Lebendiger Unterricht am Bauernhof

Landwirtschaft hautnah und mit allen Sinnen erleben – zum Welternährungstag gestalteten die Wörgler Bäuerinnen und Bauern heuer für alle Erstklassler der beiden Wörgler Volksschulen einen erlebnisreichen Vormittag am Hof des Schwoicherbauern in Wörgl-Mühlstatt, den die Kinder wohl nicht so schnell vergessen werden.

Eine Kinderschar umringt Altbäuerin Hilda Lettenbichler und den Brutkasten, in den sie Eier legen. Wie lang bleiben die drinnen? Und wie warm ist es da? Und warum trägt das Huhn den Gockel Buckelkraxl? Das und vieles mehr – etwa dass jeder Österreicher 239 Eier im Jahr isst – erfuhren die Volksschulkinder bei der ersten Station beim mobilen Hühnerstall, bevor die sieben Klassen im Rotationsprinzip alle Stationen am Bauernhof der Reihe nach besuchten. Mit Wörgls Ortsbäuerin Elisabeth Werlberger bauten sie aus Lebensmitteln die Ernährungspyramide, gleich eine Station weiter ging´s um regionalen und saisonalen Einkauf und die Qualitätskennzeichnung der landwirtschaftlichen heimischen Produkte.

„Wieviel Milch gibt eine Kuh am Tag? Und was braucht es, damit sie überhaupt Milch gibt?“ fragte im Kuhstall Ortsbauer Hubert Werlberger, wo sichtlich viele Kinder erstmals mit Stallgeruch konfrontiert waren. 25 bis 30 Liter am Tag – und natürlich ein Kalb! Und Futter, das die Kinder gemeinsam in Form von Bioheu aus der Tenne in die Fütterung befördern durften. Was aus der Milch gemacht wird, erfuhren sie beim Schwoicherbauern Thomas Resch in der hofeigenen Käserei, in der die bereits mehrfach preisgekrönten Feinspitz-Käse entstehen. Käse kosten und experimentieren stand hier am „Stundenplan“ – etwa was passiert, wenn man Zitronensaft in Milch schüttet.

Zum landwirtschaftlichen Themen-Rundgang zählte natürlich auch eine Station mit gesunder Jause, bei der die Kinder den Geschmack von frischem Joghurt mit Müsli, Milch, Äpfeln sowie Honig- und Käsebroten testen konnten. Dass Melken mit der Hand garnicht so einfach ist, erfuhren sie bei der Preismelk-Station und ganz so nebenbei bot der Bauernhof-Besuch viel Freiraum für Bewegung zwischendurch.

Großes Lob zollte Bezirksbäuerin Margreth Osl den engagierten Wörgler Bäuerinnen und Bauern: „Mit der Aktion Landwirtschaft macht Schule, die in ganz Österreich zum Welternährungstag stattfindet, gestalten Bäuerinnen eine erlebnisreiche, mit allen Sinnen erfahrbare Schulstunde und Kocheinheiten. Die Kinder auf den Hof zu holen ist etwas ganz Besonderes und wurde hier vorbildlich organisiert.“

Die Bäuerinnen absolvieren im Vorfeld eine eigene Schulung. Unter dem Motto „Lernen und Genießen“ vermitteln sie Infos über die Produktionsweise und den gesundheitlichen Wert frischer Lebensmittel. „Ziel ist es auch, Kinder für das bewusste Einkaufen zu sensibilisieren – regional und saisonal“, erklärt Osl.  „Neu ist die Kochanleitung für Burger auf Tirolerisch – dieses Angebot kommt auch sehr gut an“, so Osl, die mit dem Kochbuch „Brauchtum und Kostbarkeiten“ der Tiroler Bäuerinnen im Bezirk Kufstein auch eine Fülle von Rezepten für alle Erwachsenen parat hat. Die Aktion „Landwirtschaft macht Schule“ ist eine Initiative von  Landwirtschaftskammer, Tiroler Bäuerinnenorganisation, Agrarmarketing Tirol, LFI und dem Land Tirol.

Beim Schultag für die 159 Wörgler Volksschulkinder wurden die Wörgler Bäuerinnen auch tatkräftig von Bauern unterstützt. Die Idee, die Kinder auf den Bio-Hof zu holen, brachte Schwoicherbäuerin Elisabeth Resch im Ortsausschuss ein. Und so wurde dank des Gemeinschaftseinsatzes aus einer Schulstunde ein erlebnis- und lehrreicher Ausflug, der einen nachhaltigen Eindruck bei allen hinterließ.