unterhaltung übernahm die BMK Bruckhäusl mit einem Platzkonzert in der Mall gefeiert wurde und  das unfallfrei abgelaufene Fest gemütlich ausklang.