„Das Wörgler Feuchtgebiet Filz ist klein, aber ein Kleinod – buchstäblich eine Perle der Artenvielfalt“, schwärmt der Biologe Kurt Lechner, der gemeinsam mit Alois Ortner vor gut 10 Jahren den Insektenreichtum bei Schmetterlingen, Libellen und Heuschrecken erfasst hat und jahrelang als Schutzgebietsbetreuer für die Filz im Einsatz war. Diese Funktion übernahm mit Februar 2016 der junge Biologe Philipp Larch, der sich gemeinsam mit Filz-Aktivistin Maria Ringler und einem treuen Pool Ehrenamtlicher weiter um die Pflege des Naturjuwels kümmern wird.
Schon 2005 zeichnete sich das Einwandern unerwünschter Neophyten wie Springkraut und Goldrute ab. „Die Filz war bereits zur Hälfte mit Springkraut infiltriert. Ohne Gegenmaßnahmen wäre der Artenpool heute weg“, stellt Kurt Lechner fest und weiß deshalb den Einsatz Ehrenamtlicher umso mehr zu schätzen: „Es war ein Glück, dass hier viele interessierte, tatkräftige Leute vor Ort zur Stelle waren, um dabei zu helfen. Heute ist das Springkraut dank dieser Arbeitseinsätze kein Problem mehr und die Filz ein Vorzeigeprojekt.“ Auch in anderer Hinsicht ist der wertvolle Rest alter Inn-Auen in Wörgl eine Besonderheit: Für kaum ein Schutzgebiet sind botanische und zoologische Bestände so exakt erfasst. Das ermöglicht erst einen individuell erstellten Pflegeplan, der auf die speziell an den Standort angepassten seltenen Arten Rücksicht nimmt. Lechner: „Hier gibt es noch Arten, die sonst in Tirol gesucht werden müssen.“
„Die Filz ist mit über 340 Schmetterlingsarten und vielen weiteren bedrohten Tieren und Pflanzen ein Artenvielfalt-Hotspot in Tirol“, erklärt Philipp Larch, der seit Jahren bei der Filz-Pflege mithilft und als Schutzgebietsbetreuer auch für die Söller Wiesen, die Loar in Kramsach, den Egelsee, das Kaisergebirge und den Schwarzsee sowie als Biberbeauftragter für den Bezirk Kitzbühel zuständig ist, den ökologischen Wert der Filz, die eines der letzten im Inntal-Boden verbliebenen Feuchtgebiete ist. Die wichtige wissenschaftliche Basis, eine aktive Bevölkerung und Rückhalt in der Gemeinde – diese drei Faktoren seien das Erfolgsrezept, zu dem sich auch der neue politisch zuständige Ansprechpartner Stadtrat Ing. Emil Dander bekennt: „Wir wissen die Eigeninitiative der Leute zu schätzen und werden sie weiter unterstützen.“ Auch der Umweltbeauftragte der Stadt Wörgl Georg Griesser und der städtische Bauhof tragen zur Filz-Pflege bei.
Gezielte Schutzgebietsarbeit braucht Grundlagen-Erhebung – und damit stehe eine Evaluierung der Artenerhebung 2017 an. „Wir wollen feststellen, wie sich die bisherigen Pflegemaßnahmen auswirken. Diese Evaluierung geht vom Land Tirol aus“, erklärt Alois Ortner. Einen Überblick über die heuer vorgesehenen Pflegemaßnahmen gibt Philipp Larch: Hauptaktion wird wieder die jährliche Mahd im Herbst. Im Drei-Jahres-Rhythmus sollen Teilflächen als Rückzugsorte für Tiere stehen bleiben, die Mahd dort nach einem Rotationsprinzip erfolgen. „Von den 1,2 Hektar Feuchtwiese sollen 10 % der Fläche nicht gemäht werden“, erklärt Larch. Eingriffe in die sensible Moorwiese sind nur bei drohender Verbuschung nötig. „Im Herbst halfen dabei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werkbank“, erklärt Filzaktivistin Maria Ringler. Würde man diese Fläche sich selbst überlassen, würde die Moorwiese einem Erlenwald weichen. Um den Status quo zu erhalten, steht auch ein Ausbaggern der Teiche an, die im Lauf der Zeit verlanden. Das soll mithilfe eines Spezialisten in der Wintersaison vorgenommen werden.
Neben der laufenden Pflege des Feuchtbiotopes zählt die Wissensvermittlung und Bewusstseinsbildung zu den großen Anliegen der Biologen und Filz-Aktivisten. Philipp Larch will im Herbst 2016 naturkundliche Einheiten für Schulen in Form von naturpädagogischen Modulen anbieten. Alle Infos rund um die Filz gibt´s auch bei Filz-Aktivistin Maria Ringler, die Interessierten als Ansprechperson gern zu Verfügung steht. Ihre Kontaktdaten: Telefon 0699-81171422.