Die Tiroler Landesregierung hat das Tiroler Mobilitätsprogramm bis 2030 mit Augenmerk auf umwelt- und klimafreundliche Mobilität verlängert. Viele Gemeinden liefern darauf bereits eine Antwort. Angelehnt an die Sterne-Auszeichnung in der Gastronomie wurden 58 Gemeinden von der Abteilung Mobilitätsplanung des Landes Tirol und Energie Tirol für außerordentliche Leistungen in der kommunalen Verkehrspolitik gewürdigt. Wörgl wurde dabei mit der Höchstpunkteanzahl bedacht.
Ein Merkmal der Mobilitätssterne ist, dass sich der Anforderungskatalog stetig weiterentwickelt. Deshalb werden seit 2021 zwei neue Maßnahmen bei den Tiroler Mobilitätssternen bewertet. Es wirken sich nun auch die Förderung der sanften Mobilität im Baurecht und in der Raumordnung sowie die aktive Zusammenarbeit mit einem regionalen Mobilitätsmanagement positiv auf das Ergebnis aus.
„In Tirol ist der Verkehr für 50 % der CO2-Emissionen verantwortlich. Daher ist eine Trendwende unumgänglich: Verkehr vermeiden, verlagern, verbessern und teilen lautet die Devise! Gerade Tirols Gemeinden können hier ihre Gestaltungsmöglichkeiten nutzen, um einen maßgeblichen Teil zu TIROL 2050 energieautonom beizutragen. Gepunktet werden kann mit einer Verbesserung der Bedingungen für die aktive Mobilität – also das Zufußgehen und Radfahren – sowie einer Stärkung des öffentlichen Verkehrs.“ freut sich Mobilitätslandesrätin LHStvin Ingrid Felipe über die umgesetzten Maßnahmen.
Auch Gemeindelandesrat Johannes Tratter ist vom eingeschlagenen Weg überzeugt: „Das Land Tirol und unsere Tiroler Gemeinden zeigen auf, wie viel Potenzial in der Verkehrsplanung steckt, um das Ziel zu erreichen, bis zum Jahr 2050 das Energiesystem auf heimische, erneuerbare Energieträger umzustellen. Die Tiroler Mobilitätssterne sind ein Ansporn, um den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.“
Besonders in Sachen Carsharing und E-Mobilität ist ein Aufwind zu spüren. „E-Antriebe gewinnen in Gemeindefuhrparks mehr und mehr an Bedeutung, auch in der Bevölkerung ist das Interesse an der neuen Technologie groß, was die durchgeführte Testaktion „e-Auto sucht dich“ mit über 1.000 Interessierten bereits nach dem ersten Wochenende der Aktion beweist. DI Bruno Oberhuber, Geschäftsführer von Energie Tirol: „Carsharing-Modelle konnte man vor einigen Jahren an einer Hand abzählen“, ergänzt Oberhuber. „Heute haben wir in ganz Tirol stolze 36 Gemeinden mit E-Carsharing-Angeboten. Ein klares Zeichen, dass wir auf dem richtigen Kurs sind.“
Bereits acht Gemeinden wurden mit vier Mobilitätssternen ausgezeichnet
Kufstein sicherte sich die vier Mobilitätssterne unter anderem mit der neu gegründeten Genossenschaft „Kufstein mobil“, die das Mobilitätsangebot in Zukunft erweitern und vereinheitlichen wird, sowie einem Bikesharing Angebot mit drei Lastenrädern. Wörgl hingegen hat eine Fußgängerzone beschlossen und in Kirchbichl gibt es eine Verordnung über die Anzahl und Ausgestaltung von Fahrradabstellplätzen bei Bauvorhaben.
St. Johann in Tirol hat eine Sammelbestellung von E-Lastenrädern für 5 Betriebe im Ortskern organisiert und durchgeführt und in Schwaz wurde die umfassende Studie „Lebensraum Schwaz 2040“ mit einem umfassenden Mobilitäts-Schwerpunkt erarbeitet. In Assling wurde das öffentliche Verkehrssystem mit dem Anrufsammeltaxi „AST“ auf weitere Weiler ausgeweitet und Volders hat bei dem Programm „PRO-BYKE“ des Klimabündnisses zur Analyse und Verbesserung der Radinfrastruktur teilgenommen und damit wie alle anderen sterneprämierten Kommunen zur Verbesserung der aktiven Mobilität beigetragen. In Innsbruck erfreut sich das Radverleihsystem „Stadtrad“ immer größerer Beliebtheit und kann mit neu ausgebauten Verleihstationen punkten. Somit konnte wieder eine hohe Zahl an 4-Stern-Gemeinden ausgezeichnet werden – die höchste Bewertungsstufe mit fünf Sternen bleibt hingegen auch heuer noch unerreicht.
Tiroler Gemeinden als Treiberinnen der aktiven Mobilität
Das Konzept einer Begegnungszone, durch die das Zentrum für den Fußverkehr attraktiviert wird, findet bereits in zahlreichen Tiroler Gemeinden Einzug. So wurden Begegnungszonen neben den beiden Vorreitern Kufstein und St. Johann in Tirol inzwischen in vielen Gemeinden wie beispielsweise in Prutz, Neustift im Stubaital und Reutte umgesetzt und in Bad Häring befindet sich diese bereits im Bau. Die GötznerInnen nutzen bereits den neu geschaffenen Mobilitätsknoten, der ein E-Carsharing Angebot, eine Radabstellanlage, Bushaltestelle und E-Ladestation im Dorfzentrum vereint. Auch der Radverkehr wird stetig ausgebaut, so wurden in Zirl und Imst innerörtliche Radrouten festgelegt, die ein sicheres Vorankommen auf zwei Rädern gewährleisten. Einige Gemeinden setzten nun auch auf ein regionales Mobilitätsmanagement, daraus sind unter anderem das durch den VCÖ prämierte Mobilitätskonzept Stubaital und das ÖV-Konzept für Kufstein und Umgebung entstanden.
Erfolgreiche Teilnahmen 2020 & 2021
Kufstein (19 Gemeinden): 4 Sterne: Kirchbichl, Kufstein, Wörgl, 3 Sterne: Brixlegg, Ebbs, Kundl, 2 Sterne: Alpbach, Bad Häring, Breitenbach am Inn, Kössen, Kramsach, Langkampfen, Münster, Niederndorf, Schwoich, Walchsee, 1 Stern: Erl, Rettenschöss, Thiersee
Imst (4 Gemeinden): 3 Sterne: Imst, 2 Sterne: Mötz, Nassereith, Sölden
Innsbruck-Stadt & Innsbruck-Land (21 Gemeinden): 4 Sterne: Innsbruck, Volders, 3 Sterne: Aldrans, Axams, Fulpmes, Inzing, Kematen in Tirol, Lans, Mutters, Neustift im Stubaital, Fulpmes, Schönberg im Stubaital, Zirl, 2 Sterne: Birgitz, Flaurling, Götzens, Gries im Sellrain, Mieders, Sistrans, Steinach am Brenner, Telfes im Stubai
Kitzbühel (5 Gemeinden): 4 Sterne: St. Johann in Tirol, 3 Sterne: Kirchberg in Tirol, Kitzbühel, Oberndorf in Tirol, 2 Sterne: Kirchdorf in Tirol
Landeck (1 Gemeinde): 3 Sterne: Prutz
Lienz (3 Gemeinden): 4 Sterne: Assling, 2 Sterne: Kartitsch , 1 Stern: Oberlienz
Reutte (1 Gemeinde): 3 Sterne: Reutte
Schwaz (4 Gemeinden): 4 Sterne: Schwaz, 2 Sterne: Schlitters, Steinberg am Rofan, Weerberg
Die Tiroler Mobilitätssterne werden seit 2009 alle zwei Jahre von einer unabhängigen Jury vergeben. Die Jury entscheidet auf Grundlage eines ausführlichen Kriterienkatalogs und kann Gemeinden mit bis zu fünf Mobilitätssternen würdigen. Die Auszeichnung ist eine Initiative im Rahmen des Mobilitätsprogramms „Tirol mobil“, in dem sich das Land in Zusammenarbeit mit den Gemeinden, Schulen und Betrieben den Ausbau umweltfreundlicher Verkehrsangebote zum Ziel gesetzt hat. Die Organisation des Auszeichnungsverfahrens und die Betreuung der Gemeinden liegt bei Energie Tirol.
Text: Philipp Koch/Energie Tirol