Die Magie der Worte beherrschte am 18. März 2016 einmal mehr die Kulturzone Wörgl, die sich in eine bis auf den letzten Platz gefüllte Arena für sechs Wortakrobaten verwandelte. Als Zeremonienmeister moderierte Stefan Abermann den unterhaltsamen wie gleichermaßen nachdenklich stimmenden Dichter-Wettstreit, aus dem Robyn Dudic als Tages-Siegerin hervorging.
Unterhaltung mit Haltung und Tiefgang – das lieferten die sechs Poetry Slam-StarterInnen, deren Auftrittsreihenfolge Moderator Stefan Abermann ausloste. Maximal fünf Minuten Zeit, keine Verkleidung, nicht singen – das sind die wichtigsten Regeln dieses Genres, das vom kreativen Umgang mit Sprache, lebendigem Vortrag und der Resonanz lebt, die die gewählten Themen im Publikum finden. Für das gilt: zuhören, das Sieger-Sackerl füllen und voten – in der ersten Runde mittels Punkte-Tafeln, in der Finalrunde mittels Applaus-Lautstärke.
Mit einem Text vom Tod mit dem Titel „Das Leben ist schön“ eröffnete Robyn Dudic den Auftrittsreigen. Was Unterricht mit Unterdrückung verbindet, machte Hannes Gwiggner klar, während Martin Fritz in oberpustertalerischem Dialekt komödiantisch mit der traurigen Geschichte vom ausgegrenzten Bären punktete. Reflexionen übers Zuhause brachte Käthl mit und Bernhard einen Brief an seine Mutter, in dem er den folgenschwersten Fehler eingestand, den ein Mann machen kann: einen Besuch bei Ikea. Ihr Märchen von den Ameisenmarionetten, die beim Blick in den Spiegel wieder zu denken begannen, trug Christine vor und hielt damit der Gesellschaft einen Spiegel vor.
Essen als Privileg – davon konnte Käthl in ihrem Final-Beitrag garnicht genug bekommen und überspannte damit auch den zeitlichen Rahmen. Über dessen Einhaltung wachte jedoch Moderator Stefan Abermann. Am Boden liegend sparte Hannes Gwiggner dann mit Worten, thematisierte in seiner Performance den Umgang mit Flüchtlingen. Kuriose Vorschläge zum Umgang mit dem Klimawandel unterbreitete Martin Fritz in der Rolle als Klimaforscher Dr. Trinkl und hinterfragte damit humorvoll unseren Lebensstil. Robyn Dudic schließlich beeindruckte als vierte Finalistin mit einem weiteren Text mit Tiefgang – über Überfressen am Leid anderer, das Überfüllen unserer Teller und das Teilen, das stört.
Das Applaus-Barometer entschied in der Finalrunde zugunsten von Robyn, die sich dann über den Inhalt des Slam-Sackerls freuen durfte. Sieger waren an diesem Abend aber wie immer beim Poetry Slam alle, die ihre Texte vortrugen – denn die Liebe zur Literatur und ihren Ausdrucksmöglichkeiten kennt keine Verlierer.