Mundart: „Sprache is Hoamat“

Wer zuhört, erfährt über Sprache viel über die Lebenswelt des Anderen. Der Verein Tiroler Mundart lud in Kooperation mit der Kulturzone Wörgl am 27. November 2025 erstmals in der Zone Wörgl zu einer Mundart-Dichterlesung. Dabei präsentierten sechs Mundart-DichterInnen Besinnlich-Adventliches bis Humorvolles und wurden stimmungsvoll vom Arzberger Zwoagsang aus Brandenberg durch den Abend vor vollem Haus begleitet.

Hans Hausberger, Obmann des Vereins Tiroler Mundart und Sohn der Wörgler Mundartdichterin Anna Hausberger, moderierte  und stellte die Vortragenden vor, darunter auch Annas Urenkelin Hannah, die ein Gedicht ihrer Uroma auswendig zum Besten gab. Mit dem „Brief ans Christkind“ der bereits verstorbenen Anna erinnerte auch Hans an deren literarisches Schaffen.

In leichter Abänderung des Programmes – Rosi Lochmann und Alexander Legniti waren kurzfristig verhindert – sprang Claudia Winkler aus Terfens ein. Die biomedizinische Analytikerin und Kräuterexpertin rückte die nostalgische Welt der Großeltern und wie Weihnachten sein soll in ihre Betrachtungen.

Helfried Friesenbichler, leidenschaftlicher Tubist seit 35 Jahren, entdeckte in der Pension seine Leidenschaft fürs Reimen und stellte als  Zugewanderter fest: „Mei Steirisch war perfekt – aber vom Tirolerischen weit weg. Sprache macht Heimat.“ Wobei er dabei auch die Erfahrung machte, dass er in Tirol als Steirer und in der Steiermark als Tiroler angesehen wird. Helfried philosophiert gern übers Leben, „die Liab“ und das Großvater sein damals und heute.

Mit Helene Bachler beteiligte sich ein „Brixentaler Urgestein“ der Mundartdichterwelt am Leseabend. Ihr stand der Sinn nicht nach Besinnlichkeit, sondern nach „Begebenheiten, die aus dem Leben gegriffen sind“. Jaga-Witze zum Beispiel. Oder ihr Schneekanonen-Walzer, den sie begleitet vom Arzberger Zwoagsang zur Melodie des Schneewalzers auch selbst vorsang. Von ihr kam auch der Tipp „FKK im Advent: Fremde Kekse kosten – am besten bei den Nachbarn!“

Aus der IT-Welt kommt Kurt Pikl aus St. Johann. Der Kassier des Vereins Tiroler Mundart dichtet und malt – und erstellt auf youtube Videobeiträge über Mundart-DichterInnen. Auch ihn beschäftigen Alltagsgeschichten, die er humorvoll und pointiert zu Papier bringt – ob Firmen-Weihnachtsfeier, Weihnachtsmarktbesuch, Jugendwahn, Emanzipation oder die Namensgebung für Jesus in der Krippe.

Die Biobäuerin und Kräuterexpertin Anni Rabl aus Itter entführte mit dem Gedicht über den Weihnachtsputz der Zenz betreffend ihre Kredenz in die Welt der 1960er Jahre, erzählte vom Krippenbasteln mit den Kindern und wie gewitzt ein Volksschüler die Rechenaufgabe 17 Äpfel für 5 Kinder löst. Wie wär´s mit einem Winterschlaf? Und wie löst man das Problem, alle Jahre das passende Weihnachtsgeschenk zu finden?

Der Abend schloss dann ganz besinnlich zur Adventszeit passend mit gereimten Weihnachtswünschen – „wieder mehr vom Ich zum Wir“ oder jenen vom „kloanen Büabl“, das sich wünscht, dass „des Christkindl alle Tog kimb“. Für alle, die sich nach dem Abend künftig öfter Gereimtes im Tiroler Dialekt wünschen, kündigte Hans Hausberger für 2026 vierteljährlich Mundartlesungen in der Zone Kultur.Leben.Wörgl an.