Pfarrer Theo Mairhofer verlässt Wörgl

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich vergangene Woche in Wörgl die Nachricht, dass Wörgls beliebter Pfarrer Theo Mairhofer den Pfarrverband Wörgl/Bruckhäusl verlässt  und ab 1. September 2019 Pfarrer im Gasteinertal wird. Eine Nachricht, die große Betroffenheit auslöste. Um die Hintergründe zu erläutern und klarzustellen, dass es keine Zwangsversetzung ist, luden Theo Mairhofer und Pfarrgemeinderatsobmann Heinz Werlberger am 1. April 2019 zum Pressegespräch.

„Das ist keine Strafversetzung und der Pfarrer hat auch nicht hinter dem Rücken der Pfarre agiert. Es ist das übliche Prozedere, dass Pfarrer nach 10 bis 15 Jahren ihren Einsatzort wechseln“, erklärte Theo Mairhofer. Im Vergleich zu anderen Ländern sei das lang – in Indien oder auf den Philippinen erfolge dieser Wechsel nach fünf Jahren und habe den Zweck, dass die Pfarrer „missionarisch unterwegs bleiben.“

Theo Mairhofer erfuhr von seiner Versetzung am Mittwoch Abend, die neben dem Pfarrverband Wörgl/Bruckhäusl  das Dekanat sowie die Pfarren Kufstein  und Thiersee betrifft, wo er für erkrankte Kollegen einsprang. In Kufstein ist Theo priesterlicher Leiter der Pfarre, in Thiersee sprang er erst kürzlich für den erkrankten Priester ein und wird vor Ort von Harrison Markose aus Kerala in Südindien unterstützt. Die Personalentscheidungen trifft das Konsistorium der Erzdiözese Salzburg, das bei der äußerst prekären Personalsituation bei den Priestern die bestmögliche Lösung für alle 464.568 getauften Katholiken der 17 Dekanate mit 210 Pfarreien suchen muss.

„Kufstein und das Gasteinertal sind derzeit die größten Baustellen, und die Personaldecke ist hauchdünn“, erklärt Theo Mairhofer, der nach 10 Jahren in Wörgl sich 2013 selbst schon an den Salzburger Generalvikar gewandt hatte und damals um eine Auszeit bat, die er dann als Missionsjahr in Uganda zum Sammeln neuer Erfahrungen nützte. Als Theo Mairhofer 2003 für den erkrankten Erich Jell in Wörgl spontan einsprang, kam der Wechsel für ihn sehr überraschend. Dem wollte er vorbeugen, indem er signalisierte, nach seiner Rückkehr aus Uganda für neue Aufgaben in der Erzdiözese zur Verfügung zu stehen.

Der Abschied fällt ihm zwar schwer, aber „für den Pfarrverband Wörgl/Bruckhäusl ist der Wechsel nicht problematisch. Hier ist alles geregelt, die Leute arbeiten sehr selbständig und die Pfarrgemeinderäte und Pfarrkirchenräte sind gut aufgestellt“, ist Theo überzeugt. Einen Wechsel nach Kufstein schloss er aufgrund der räumlichen Nähe aus und so freut er sich auf die Herausforderungen des Neuanfanges im Gasteinertal, in dem er für die vier Pfarren von Hof Gastein, Dorf Gastein, Bad Gastein und Böckstein sowie für das „Missionsgebiet“ Sport Gastein zuständig ist.

„Es ist total schmerzlich, wenn ein Mensch, der so viel Positives bewegt hat wie Theo, uns verlässt“, bedauert Wörgls Pfarrgemeinderatsobmann Heinz Werlberger. Die Beliebtheit des Stadtpfarrers in der Bevölkerung nicht nur bei den 8.000 Katholiken in der Pfarre habe sich auch bei der Spendenfreudigkeit  kirchenferner Menschen für die laufende Außenrenovierung gezeigt. Manchen falle es schwer zu verstehen, dass ein eingespieltes Team gewechselt wird. Diese obligatorischen Wechsel würden aber durchaus Sinn machen, damit sich Strukturen in Pfarren nicht verkrusten. Die Vorgangsweise der Erzdiözese sei  „zwar für uns nicht angenehm, aber nachvollziehbar“.

Wer Theo nachfolgen wird, steht noch nicht fest. Der Pfarrverband Wörgl/Bruckhäusl wurde ausgeschrieben, Ende Mai rechne man mit einer Entscheidung. „Wir haben in Salzburg dem Seelsorgeamt ein Anforderungsprofil mitgeteilt, auch für die Nachbesetzung des Regionaldechanates. Der neue Wörgler Pfarrer sollte weltoffen, theologisch aufgeschlossen und teamfähig sein“, so Werlberger. „In Wörgl leben Menschen aus über 70 Nationen. Da geht es nicht, wenn man glaubt, nur der eigene Weg führe zu Gott“, weiß Theo Mairhofer aus eigener Erfahrung. Während die Nachbesetzung des Pfarrers vom Konsistorium getroffen wird, wird der Dechant von hauptamtlichen Mitabeitern der Pfarren, Pastoralassistenten und Vertretern der Religionslehrer und Pfarrgemeinderäte gewählt und dann vom Erzbischof für fünf Jahre ernannt.

Kirchenrenovierung läuft auf Hochtouren

Der Pfarrerwechsel  erfolgt während der laufenden Kirchenrenovierung in Wörgl, die das Dach sowie die Außenfassade betrifft und insgesamt rund 850.000 Euro kosten wird und derzeit durch die Neueindeckung des Kirchturmes viele Blicke auf sich zieht. Weithin strahlt die neu mit Kupfer verkleidete Turmspitze wie ein „Goldenes Dachl“. Doch mit diesem Begriff und der Optik hat Theo Mairhofer überhaupt keine Freude: „Da bin ich selber schon erschrocken, wie protzig das aussieht. Aber das war die Vorgabe des Bundesdenkmalamtes.“ Das sogar für das ganze Dach eine Kupfereindeckung empfahl, was aber aus Kostengründen nicht möglich ist. Schließlich war man auch mit dem Deutschen Schiefer als Dachbelag einverstanden – bis auf den Turm, aus Sicherheitsgründen. „Ich bin kein Baumeister, aber das hat sein müssen“, so Theo, den der Umstand beruhigt, dass das glänzende Kupfer relativ schnell Patina ansetzt und dunkler wird.

Die Malerarbeiten an der Außenfassade werden rund 270.000 bis 300.000 Euro kosten, für die Dachsanierung sind 570.000 Euro angesetzt. Die Finanzierung beschäftigt die Pfarrgremien, und so hofft man auch weiterhin auf Spenden. „Nach einem Jahr haben wir 220.000 Euro im Spendentopf“, freut sich Werlberger und meint: „Wir sind super unterwegs und guter Dinge.“ Die Finanzierung stehe bis auf eine Summe von 150.000 bis 200.000 Euro, für die die Erzdiözese einen Kredit zugesagt hat. Die Stadt Wörgl sagte für Fassadenrenovierung eine Unterstützung in Höhe 80.000 Euro, zahlbar in vier Jahresraten zu.

Priestermangel bereitet Sorgen

Mehr als der Zustand des Gotteshauses bereitet der Priestermangel Sorgen. „Derzeit haben wir 130 Priester im aktiven Dienst in der Erzdiözese, 2028 werden es voraussichtlich nur mehr 81 sein“, gibt Theo Mairhofer einen Ausblick auf die Zukunft und ihre Herausforderungen. Nicht besser sieht es beim seelsorglichen Personal im aktiven Dienst in Pfarren, Krankenhäusern, Altenheimen und der Jugendarbeit aus: von derzeit 118 werden es 2028 voraussichtlich nur mehr 85 sein.

Und wie steht Theo Mairhofer zur Frage Frau ins Priesteramt? „Ich wäre dankbar! Aber derzeit ist das problematisch, weil es zu einer Kirchenspaltung führen könnte“, so Mairhofer, der ebenso wie Werlberger die „viri probati-Lösung“ als sehr sinnvoll erachtet. Dabei würde auch verheirateten Männern das Priesteramt offenstehen. „Ein Vorteil bei der Begleitung von Familien“, ist Theo Mairhofer überzeugt. Und Heinz Werlberger verweist darauf, dass auch jetzt schon verheiratete katholische Priester im Einsatz sind – nämlich dann, wenn Priester vom evangelischen oder orthodoxen Glauben zum katholischen wechseln. Diese Entscheidungen müssten allerdings auf weltkirchlicher Ebene durch Änderung des Kirchenrechtes getroffen werden.

Dass sich die Kirche im Wandel befindet, das erfuhr auch Stadtpfarrer Theo Mairhofer im Laufe seiner Pfarrertätigkeit in Wörgl und Umgebung: „Es hat sich sehr viel geändert im kirchlichen Geschehen vor Ort. Die Zugehörigkeit zur Pfarre wird loser. Jene Generation, die ganz selbstverständlich bei kirchlichen Festen da war, ist weg. Aber gleichzeitig registrieren wir das größte Wohlwollen, etwa bei den Spenden für die Renovierung, was uns die Wertschätzung der Bevölkerung zeigt.“ Die Kirche sei zunehmend eine „Eventkirche“, wie auch Heinz Werlberger feststellt. Ob Palmsonntag, Christmette oder Erstkommunion – an solchen Tagen ist die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt. Zunehmend schwieriger werde auch die Jugendarbeit im städtischen Umfeld. Und das Abhalten des Religionsunterrichtes in den Schulen wird aufgrund der sinkenden Teilnehmeranzahl schwierig.

„Was sich sehr gewandelt hat, ist die Beerdigungskultur. Waren es früher vorwiegend Erdbestattungen, so machen jetzt die Urnenbestattungen von zwei Drittel aus“, so Mairhofer. Und eine Beerdigung war es auch, bei der Theo Mairhofer mit dem ausgefallensten Wunsch seiner Karriere in Wörgl konfrontiert wurde: „Die Trauerfamilie wollte, dass Gott nicht vorkommt. Aber das geht nicht – ich bin kein Trauerredner und kann Gott nicht ersetzen, damit wäre ich überfordert.“

Eine neue Erfahrung war für Theo Mairhofer die Gründung des Pfarrverbandes Wörgl-Bruckhäusl im Jahr 2015: „In der Theorie ist das einfach – zwei Pfarren, ein Weg. Aber in der Praxis ist das was anderes – das sind zwei ganz verschiedene Pfarrgemeinden.“

Abschiedsfest im August

Für Theo wird  übrigens im August – voraussichtlicher Termin am 10. oder 11. –  ein großes Abschiedsfest in der neuen Wörgler Feuerwehrhalle ausgerichtet, kündigt der Pfarrgemeinderat in seiner Stellungnahme auf der Pfarr-Website an. Werlberger: „Ein Fest, bei dem der Dank und die Freude zum Ausdruck kommen, dass wir in den letzten 15 Jahren einen Menschen als Pfarrer hatten, der mit seiner Spiritualität, seinem Humor, seiner Leutseligkeit und Offenheit viel Positives für die Stadtpfarre Wörgl und für den Pfarrverband Wörgl-Bruckhäusl bewirkt hat.“