Corona-bedingt fanden in den vergangenen beiden Jahren keine Stadtteilgespräche in Wörgl statt. Am 16. November 2021 begrüßte Bürgermeisterin Hedi Wechner zur einmal jährlich laut TGO vorgeschriebenen öffentlichen Gemeindeversammlung, bei der die Bevölkerung direkt Fragen an die Stadtführung richten und Anliegen vorbringen kann.
Wörgl zählt derzeit über 14.300 Hauptwohnsitze und mit den Zweitwohnsitzen über 15.000 Einwohner, ist damit einer der fünf größten Städte Tirols. Eingangs informierte die Bürgermeisterin über Projekte der Stadt in den vergangenen beiden Jahren und listete auf: Überarbeitung des örtlichen Raumordnungskonzeptes bis 2022, Neugestaltung der Bahnhofstraße – Fußgängerzone, Durchführung einer Standortanalyse und Erstellung eines ganzheitlichen Verkehrskonzeptes für die Stadt, das im Dezember öffentlich vorgestellt werden soll. Als Teilaspekt wurde die neue Verkehrsregelung beim Pflichtschulzentrum mit Fahrverboten und Änderung der Einbahnstraßenregelung bereits umgesetzt.
Zu den Bauprojekten zählte das Haus der Musik, die Dachsanierung beim Sportzentrum, die Neugestaltung des Spielplatzes am Fischerfeld, eine Urnengräber-Erweiterung am Friedhof sowie eine Stadtamtserweiterung, auch Straßensanierungen wurden vorgenommen und die Zehenthofbrücke in Bruckhäusl sowie eine Fuß- und Radwegbrücke über den Wörgler Bach erneuert.
Seit April 2021 laufe eine Analyse der Freizeiteinrichtungen durch den Verein Komm!unity. Die Kinderkrippe, die übergangsmäßig in der Fritz Atzl-Schule untergebracht ist, soll 2022 in die neuen Räumlichkeiten in der KR Pichler-Straße übersiedeln (die von der Stadt um 2 Millionen Euro angekauft werden). Ein weiterer Kindergarten soll im Zuge der Erneuerung der Südtiroler Siedlung von der NHT errichtet werden. Zu den laufenden Projekten zähle die nötige Sanierung und Erweiterung des Pflichtschulzentrums und Überlegungen zur Nachnutzung der Fritz Atzl-Schule.
Involviert ist die Stadtgemeinde in die Sanierung der Alten Musikschule. Die Liegenschaft wurde verkauft, soll großteils Kirchenwirt werden. Die Stadt nützt rund 40 % der Fläche für Heimatmuseum, Stadtarchiv und Proberaum für Orchester und Chor, ist an den Kosten beteiligt. Geplante Großprojekte im Stadtzentrum am Areal beim Bahnhof sowie im Stadtzentrum bei der Kirche wurden angekündigt, Details dazu gab es keine.
Kosten für die Stadt werden auch durch den noch ausständigen Hochwasserschutz entstehen. In Wörgl befinde sich die Geschäftsstelle des Wasserverbandes, den Vorsitz führt Bgm. Wechner. Man sei in Kontakt mit der Bundesbahn. Bei Errichtung der Unterinntaltrasse könne der Erdaushub gleich für die Hochwasserschutzbauten verwendet werden. Als Übergangslösung kaufte Wörgl heuer im Sommer ein mobiles, wiederverwendbares Hochwasserschutzsystem an.
Die Corona-Pandemie habe die Stadt bisher über 2,4 Millionen Euro gekostet (darin enthalten sind Ausfälle bei Steuereinnahmen). Derzeit seien in Wörgl 62,04 % der Bevölkerung erstgeimpft, 59,27 % erhielten den 2. Stich.
Fragerunde
An der Publikumsdiskussion beteiligten sich nur Wenige der anwesenden interessierten BürgerInnen. Klaus Walter beklagte fehlende Freizeiteinrichtungen, die ohne Vereinszugehörigkeit genützt werden können, sowie die Schließung des WAVE – man brauche eine Möglichkeit zum Schwimmen. Walter warf auch die Frage nach einer längeren Langlaufloipe im Stadtgebiet und einem größeren Eislaufplatz auf. „Kunstschnee war in den vergangenen Jahren die einzige Möglichkeit, um in Wörgl eine Loipe längerfristig zu nützen“, erklärte Sportreferent Bgm. Hubert Aufschnaiter und verwies darauf, dass diese vom Bundesschulzentrum auch sehr gern genützt werde. Zudem falle die Loipenerrichtung und –betreuung ins Aufgabengebiet des Tourismusverbandes. Was Eislaufen angeht, sei aufgrund des Klimawandels Natureis keine Option mehr – eine Kunsteisbahn teuer. Bgm. Wechner verwies auf bestehende Sport- und Freizeitanlagen wie 10 öffentliche Spielplätze und räumte ein, dass es „hier noch Luft nach oben“ gäbe. Ein Fußballplatz für alle stehe auf der Wunschliste ebenso wie ein Freibad, wofür mit der Schließung des WAVE Rücklagen gebildet werden sollen. Allerdings sind auch noch Kreditrückzahlungen über mehrere Millionen Euro ausständig.
Was die Spielplätze angeht, meldete sich auch Grün-Gemeinderätin Iris Kahn zu Wort: „Es gibt weder Beschattung noch Wasser.“ Auch die Ausstattung sei zu hinterfragen, da sich Kinder an Metallrutschen bereits Brandverletzungen geholt hätten. Kahn kritisierte, dass das Gesamtheitliche Verkehrskonzept ohne Bürgerbeteiligungsverfahren erstellt wurde: „Ansätze dazu sind im Sand verlaufen. Da darf man sich nicht über Gegenwind aus der Bevölkerung wundern.“
GR Andreas Schmidt (Liste Wechner) verwies auf die „Bruggenhocker-Sitzungen“ als Bürgerbeteiligung (wobei dazu nur geladene Personen Zugang hatten, aber keine öffentliche Beteiligung stattfand). Deren Ergebnisse seien eingeflossen. Einen eigenen Beteiligungsprozess für die Fußgängerzone wertete er als „nicht zielführend“. Während auch Bgm. Wechner erklärte, dass „alle beim Bürgerbeteiligungsmodell eingeladen waren“, sahen das Anrainer der Bahnhofstraße wie Traudi Engl anders: „Wir wurden nicht gefragt, wir sind völlig überfahren worden. Leute, die dagegen waren, wurden nicht gefragt.“ Engl beklagte fehlenden Informationsfluss und Verkehrsbehinderungen bei Veranstaltungen in der Bahnhofstraße samt höchst unangenehmen Folgen durch rücksichtslose Gäste, die ihren Garten als Pissoir missbrauchen. Auf ein Beschwerdeschreiben an die Gemeinde habe sie nicht einmal eine Antwort erhalten. Die Gemeinde habe ihnen 55 Parkplätze vorgeschrieben – mit Zustimmung des Landes wurden 40 in Form von Tiefgarage und Parkdeck errichtet, die Zufahrt erfolgt von der Bahnhofstraße aus – diese seien nun großteils nicht mehr nutzbar. Zudem gehört der Straßengrund bis zur Fahrbahnmitte den Liegenschaftseigentümern: „Wir wurden bis heute nicht gefragt, ob wir einverstanden sind – so geht´s nicht.“ Bgm. Wechner bedauerte die Vorfälle, es werde aber weiterhin Veranstaltungen in der Bahnhofstraße geben. GR Mag. Gabi Madersbacher als Organisatorin von Brezensuppnfest und Night Shopping wies darauf hin, dass bei Veranstaltungen ausreichend WC-Anlagen im City-Center sowie in Lokalen bereitstehen würden und bedauerte das undisziplinierte Verhalten einzelner Gäste.
Gefragt wurde nach der künftigen Nutzung des Bahnhofsareals am Angatherweg, nachdem das Gebäude östlich des Bahnhofes bereits abgerissen ist, und einem dazugehörigen Verkehrskonzept. Eine konkrete Auskunft dazu gab es nicht, da noch kein Projekt eingereicht wurde – Gespräche würden laufen.
Klaus Walter erkundigte sich noch nach konkreten Projekten, die 2022 und 2023 anstehen. Bgm. Hedi Wechner verwies auf die weiter laufende Erneuerung der Südtiroler Siedlung, ausständige Straßensanierungen, den Hochwasserschutz, Erweiterung des Pflichtschulzentrums, Errichtung eines Bades, Ausbau der Kinderbetreuung, Stadtentwicklung und Adaptierung öffentlicher Gebäude hinsichtlich des Klimaschutzes.
Und wie geht´s mit der Nordtangente weiter? Derzeit laufe die Planung des Kreisverkehrs, die geologischen Untersuchungen seien abgeschlossen. Die Straßenbaurechtliche Verhandlung wurde durchgeführt, weitere Bewilligungsverfahren sind eingereicht und laufen, wobei es zahlreiche Einsprüche gebe. Bgm. Wechner stellte dazu fest, dass „die Nordtangente nicht von der Stadt gebaut werden kann. Die Kosten lagen schon vor 2, 3 Jahren bei rund 27 Millionen Euro. Das muss vom Land ausgehen.“