Schaubrennerei beim Doagl und weitere Gemeinderatsbeschlüsse

Der Wörgler Gemeinderat befasste sich in seiner Sitzung am 10. Mai 2016 u.a. mit der Bewilligung einer Schaubrennerei beim Doagl, der Benennung der Josef Zangerl-Straße, dem Antrag des WSV Wörgl zur Mattenbelegung der 60-Meter-Schanze, Flächenwidmungen in der Kanzler-Biener-Straße sowie im Gewerbepark/Felbermayr und lehnte den Antrag der Wörgler Grünen ab, künftig alle stadteigenen Veranstaltungen nach dem Konzept „Green Event Tirol“ auszurichten – man setze lieber auf Freiwilligkeit als auf Vorschriften.

Mit der Gradl-Areal-Verbauung – 75 Mietwohnungen sowie der neue Wörgler Stadtplatz – geht eine Änderung der Verkehrsführung im Umfeld einher. So soll eine Einbahnregelung in der bislang unbenannten Gemeindestraße im Bereich der Kreuzung Friedhofsstraße beginnend beim Café ums Eck in Richtung Osten bis hin zur Kreuzung mit der Innsbrucker Straße verordnet werden. Der Ausschuss für Bildung beantragte deshalb, der Straße einen Namen zu geben, wobei die angrenzenden Anrainer von der Straßenbenennung nicht betroffen sind. Mit einstimmigem Beschluss wurde das Straßenstück als Josef Zangerl-Straße benannt. Zangerl engagierte sich vielfältig im Wörgler Kulturleben, war lange Jahre Obmann des Heimatmuseumsvereines und Herausgeber des Wörgler Heimatbuches.

Mattenbelegung für 60-Meter-Schanze – Beschluss vertagt

Der Verein WSV Wörgl strebt eine Mattenbelegung der 60-Meter-Schanze im Wörgler Sprungzentrum an, die derzeit nur im Winter bei entsprechender Schneelage benützt werden kann. Um die Sportanlage als „Nordisches Nachwuchszentrum Wörgl“ aufzurüsten, plant der Verein die Errichtung einer Aufstiegshilfe – ob Sessellift, Förderband oder Standseilbahn ist noch offen – sowie die Reparartur und Instandhaltung der Gebäude und Container. Dafür wäre auch die Einzäunung des Schanzengeländes notwendig. Der WSV argumentiert den Ausbau mit besseren Trainings- und Wettbewerbsbedingungen.

Bei der Stadt Wörgl beantragte der WSV eine Subvention in Höhe von 44.000 Euro, aufgeteilt auf vier Jahre ab 2017. Das Land würde sich bei entsprechender Zusage der Stadt bereit erklären, 76.000 Euro im Laufe von vier Jahren beizusteuern, die Zusage halte bis Herbst 2016. Dafür lag eine einstimmige Ausschussempfehlung vor. „Die Schanze ist ein Aushängeschild für Wörgl. Das Gesamtprojekt kostet über 200.000 Euro“, erklärte Sportreferent Vizebürgermeister Hubert Aufschnaiter.

„Das ist ein sehr ehrgeiziges Projekt und die Stadt hat dort auch schon einige hunderttausend Euro investiert bzw. gesponsert. Was fehlt ist ein Verkehrskonzept“, wandte Grün-GR Richard Götz ein und wollte wissen, wie Zufahrt und Parken geregelt sind, da mit vermehrtem Betrieb Belastungen auf die Anrainer zukommen würden. Zur beantragten Subvention würden auf die Stadt Mehrkosten durch Bauhofleistungen zukommen.

Skeptisch im Hinblick auf die Kosten äußerte sich GR Christian Kovacevic und wollte wissen, ob es schon verbindliche Zusagen für die Finanzierung gäbe, etwa vom Tourismusverband oder umliegenden Gemeinden. Seine Befürchtung geht dahin, dass es zu Kostenüberschreitungen komme und dann wieder der Ruf nach Steuergeld laut werde.

Diesbezügliche Zusagen liegen keine vor, so Aufschnaiter. Es gehe darum, einen Grundsatzbeschluss fürs Projekt zu fassen, um damit beim Land ansuchen zu können. „Das Land gab seine Zusage schriftliche unter der Bedingung, dass die restliche Finanzierung gesichert ist“, erklärte GR Dr. Andreas Taxacher. Was die Verkehrserschließung betrifft: Diese sei eine öffentliche Gemeindestraße, betroffen sei ein Anrainer. Bei Wettkämpfen werde beim Bundesschulzentrum geparkt, als Zubringer gäbe es auch einen Shuttle-Bus. Das sei schon bisher so gehandhabt worden.

Die FWL gegründete ihre ablehnende Haltung mit den nicht bezifferten Bauhofkosten und dem Umstand, dass im Sinne der Gleichberechtigung nicht ein Sportverein so hoch subventioniert werden könne.

„Der WSV ist schon sehr lange bei der Gemeinde vorstellig. Als die Schanzenanlage gebaut wurde, hieß es, dass die 60-Meter-Schanze nur für den Winterbetrieb ist“, erinnerte Bgm. Hedi Wechner und stellte die angegebene große Umwegrentabilität in Frage, „ob diese tatsächlich gegeben und nicht nur eine optimistische Annahme ist.“ Die Stadt solle eine Zusage nur vorbehaltlich anderer fixer Förderzusagen machen. Wechner: „Wenn davon auch nur eine nicht ausgeschüttet wird, wäre unsere Zustimmung und damit die Subvention obsolet.“

Ein Vorgehen nach Salamitaktik warf Götz dem WSV vor. Jetzt wolle man die 60 Meter Schanze – und was sei dann mit der 90 Meter-Schanze? Und was passiert, wenn es den Verein einmal nicht mehr gibt? „Haben wir dann dort eine Sportruine stehen – wer baut die dann ab?“

FWL-GR NR Carmen Schimanek stellte schließlich den Antrag auf Zurückstellung des Antrages und damit Vertagung der Entscheidung, dem 13 Mandatare (Liste Hedi Wechner und FWL) zustimmten, 8 (Bürgerliste Wörgler Volkspartei, Team Wörgl, Grüne und Junge Wörgler Liste) waren dagegen. Jetzt wird das Thema im nächsten Gemeinderat nochmals behandelt.

Felbermayr erweitert in der Roten Zone

Die Firma Felbermayr im Wörgler Gewerbepark benötigt so schnell wie möglich eine weiter Halle mit einer Nutzfläche von mindestens 3.500 Quadratmetern zur Lagerung von Maschinenteilen und beantragte deshalb eine Erweiterung und Änderung des Bebauungsplanes bei der Stadt. Obwohl sich das Grundstück in der Roten Zone befindet, kann nach Rücksprache mit dem Baubezirksamt Kufstein die geplante Halle mit entsprechenden Auflagen errichtet werden.

„Felbermayr will in Wörgl ein Zentrum für Westösterreich einrichten und ich habe die Unterstützung der Stadt schon zugesichert“, teilte Bgm. Wechner mit. FWL-GR NR Carmen Schimanek merkte an, sie habe „Bauchweh“ mit diesem Beschluss aufgrund der Roten Zone, wolle den Betrieb aber unterstützen. Götz wies darauf hin, dass es schon mehrfach Baubewilligungen für Betriebe in der Roten Zone gegeben habe und stellte eine Ungleichbehandlung fest – für die Einen gelte das Bauverbot, für Andere nicht. „Ich verwehre mich dagegen, hier von einer Sonderregelung zu sprechen. Das war ein ganz normales Verfahren, bei dem Auflagen von der Behörde vorgeschrieben wurden, die einzuhalten sind“, erklärte Taxacher. Aufschnaiter und Riedhart unterstrichen die Bedeutung des Betriebes für die Wörgler Wirtschaft. Dem Hallenbau stimmten 20 Mandatare zu, Schimanek enthielt sich der Stimme.

Aus für den „Drixl-Schuppen“

Wiederholt im Gemeinderat landete der Umbau eines landwirtschaftlichen Schuppens in der Kanzler-Biener-Straße. Um dort Wohnungen unterbringen zu können, soll die Bauparzelle vergrößert werden, wofür die Stadt Grund an den Bauwerber verkauft hat. Zusätzlich ist die Umwidmung von Freiland in Wohngebiet sowie Anpassungen bei der Straßenführung notwendig.

„Dieser Stadel ist 400 Jahre oder älter. Das Thema Denkmalschutz wurde bisher in keinster Weise behandelt. Die Stadt macht immer Werbung mit den alten Höfen im Zentrum, auch für das Ortsbild ist das ein Thema. Wir würden bedauern, wenn sich wieder ein Stück altes Wörgl aus dem Stadtbild verabschieden würde“, erklärte GR Götz und  regte an, beim Denkmalschutz nachzufragen. „Der Bauwerber wird diese Ansicht nicht teilen“, entgegnete Bgm. Wechner.

Der Schuppen grenzt an den Wörgler Bach an. Entlang des Ufers muss ein nutzbarer Grundstreifen als Gehweg und Zugang zum Ufer frei bleiben. Vom Wasserbauamt liege eine positive Stellungnahme vor, teilte Bauamts-Jurist Dr. Egerbacher mit. Das Grundstück liegt nicht in der Gefahrenzone. Was den Denkmalschutz betrifft informierte Stadtbaumeister DI Hermann Etzelstorfer, dass in Wörgl nur ein Gebäude denkmalgeschützt sei – das Musikschulgebäude.

Bei der Beschlussfassung stimmten 19 Mandatare für die Widmungsänderung, die beiden Grün-Gemeinderäte waren dagegen.

Schaubrennerei beim Doagl

Der Grundeigentümer der derzeit im Freiland bestehenden landwirtschaftlichen Hofstelle Doagl oberhalb der Stögersiedlung plant die Neuerrichtung eines landwirtschaftlichen Nebengebäudes, in dem er eine Schaubrennerei mit Direktvermarktung einrichten will. Der Neubau soll die 2014 aufgrund des desolaten Zustandes abgerissene alte Brennhütte ersetzen.

Der Beschlussvorschlag beinhaltete die Ausweisung einer Sonderfläche für die Schaubrennerei und Direktvermarktung mit Erhöhung der zulässigen Wohnnutzfläche, ohne dieses Ausmaß näher festzulegen. Der Gemeinderat stimmte mit einstimmigem Beschluss zu. Rechtswirksam wird er nur, wenn innerhalb der Auflegungs- und Stellungnahmefrist keine Einwände von berechtigen Personen erhoben werden.

Was die Zufahrt zur künftigen Schaubrennerei mit Direktvermarktung betrifft, sei dies Sache des Grundeigentümers, teilt GR Dr. Taxacher auf Anfrage mit. Die Hofzufahrt führt derzeit über einen nicht asfaltierten, einspurigen Weg.

Wohnbau am Wörgler Bach

Die Firma d&h Wohnbau OG will das „Seisl-Grundstück“ westseitig des Wörgler Baches in der Wildschönauerstraße mit insgesamt 10 Wohnungen inklusive Tiefgarage anstatt der ursprünglich geplanten zwei Doppelhäuser bebauen. Das Grundstück befindet sich in einer Hanglage, entlang des Wörgler Baches wurde die Einräumung eines Servitutes für den öffentlichen 2,5 Meter breiten Gehweg zugesichert. Der Gemeinderat stimmte dem mehrheitlichzu, die 4 FWL-Mandatare enthielten sich der Stimme mit der Begründung, dass die Zustimmung des Wasserbauamtes erst in mündlicher und noch nicht in schriftlicher Form vorlag.

Städtebauliche Rahmenbedingungen für Südtiroler Siedlung neu

Mit einstimmigem Beschluss legte der Gemeinderat die städtebaulichen Vorgaben für den Architekturwettbewerb Südtiroler Siedlung fest. In Absprache mit der Neuen Heimat wurden vom Büro Terra Cognita Claudia Schönegger KG die städtebaulichen Rahmenbedingungen ausgearbeitet. Diese umfassen planungsrechtliche Vorgaben, Bebauungs- und Nutzungsstruktur, Freiraum und Erschließung. Zum Wettbewerb werden 21 Architekten eingeladen, je 7 werden von Stadt, NHT und Architektenkammer nominiert. Die Abwicklung übernimmt für die Neue Heimat das Büro ao-Architekten.

Der Bereich des Wettbewerbes umfasste neben den Häusern der Südtiroler Siedlung auch die städtischen Wohnhäuser in der Franz Schubert-Straße. Die Umsetzung erfolgt in fünf Baustufen, die sich aufgrund der notwendigen Absiedelungen über einen längeren Zeitraum erstrecken wird. Der Wettbewerb soll im zweiten Quartal 2016 durchgeführt werden und kostet rund 120.000 Euro. Der Kostenanteil für die Stadt beträgt rund 32.000 Euro netto, abzüglich Wohnbauförderung in höhe von 22.000 Euro.

„Grundsätzlich sind die Rahmenbedingungen gut, mir fehlt aber die historische Bedeutung. Die Südtiroler Siedlung  war jahrzehntelang prägend fürs Stadtzentrum. Um dieser Bedeutung gerecht zu werden, könnte ein Gebäude als Gebäude-Zeitzeuge belassen  und nur innen renoviert werden“, schlug GR Richard Götz vor und wies auf ähnliche Beispiele andernorts in Österreich hin.

Es sei nicht Aufgabe der Stadt, Gebäude herauszusuchen und diese als schützenswert zu deklarieren, meinte dazu GR Michael Riedhart/Junge Wörgler Liste und Vizebgm. Mario Wiechenthaler/FWL räumte ein, dass man das der NHT nicht vorschreiben könne. „Es geht nicht ums Vorschreiben. Wir wollen diesen Gedanken anregen und diskutieren“, so Götz, der die Stadt sehr wohl in der Rolle sieht, den Denkmalschutz einzuschalten: „Wer außer der Stadt sollte sonst für das Stadtbild verantwortlich sein?“

Positiv sieht Technik-Ausschussleiter STR Ing. Emil Dander die Wettbewerbsvorgaben, denen im Ausschuss alle zugestimmt hatten. Die Wünsche der Stadt seien deponiert, man könne hier auf 2 Hektar alles verwirklichen, was man sich vorgenommen habe.