Lichtkonzept „Winterblüte“ stieß auf Skepsis

Auf wenig Akzeptanz stieß am 9. Juli 2019 im Wörgler Gemeinderat der Vorschlag der Stadtmarketing GmbH für eine Ganzjahresbeleuchtung zur Attraktivierung der Bahnhofstraße. Rund 97.600 Euro sollte der Gemeinderat für die Umsetzung eines Lichtkonzeptes freigeben, das allerdings bei vielen Mandataren auf Ablehnung stieß und aufgrund offener Fragen, u.a. nach Folgekosten, schließlich nach einer Sitzungsunterbrechung von der Tagesordnung abgesetzt wurde.

Die Stadtgemeinde beauftragte die Stadtmarketing GbmH mit der Konzeptionierung, Leben in die Bahnhofstraße zu bringen, auch außerhalb der Geschäftszeiten. Die Firma MK Illumination mit Sitz in Innsbruck erstellte für die Bahnhofstraße vom Polylog bis zum Fussl als erste Ausbaustufe ein Beleuchtungskonzept, das im Gemeinderat von Frank Delazer vorgestellt wurde.

Unter dem Motto „Winterblüte“ wurde eine funktionell ausbaufähige Winterbeleuchtung für den ganzjährigen Einsatz kreiiert, die die Beleuchtung der Bäume sowie Tiermotive als „Fotopoints“ beinhaltet: Eine 2,70 Meter hohe Kuh in weiß mit roter Schleife beim Polylog und einen 3,70 Meter großen Schmetterling in einer Tulpe auf einem Sockel auf dem Platz vorm Fussl. Dazu sollen noch die drei Säulen des CityCenters mit Lichterketten umwickelt und mit roten Schmetterlingen versehen werden. Die drei hohen Bäume beim Fussl  wären Teil der „Fotopoint-Installation“ und würden ebenso mit Lichterketten umwickelt und mit beleuchteten „Organic Balls“ behängt. Delazer betonte, dass die in Alu geschweißten Motive sehr stabil seien und die LED-Lampen eine Lebensdauer von 7 bis 10 Jahren aufweisen würden.

Für das vorgelegte Beleuchtungskonzept hagelte es in der Diskussion im Gemeinderat heftige Kritik. „Das schaut aus, als hätte man vergessen, die Weihnachtsbeleuchtung abzuhängen. Mir erschließt sich daraus kein Konzept“, begründete GR Michael Riedhart seine Ablehnung.  Vizebgm. Mario Wiechenthaler begrüßte zwar die Idee, inhaltlich mit Licht zu arbeiten, meinte aber „die Kuh brauch ich nicht“.

„Diesen Antrag hab ich nicht ernst genommen. Ich halte nichts von der Beleuchtung von Bäumen. In der Arbeitsgruppe Bahnhofstraße wurde das nicht besprochen. Der Antrag ist derzeit nicht passend, wenn wir erst nächstes Jahr die Bahnhofstraße neu gestalten. Erst das Wohnzimmer umstellen, und dann die Designerlampe dazukaufen“, erklärte Grün-GR Christine Mey.

„Ich bin erschüttert und verstehe den Zeitpunkt nicht  – 2020 soll die Fußgängerzone neu kommen“, krisierte auch FWL-GR Christian Huter den falschen Zeitpunkt. Grün-GR Richard Götz: „Ich bin total entsetzt. Über Kunst kann man streiten. In Zeiten von Sparpaket, Kürzungen und Preiserhöhungen fehlt mir der Humor für solche reine Luxusinvestitionen – ich werde sicher nicht zustimmen.“

„Kann man das Paket noch aufschnüren?“ wollte Vizebgm. Hubert Aufschnaiter wissen, der signalisierte, dass ihm die Bäume gefallen, die Tiere aber nicht – zumal der Schmetterling allein 17.000 Euro koste. Vizebgm. Wiechenthaler brachte daraufhin den Antrag ein, über die Baumbeleuchtung und die Tiermotive separat abzustimmen, was eine Mehrheit von 13 Ja-Stimmen fand.

Da die Visualisierung nicht alle Bäume beleuchtet auswies, fragte Team Wörgl-GR Dr. Andreas Taxacher nach, „ob die Architekten-Bonsai auch beleuchtet werden“, was bejaht wurde. Beleuchtung mache schon Sinn – aber so? Und ob das dann ins neue Konzept passe? Das zu entscheiden sehe er sich derzeit nicht in der Lage.

Bäume ja, Tierfiguren nein lautet auch das Statement von ÖVP-GR Kayahan Kaya, der die Frage nach der Versicherung der Installationen aufwarf. ÖVP-GR Hubert Mosser plädierte für einen Aufschub bis zur Beschlussfassung über die Neugestaltung der Bahnhofstraße.

„Wie sieht das unbeleuchtet aus?“ wollte FWL-GR Peter Haaser wissen im Hinblick auf die Wirkung der Alukonstruktionen tagsüber.  Eine weitere Frage betraf Grabungsarbeiten für den Stromanschluss – diese seien nicht notwendig. „Über Geschmack und Zeitpunkt lässt sich streiten. Was ist mit der laufenden Wartung und den Betriebskosten? Würde eine Versicherung auch Vandalismus abdecken? Wie schaut es mit der Finanzierung aus? Es gibt eine Installation beim CityCenter. Wer zahlt die? Vor einer Entscheidung sollten diese Fragen geklärt sein“, meinte Liste Wechner-GR Hans-Peter Hager.

Liste Wechner-GR Andreas Schmidt dankte dem Stadtmarketing für die Arbeit, während Vizebgm. Mario Wiechenthaler noch eine Frage zu den Montagekosten stellte. Bevor noch weiter ins Detail gegangen wurde, unterbrach Bgm. Hedi Wechner die Sitzung für eine Beratung der Fraktionsführer und stellte danach fest: „Ich finde die Idee des Stadtmarketings sehr gut, das mit der Ganzjahresbeleuchtung anzuleiern. Prinzipiell ist eine Beleuchtung der Bahnhofstraße gut. Die Frage nach dem Zeitpunkt bleibt. Das sollte in das Gesamtkonzept der Bahnhofstraße einfließen.“ Der Antrag solle von der Tagesordnung abgesetzt und zur weiteren Behandlung in die Arbeitsgruppe Bahnhofstraße, ins Stadtmarketing sowie in den Verwaltungs- und in den Technik-Ausschuss zugewiesen werden. Dem stimmte der Gemeinderat mit 19 Ja- bei zwei Gegenstimmen zu.