Museumshoagascht: Nochmal Schifahren!

Auf sehr großes Publikumsecho stieß der Museumshoagascht übers Schifahren damals in Wörgl mit Erinnerungen an den Riederberg und an den Hennersberg, weshalb am 15. März 2025 viele Interessierte nicht Platz im Kulturraum fanden. Jetzt gibt´s einen Museumshoagascht-Zusatztermin – und zwar am Freitag, 21. März 2025 ab 19 Uhr, und diesmal im Tagungshaus Wörgl.

Das neue Format des Museumshoagascht mit Zeitzeugengesprächen, Geschichten, Fotos und Filmmaterial aus alten Zeiten, organisiert vom Heimatmuseumsverein in Kooperation mit Stadtchronist Toni Scharnagl, kommt bei den Wörglern sehr gut an. Lilly Staudigl moderierte einmal mehr mit Charme die nostalgische Zeitreise, bei der Arno Kecht, über Jahrzehnte Skischul-Leiter in Bruckhäusl, mit vielen Information und allerhand lustigen Anekdoten aufwartete. Foto- und Filmmaterial steuerten das Stadtarchiv und der Verein LA21 Bruckhäusl aktiv bei.

Der Skisport hat in Wörgl eine lange Tradition. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die ersten Skitouristen mit der Bahn nach Wörgl und eroberten die Wildschönauer Berge. Bald folgten begeisterte Einheimische. 1908 gründete sich die Wörgler Wintersportvereinigung, die Skifans tummelten sich am Hennersberg und am Markbachjoch, wo die Wörgler Skihütte errichtet wurde. Der erste vom Liftpionier Sepp Hochmuth 1947 errichtete Sessellift aufs Markbachjoch in Niederau revolutionierte den Skisport in der Region.

Als Arno als Zweijähriger erstmals auf Skiern stand, existierten noch keine Liftanlagen in Wörgl und Bruckhäusl. Das Skifahren lernte er auf der Tennen-Auffahrt des Bruckhäuslwirtes. Dass der Skisport   in Bruckhäusl in den 1950er Jahren einen Aufschwung erlebte und dann über ein halbes Jahrhundert das winterliche Gesellschaftsleben im Ort prägte, dazu trug maßgeblich sein Vater bei. Papa Arno Kecht kam 1952 als Volksschullehrer nach Bruckhäusl. Am Arlberg absolvierte er bei Toni Seelos die Skilehrerausbildung – und fand im Ort bald Gleichgesinnte und Ski-begeisterte Hotelgäste, wobei zunächst ganz ohne Aufstiegshilfe am Riederbauernfeld die Piste „getretelt“ wurde.

1956 war´s dann soweit – auf der Riederwies wurde der erste Schlepplift auf den Riederkogl gebaut –der nur zwei Personen gleichzeitig befördern konnte. Der Ansturm war enorm und damit war klar: der Lift ist zu klein! 850 m lang war dann der Riederkogel-Lift, der zu Beginn der 1960er Jahre in Betrieb ging und vom Talboden bis auf den Hügel bei der Riederwies bei Liftstütze acht reichte. 1968 erfolgte eine Erweiterung  auf 1200 Meter Länge bei 300 Höhenmetern Unterschied bis zur 12er-Station. Der Lift beförderte  600 Personen pro Stunde.

Zeitgleich mit dem Liftbau in Bruckhäusl startete Arno Kecht als staatlich geprüfter Skilehrer mit seinem Skischulbetrieb, in dem Ende der 1960er Jahre bis zu 54 Schilehrer beschäftigt waren. Arno junior legte ganz in der Familientradition auch die staatliche Skilehrerprüfung ab. Beim Museumshoagascht erinnert er sich an viele Episoden in den beiden Wörgler Skigebieten. Als im Dezember 1967 der Sessellift auf den Hennersberg mit einer Länge von 700 Metern bei einem Höhenunterschied von 200 Metern und einer Förderleistung von 500 Personen pro Stunde in Betrieb ging, war das eine Sensation. Damals existierten nur wenige Lifte in der Umgebung. Oben angelangt, erwartete die Skifans ein Schlepplift mit 350 Metern Länge und eine flachere Übungswiese, auf der Anfänger von Skilehrern der Schischule Kecht unterrichtet wurden.

Für den Einkehrschwung und das Aprés-Skivergnügen standen am Hennersberg und in Bruckhäusl viele Gastlokale rund ums Skigebiet zur Verfügung – vom Saunastüberl über die Putz Jausenstation bis zum Liftstüberl und den Gasthäusern und Nachtlokalen im Ort. Faschings- und Kinderskirennen waren gesellschaftliche Höhepunkte, bei denen das ganze Dorf auf den Beinen war.

Arno junior übernahm 1983 die Schischule, erweiterte den Schiverleih, der in besten Zeiten 750 Paar Ski und über 2.000 Paar Skischuhe anbot. Mit der Übergabe an seinen Sohn Christoph änderte sich die Ausrichtung des Sport-Shops erneut. Kecht erzählte beim Museumshoagascht von der Südafrikanischen Skimeisterschaft 1974, bei deren Organisation die Bruckhäusler beteiligt waren, sowie von einer ausgedehnten Auslands-Werbefahrt der Schischule nach Holland samt Showprogramm und „Ski-Wanderzirkus“ und unterhielt mit vielen lustigen „Skilehrer-Gschichtln“. Die Entwicklung der Pistenpräparierung samt selbstgebauter Pistenraupen sowie der Skifahr-Technik boten ebenso Stoff für den Museumshoagascht, bei dem auch das Publikum zu Wort kam.

„Die Riederwies war phänomenal für junge Leute“, erinnerte sich Wörgls erfolgreicher Skirennläufer Wilfried Steiner, der seinen Kindern und seiner Frau das Skifahren dort beibrachte. „Der Hennersberg war für Sportliche“, so Steiner, der mit über 90 Jahren immer noch Ski fährt und bei Seniorenmeisterschaften zahlreiche Meistertitel holte. Unter all jenen im Publikum, die von eigenen Erinnerungen an die Schilifte erzählten, war mit Gerhard Hochmuth auch der Enkel des Liftpioniers, der auch den Sessellift auf den Hennersberg errichtete und dessen Betriebsleiter wurde.

Aus wirtschaftlichen Gründen musste der Sessellift auf den Hennersberg 1986 eingestellt werden. Bevor die Lift-Ära in Bruckhäusl 2006 endete, bestanden neben dem großen Schlepplift noch bis zu drei kleine Babylifte – hier lernten viele Generationen das Skifahren. Wer beim Museumshoagascht-Zusatztermin am Freitag, 21. März 2025 (noch einmal) in Erinnerungen schwelgen will: bitte Platz reservieren unter Email museum@worgl.at oder telefonisch unter 0699/17242113. Der Eintritt ist frei, freiwillige Spenden erbeten.