Nachtarbeiten beim Schachtner-Abriss

Die Abbrucharbeiten für den Neubau des Projektes Wörgl Stadtmitte sowie des Sparkassengebäudes sind in vollem Gang. Um die Verkehrsbeeinträchtigungen bei Tag so gering wie möglich zu halten, werden Abrisstätigkeiten in unmittelbarer Straßennähe, die eine Totalsperre erfordern, nachts durchgeführt. Am 2. Juli 2025 wurde bei einer solchen Nachtschicht vom Abbruchunternehmen Mauracher Dach und Fassade des Schachtnerhofes direkt an der Kreuzung Speckbacher Straße – Salzburger Straße abgetragen.

Mit dem Schachtnerhof verschwindet ein weiteres, Jahrhunderte altes Kapitel Wörgler Geschichte. Hans Gwiggner hielt die Hausgeschichte im Wörgler Heimatbuch detailreich fest. Die erste urkundliche Erwähnung eines Gebäudes an dieser Stelle stammt aus 1280. Das „Gut Dornpühel“ lag an der Durchzugsstraße, die auf den Spuren der römischen Provinzialstraße nach Salzburg errichtet worden war. Der spätere Hausname „Gatterer“ leitete sich vom Gatter am Beginn des „Söckinger Feldweges“ ab, der hier begann.

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden Landwirtschaft und Gewerbe mit Tuchhandel und Branntweinschank separat ausgewiesen. 1780 erwarb Johann Schachner die Liegenschaft. Zum Familienbesitz gehörte damit auch das heutige Gollnerhaus. Beim Dorfbrand am 4. Juni 1836 wurden alle Häuser in der Umgebung zerstört. Mit dem Wiederaufbau änderte sich der Name auf Schachtner Wirt. Nach dem Tod von Johann Schachtner 1864 scheint Johann Auer als Besitznachfolger auf. Er ließ 1888 hinter dem Gollnerhaus den Bauernhof neu bauen. Als Gastwirte scheinen in der Folge die Familien Altenburger und Lahartinger auf, zuletzt die Familie Haag aus Schlitters. Beim Bombenangriff am 22. Februar 1945 wurde das Gebäude schwer getroffen, im Keller des Gasthauses starben 10 Menschen. Das nun abgerissene Hotel Schachtnerhof wurde nach 1945 neu aufgebaut.

Vizebgm. Ponholzer: „Wer zahlt den Abriss?“

Während für alle sichtbar die Abrissarbeiten für die Umsetzung des Zentrums-Projektes voranschreiten, stellt Vizebgm. Roland Ponholzer Fragen zur Liegenschaft, die von der Stadt Wörgl für den Bau eines Bürgerhauses angekauft wurde: „Nachdem das Schachtner-Grundstück jetzt der Stadt gehört – wer hat den Abriss angeordnet? Wer zahlt dafür?“ Wie gehe es weiter mit dem Bürgerhaus, dessen Bau aus Kostengründen wohl abgeblasen werde. „Der Gemeinderat hat keine Infos darüber erhalten. Beschlossen wurde eine Baukostenablöse von rund 818.400 Euro. Was ist damit? Was wird aus dem Bürgerhaus bzw. aus dem Grundstück, wenn die Stadt dort kein Bürgerhaus baut?“