Mit Polizeiverordnung gegen „Grill-Exzesse“

Nachdem im Mai 2025 die Gemeinderatsitzung abgesagt wurde, fand sich das Gremium am 25. Juni 2025 zur öffentlichen Gemeinderatsitzung im Komma Wörgl ein und befasste sich u.a. mit einer Änderung der Ortspolizeilichen Verordnung, um den ausufernden Grill- und sonstigen Feiern beim Aubachl und im Motorikpark Einhalt zu gebieten.

Mit Polizei gegen „Grillfeier“-Exzesse

Das Aubachl gilt schon lang als beliebtes Ausflugsziel besonders bei Grillfans. Durch die Errichtung des Bewegungsparks daneben stieg die Besucherfrequenz neuerlich und nimmt mittlerweile unzumutbare Ausmaße an, wie bei der Gemeinderatsitzung eindrucksvoll geschildert wurde. Mittlerweile finden an jedem regenfreien Wochenende ganztägig Familientreffen und –feiern mit Grill- und Kochstationen, mitgebrachten Tischen, Bänken, Zelten, Campern und Musikbeschallung statt. Der Platz wird intensiver genützt als ein Campingplatz – was ausufernde Probleme mit zurückgelassenem Müll, Fäkalien und Belästigung durch Rauch zur Folge hat. Der Bauhof sei regelmäßig mit dem Beheben der Missstände beschäftigt. Bis zu 40 Autos parken, mit Kennzeichen von Rosenheim bis Innsbruck. Und dabei wird immer wieder auch der ganze Bewegungspark okkupiert. „Das ist keine Camping-artige Freizeitanlage“, stellt Bgm. Riedhart klar. Nachbarbeschwerden bezüglich dauernder Rauch- und Lärmentwicklung, Müllablagerung, der Geruchsbelästigung durch ganztägiges Grillen und der Hinterlassenschaften der Fäkalien würden mit jedem Jahr massiver.

„Um diese Missstände wieder in geordnete Bahnen zu lenken, ist eine Novellierung der ortspolizeilichen Verordnung nötig“, heißt es im Antrag, der im Gemeinderat mit 19 Ja- bei 2 Gegenstimmen (Wörgler Grüne) angenommen wurde. Entsprechende Kontrollen werden durch die Stadtpolizei erfolgen, wobei Vergehen direkt geahndet und Strafen verhängt, aber auch Anzeigen bei der BH erstattet werden können. Die Verordnung ist auch die Basis für Kontrollen durch die Bundespolizei.

Diskussion im Gemeinderat

Als „höchst notwendig“ bezeichnete Vizebgm. Roland Ponholzer die Ortspolizei-Novellierung, ebenso FWL-GR Christopher Lentsch. Schockiert über die Zustände beim Aubachl zeigte sich STR LA Christian Kovacevic: „Letztes Wochenende kam es sogar zu einem Feuerwehreinsatz!“ Aufgrund der starken Rauchentwicklung wurde ein Waldbrand angenommen, der sich als großes Lagerfeuer entpuppte.

Dagegen stimmten die Wörgler Grünen. GR Iris Kahn: „Diese Flächen sind auch Treffpunkt für Jugendliche. Es ist schade, wenn mit Verbotspolitik reagiert wird.“ Kahn regte den Ausbau öffentlicher Grillplätze an.

Die Ausweisung neuer Grillplätze, etwa am Innufer, begrüßte auch GR LA Gabi Madersbacher. „Wenn wir Plätze zum Grillen schaffen, wird das Regeln brauchen“, betonte Bgm. Riedhart. Familienreferent Kayahan Kaya kündigte an, das Thema im Ausschuss zu behandeln.

Während GR Christopher Lentsch Probleme bei bestimmten Nationalitäten ortete, erklärte Aubachl-Anrainer GR Dr. Andreas Widschwenter: „Wenn Übergriffe passieren, muss man einschreiten – das ist nicht ein Problem von Nationalitäten.“

GR Hubert Werlberger wies auf bestehende Grillverbote im Umland hin, etwa im Windautal und in der Kelchsau. Auch dort führten Missstände zum Verbot. „Die Leute haben keinen Respekt mehr vor der Natur. Deshalb habe ich auch Verständnis für die Verbote“, so Werlberger.

Öffentliche Gemeindeversammlung am 9. Juli 2025

Den ersten Tagesordnungspunkt füllte Bürgermeister Michael Riedhart mit seinem Bericht, den er mit der Verkündigung des Ersatztermines für die am 29. April 2025 abgesagte Gemeindeversammlung begann: „Die öffentliche Gemeindeversammlung wird am 9. Juli ab 18 Uhr im Café Central in der Bahnhofstraße stattfinden. Dabei informiere ich über die aktuellen Projekte in der Stadt. Alle Referenten werden anwesend sein, und alle Gemeinderäte sind auch eingeladen. Wir werden dann mit den Referenten Themeninseln bilden, bei denen Feedback eingeholt wird.“

Riedhart teilte weiters mit, dass ab 1. August 2025 die archäologischen Untersuchungen am künftigen Schwimmbad-Areal beginnen. Im Juli werde er mit Gesprächen mit Bürgermeistern des Planungsverbandes 29 sowie mit den Tourismusverbänden führen.

Kindergarten „im Stadtwald“ sorgt für Kontroverse

Riedhart kündigte weiters an, dass „bald die Bauverhandlung für den Waldkindergarten an der Hagleitner Straße stattfinden wird.“ Die „Kommunikationsfehlern“ zwischen Stadt und BH seien ausgeräumt, die Rodungsbewilligung liege vor. Da das Gebäude in Modulbauweise errichtet wird, sei die Bauzeit kurz. Der Kindergarten könne heuer noch bezogen werden.

Am Ende der Sitzung nahm Grün-GR Iris Kahn Stellung zum Kindergartenprojekt im Stadtwald: „Im Tiktok-Video behauptete Bgm. Riedhart, dass die Grünen und Ponholzer den Kindergarten verhindern wollen. Das stimmt nicht. Du hast dich nicht an die Vorgaben der Behörde gehalten,“ wandte sich Kahn an Riedhart. „Mit der Rodung einen Tag vor der angemeldeten Demo hast du viele gegen dich aufgebracht. Niemand hat etwas gegen den Kindergarten – aber wir wollten ihn auf einem vorhandenen Alternativ-Grundstück. In diesem Video wurden Personen ohne ihre Zustimmung veröffentlicht. Solche Videos laden zu Hasskommentaren ein“, so Kahn, wobei vor allem  Richard Götz und Kahn ins Visier gehässiger Postings genommen wurden. Ihr Vorwurf: „Du lässt diese Kommentare stehen, anstatt sie zu löschen und befeuerst das. Als Bürgermeister solltest du ein Vorbild für die Jugend für social media-Nutzung sein“, so Kahn, die in diesem Fall „eine dunkelrote Linie überschritten“ sieht. Sie warf Riedhart vor, „andere öffentlich anzugreifen, um von eigenen Fehlern abzulenken.“ Kahn fragte auch nach, wo die Kinder im Herbst untergebracht werden, sollte der Bau im September noch nicht fertig sein.

„Das ist mein privat genutzter (Tiktok-)Kanal, diese Videos mache ich selbst. Bei tausenden Kommentaren habe ich nicht den Überblick“, erklärte Riedhart, der den Grünen vorhält, dass sie sich nicht an den demokratisch gefassten Mehrheitsbeschluss für den Standort hielten. Er interpretierte den Aufruf zur Demo als „Leute aufhetzen gegen mich“. Und zum Bauzeitplan: „Sollte es eine Verzögerung geben, haben wir uns schon einen Alternativplatz überlegt. Kein Kind wird vor die Tür gestellt, es werden alle untergebracht. Wir werden diesen Kindergarten heuer noch aufsperren.“

Zur Stadtwald-Rodung meldete sich Landwirtschaftsreferent GR Hubert Werlberger zu Wort: „Von den 5.000 Quadratmetern wurden 1.000 gerodet, 600 werden bebaut. Wörgl hat 9 Millionen Quadratmeter Stadtwald“, so Werlberger, der weiter feststellte: „Ein Biotop gibt es dort an der Hagleitner Straße nicht. Außerdem ist viel Totholz im Wald, das kann kein Wasser aufnehmen.“ Er finde es richtig, 600 Quadratmeter Stadtwald für 30 Leute zu verwenden – wie oft würden 600 Quadratmeter Bodenversiegelung für lediglich 2-3 Leute bewilligt. Werlberger kritisierte scharf, dass während der Forstarbeiten trotz Absperrung Leute aufs Gelände gingen: „Bei Forstsperrgebieten reingehen ist unverantwortlich, da besteht Lebensgefahr!“ Das solle generell auch andernorts im Wald beherzigt werden.

Familienreferent Vizebgm. Kayahan Kaya betonte, dass „Wörgl bei der Kinderbetreuung gut aufgestellt ist. 92,6 % der Kinder im Kindergartenalter sind in Betreuungseinrichtungen. Es gibt keine Warteliste, alle Kinder sind untergebracht.“ Kaya berichtete zudem von der neuen kostenlosen Pikler-Spielgruppe für Kinder von 0-3 und ihre Eltern in der Kinderkrippe am Wörgler Bach.

Neue Namen für Wörgls Pflichtschulen

Sozialreferentin STR Elisabeth Werlberger informierte über eine „erfreuliche Entwicklung im Bildungsbereich. Die Mittelschule 1 wird umbenannt auf Sportmittelschule und die Mittelschule 2 auf Europamittelschule, um auf die internationale weltoffene Ausrichtung, die sprachliche Vielfalt und das interkulturelle Lernen aufmerksam zu machen.“

Neuer Stadtamtsleiter: Mag. Peter Erhart

Nachdem der Stadtrat schon seine Zusage gab, behandelte der Gemeinderat am 25.6.2025 in geheimer Abstimmung die Bestellung des neuen Stadtamtsdirektors Mag. Peter Erhart. Mit 13 Ja-Stimmen wurde er mehrheitlich bei 3 Gegenstimmen und 5 Stimmenthaltungen für das Amt bestellt, das er mit 9. September 2025 antreten wird.

Mag. Peter Erhart stammt aus Wattens, studierte Rechtswissenschaften und ist Familienvater. Nach seinem Gerichtsjahr stieg er in den Verwaltungsbereich ein und arbeitet seit 17 Jahren als Amtsleiter in Söll. Erhart absolvierte Fortbildungen, ist Mitglied im Fachverband der Gemeindebediensteten, bringt viel Erfahrung in der Bauprojektabwicklung mit und legt viel Wert auf Vernetzung.