Die Schweizer stimmten am Sonntag, 27. September 2020, über die Änderung des Jagdgesetzes und damit über die Aufweichung des Wolfschutzes ab. Knapp mit 51,9 Prozent entschieden sich unsere Nachbarn gegen das neue Jagdgesetz. Entschieden wurde die Abstimmung in den urbanen Gebieten. Die Bevölkerung im ländlichen Raum stimmte klar für Aufweichung des Wolfschutzes. „Das Wolf-Abstimmungsergebnis in der Schweiz ist Auftrag zu handeln“, erklärt der Tiroler Nationalrat Hermann Gahr.
Die jüngste Meldung von Wolfsrissen in Tirol liegt vom 8. September 2020 vor – bei acht Schafen, die im Viggartal im Gemeindegebiet von Ellbögen im Bezirk Innsbruck-Land tot aufgefunden wurden, wurde die DNA von einem Wolf aus der italienischen Population nachgewiesen. Im Jahr 2020 wurden in Tirol demnach bis 11. September 2020 mindestens acht verschiedene Wölfe, davon zwei weibliche und sechs männliche Wölfe nachgewiesen. Die Wölfe stammen aus drei verschiedenen Herkunftspopulationen und wurden in fünf verschiedenen Tiroler Bezirken genetisch nachgewiesen.
„Das Ergebnis in der Schweiz zeigt ganz klar, dass die Bewohner in den betroffenen Gebieten wie dem Wallis oder Graubünden eindeutig für die Senkung des Schutzstatus des Wolfes entschieden haben. Die Gräben zwischen Bergkantonen und den städtischen sind hier eindeutig zu sehen“, kommentiert der Tiroler Bauernbund-Abgeordnete und Forum-Land Obmann Hermann Gahr das Referendum in der Schweiz.
Im Kanton Wallis stimmten 68,6 Prozent, in Graubünden 67,3 Prozent, im Kanton Uri 69,6 Prozent und in Appenzell Innerrhoden 70,8 Prozent für das neue Jagdgesetz.
„Das Abstimmungsergebnis ist ein klarer Auftrag zu handeln. In den betroffenen Gebieten gibt es große Probleme mit dem Wolf. Es kann also keine Rede von Wolfsromantik sein. Die urbanen Gebiete mit ihrer großen Einwohnerzahl haben die Probleme der ländlichen Bevölkerung mit den Raubtieren teilweise nicht ernst genug genommen. Dennoch ist das Ergebnis ein Erfolg, denn von einer breiten Zustimmung für die Rückkehr der Wölfe kann keine Rede sein“, sagt Gahr.
Das Problembewusstsein rund um die Rückkehr der Wölfe ist in urbanen Gebieten weniger ausgeprägt. So stimmten in der Gemeinde Zürich 66,4 Prozent gegen das neue Jagdgesetz. „Leider sehen die Bewohner der urbanen Gebiete diese Schwierigkeiten mit den Wölfen nicht, da sie davon auch nicht betroffen sind. Das gleiche Bild zeigt sich auch in Österreich. In ländlichen Gebieten sieht man die Rückkehr der Wölfe kritisch und in den Städten werden die Raubtiere begrüßt. Deswegen müssen wir hier mehr objektive Aufklärung betreiben, derzeit wird dieses Feld komplett den Tierschutzorganisationen überlassen, die natürlich ein verharmlosendes Bild der Raubtiere übermitteln. Das war auch bei der Abstimmung in der Schweiz entscheidend. Tierschutzorganisationen haben massiv kampagnisiert“, so Gahr.
Laut Schätzungen gibt es in der Schweiz um die 100 Wölfe, jedes Jahr werden rund 500 Schafe oder Ziegen gerissen und das trotz Herdenschutz. Mit der Änderung des Jagdgesetzes hätten Wölfe leichter entnommen werden können, etwa auch präventiv, bevor es zu Schäden kommt.
Gahr fordert auch für Österreich die leichtere Entnahme von Problemwölfen. „Gerade in diesem Sommer hat man gesehen, wie viel Schäden Problemwölfe anrichten können. In Tirol gab es zahlreiche Risse und viele Bauern werden wohl im nächsten Sommer ihre Tiere nicht mehr auf die Almen treiben. Deswegen brauchen wir endlich eine europaweite Gleichbehandlung in der Wolffrage. Zahlreiche EU-Länder wie Finnland, Slowakei, Polen, Lettland oder Litauen haben Ausnahmeregelungen zur Entnahme von Wölfen. Genauso eine Regelung brauchen wir auch für Österreich. Wir wollen keinen Sonderweg, sondern nur gleich wie andere behandelt werden“, betont Gahr.
Text: Mag. Silvia Leitner/Parlamentarische Mitarbeiterin & Land Tirol