Kulturschaffende vor den Vorhang!

Die Stadtgemeinde Wörgl holte am 30. September 2022 die Corona-bedingt verschobene Verleihung der Kulturpreise 2019/20 nach und verband den feierlichen Festakt mit dem Jubiläum 70 Jahre Landesmusikschule Wörgl. Diese übersiedelte 2019 vom alten Standort bei der Kirche ins neue Haus der Musik in der Brixentaler Straße 14.

Im Vortragsraum im Haus der Musik moderierten nach einem Rückblick auf die Musikschulgeschichte Mag. Gabi Madersbacher als ehemalige Kulturreferentin gemeinsam mit ihrem Nachfolger Sebastian Feiersinger die Verleihung der Preise in fünf Kategorien, die in der vergangenen Legislaturperiode nach Nominierungen aus der Bevölkerung von einer Jury vergeben wurden. Die Jury bestand aus Hubert Aufschnaiter, Gabi Madersbacher, Franz Bode und Klaus Ritzer.

In der Kategorie Architektur konnten sich Michael Thaler und Patrick Kraisser von der Wörgler TD Bautechnik GmbH für das Projekt Brixentalerstraße abholen, das „die geringe Grundstücksgröße von rund 650 Quadratmetern durch Errichtung eines Spitzgebäudes optimal ausnutzte“.

Beim Jugendkulturförderpreis wurden drei Auszeichnungen vergeben. Platz 1 ging an die Academia Vocalis für das Stille Nacht-Singspiel, 2018 aufgeführt in Bruckhäusl und Fügen. Mit dem 2. Platz wird die talentierte Wörgler Nachwuchs-Kontrabassistin Dorina Puchleitner gewürdigt, Platz 3 ging an die NMS1 für das Lego-League-Projekt „City Shaper“.

In der Sparte Musik vergab die Jury gleich zwei erste Plätze – an die Bundesmusikkapelle Bruckhäusl für deren Jugendarbeit sowie an den Wörgler Komponisten Christian Spitzenstaetter für dessen Komposition der Oper Stillhang, die 2018 im Erler Festspielhaus unter seiner Leitung uraufgeführt wurde.

Bei den Kulturinitiativen würdigte die Jury den Verein Wörgler Lichtspiele mit dem ersten Platz für die Ausrichtung des Tiroler Kurzfilmfestivals, das heuer zum 9. Mal über Bühne die ging. Platz zwei ging an Franz Bode für seine Website heimat.woergl.at sowie die Ausrichtung der „Heimat Wörgl-Abende“ in der Zone. Den dritten Platz teilen sich der Heimatmuseumsverein und der Anne Frank-Verein für das Ausstellungsprojekt „NS-Zwangsarbeit: Das vergessene Lager in Wörgl“ im September 2016.

In der Sparte Darstellende Kunst und Literatur vergab die Jury drei zweite Plätze an die Wörgler Theatervereine Theater unterLand, Stadtbühne Wörgl und Gaststubenbühne Wörgl. Mit dem 1. Preis wurde Thomas Reider, Drehbuchautor des TV-Dramas „Das Wunder von Wörgl“ mit Karl Markovic und Verena Altenberger als Michael und Rosa Unterguggenberger bedacht, das erstmals 2018 im Wörgler Cineplexx uraufgeführt und seither wiederholt im deutsch- und englischsprachigen Raum auf diversen TV-Kanälen ausgestrahlt wurde.

Zusätzlich zu den Spartenpreisen vergab die Stadtgemeinde den Kulturehrenpreis an Franz Bode für dessen vielfältiges Kulturschaffen als Obmann des Kunstvereines ARTirol, für die Dokumentation von Wörgls Geschichte durch Mitarbeit im Heimatmuseumsverein und Stadtarchiv, Betreuung der Website heimat.woergl.at und Erfassung der Klein- und Flurdenkmäler in Wörgl. Franz Bode, Jahrgang 1948, kam in den 1990er Jahren als Filialleiter einer Bekleidungskette nach Wörgl, engagierte sich in der Kreativszene und übernahm 2004 die Leitung des 1995 gegründeten Kunstvereins Unterländer Zeitgeist, der von da an als Kunstverein ARTirol weitergeführt wurde. Als Laudator erinnerte Stadtarchivar Helmut Wechner an Kunstaktionen im öffentlichen Raum und würdigte Bodes Dokumentationsarbeit.

70 Jahre Musikschule

„Bei der Stadterhebung 1951 hatte Gemeinderat Prof. Dr. Paul Weitlaner die Idee, eine Musikschule zu gründen“, erinnerte Harald Ploner, Leiter der LMS Wörgl seit 1. Februar 2022 an die Anfänge, als tirolweit erst sechs Musikschulen bestanden. Der Wörgler Standort hat sich seither enorm entwickelt. Von drei Schülern zum Start auf aktuell 950, die von 43 Lehrpersonen in acht Mitgliedsgemeinden unterrichtet werden. 1985 übersiedelte die Wörgler Musikschule in die Alte Volksschule neben der Kirche, 1992 erfolgte die Eingliederung ins Tiroler Musikschulwerk. In der fast 23-jährigen Ära des Musikschulleiters Johannes Puchleitner wurde von 1999 bis 2003 die 1.000er Marke bei den Schülerzahlen überschritten, akuter Platzmangel machte einen Neubau notwendig.

2019 bezog die LMS Wörgl ihren neuen Standort im Haus der Musik, wo 17 Unterrichtszimmer und ein Vortragssaal zur Verfügung stehen. Neben dem Unterricht organisiert die LMS Wörgl jährlich rund 100 Veranstaltungen. Wie vielfältig die LMS Wörgl die musikalische Entwicklung der Region wie auch individuelle musikalische Karrieren unterstützt, vermittelte ein Filmbeitrag von Andy Winderl mit zahlreichen Interviews und Anekdoten aus der 70jährigen Geschichte. Und mit der musikalischen Gestaltung des Festabends brachten die Unterrichtenden auch gleich ganz praktisch das hohe Ausbildungsniveau zu Gehör. Kulinarisch verwöhnte das Team der BFWörgl die Festgäste. Der Pandemie geschuldet wurde die offizielle Eröffnung des Hauses der Musik mit Segnung dann noch am 1. Oktober nachgeholt.