Mit der Langen Nacht der Museen öffnete das neu aufgestellte „museum wörgl“ am 7. Oktober 2023 nach der übersiedelungs-bedingten Pause erstmals seine Türen für die Öffentlichkeit. Die Wörgler Museumsbestände wurden dafür durchleuchtet, so manches fand den Weg vom Depot in die Ausstellung, zu deren besondere Attraktivität das Landesmuseum Ferdinandeum mit zahlreichen Exponaten der Ur- und Frühgeschichte aus Wörgl und Umgebung beiträgt.
Wörgl mag als Stadt zwar jung sein, als Siedlungsraum wurde die weite Talsohle aber schon in der Steinzeit bevölkert. Darauf weisen erste jungsteinzeitliche Funde aus der Umgebung hin. Aus der Bronzezeit stammende Werkzeuge und Schmuck belegen die frühe Besiedlung ebenso wie ausgegrabene Reste von Bauten und Feuerstellen. Auf überregionales Interesse stieß bereits im 19. Jahrhundert das in Egerndorf entdeckte hallstattzeitliche Gräberfeld mit hunderten Urnenbestattungen und sogar eigenem Begräbnisritual in Wörgl. Dass auch die Römer hier ihre Spuren hinterließen, belegt die Entdeckung einer römischen Villa mitten im Stadtzentrum.
Wie lebten die Menschen damals? Wovon ernährten sie sich? Mit wem trieben sie Handel? Einen lebendigen Einblick in die Ur- und Frühgeschichte gibt die ein Jahr lang bestehende Sonderausstellung, zu der die Anthropologin Mag. Marlies Wohlschlager auf Anfrage bei Führungen jede Menge Wissenswertes über die reichhaltigen archäologischen Funde vermittelt. Bei der Langen Nacht der Museen teilte auch Mag. Wolfgang Sölder, Bereichsleiter der Ur- und Frühgeschichte beim Landesmuseum Ferdinandeum, der die Sonderausstellung kurariert hat, sein Wissen mit vielen interessierten BesucherInnen.
Archäologische Wanderung aufs Grattenbergl
Wer in die Ur- und Frühgeschichte im Raum Wörgl mit fachkundiger Begleitung eintauchen will, kann gern an einem „archäologischen Spaziergang“ aufs Grattenbergl am Samstag, 21. Oktober 2023 ab 15 Uhr teilnehmen. Der Heimatmuseumsverein lädt bei trockenem Wetter zur gemeinsamen Wanderung, bei der Mag. Wolfgang Sölder als Teilnehmer Einblicke in die Ur- und Frühgeschichte in Wörgl und Umgebung geben wird. Der Treffpunkt wird den TeilnehmerInnen nach der Anmeldung mitgeteilt, Kontakt E-Mail heimatmuseum(at)woergl.at. Bei Regen entfällt die Veranstaltung.
Ein zweiter Themenschwerpunkt bei der Langen Nacht der Museen wie auch in der Ausstellung war bzw. ist Geldgeschichte mit dem Fokus auf dem Wörgler Freigeld-Experiment 1932/33, das heute noch weltweit als Vorbild für Regional- und Komplementärwährungen dient und Wörgl eine einzigartige Stellung in der Wirtschaftsgeschichte beschert. Die Ausstellung beinhaltet sowohl Infos zum Ablauf des historischen Währungs-Experimentes als auch Exponate zur Geldgeschichte vom Geld der Monarchie bis hin zu Komplementärwährungen heute. Veronika Spielbichler, Freigeld-Referentin beim Heimatmuseumsverein seit 1996 und seit 2003 Obfrau des Unterguggenberger Institutes, informierte bei der Langen Nacht der Museen im Rahmen einer Führung über Hintergründe und zeitlos aktuelle Fragen rund ums Thema Geld und Währung.
Einen Überblick über die Museumsinhalte vermittelten bei der Langen Nacht der Museen Wörgls neuer Heimatmuseumsvereinsobmann DI Josef Egenbauer ebenso wie Kassier Mag. Clemens Mayr und Obmann-Stellvertreter Mike Zangerl.
Neue Medienstationen mit Filmbeiträgen
Mit der Neuaufstellung wurden im museum wörgl auch neue Medienstationen integriert, auf denen zum Start themenbezogene Filme in allen vier Museumsräumen gezeigt werden. Filmbeiträge werden vom ORF, von epofilm, vom Wörgler Filmemacher Egon Frühwirth und vom Anne Frank Verein zur Verfügung gestellt.
Die vier Räume im museum wörgl sind thematisch zugeordnet von der Ur- und Frühgeschichte über Stadt-, Kriegs- und Wirtschaftsgeschichte, Volkskultur, Handwerk & Haushalt bis hin zum Zahlenraum mit den Themen Aristo, Kerbhölzer und Freigeld. Die Öffnungszeiten bis Weihnachten 2023 sind jeweils donnerstags von 17-20 Uhr und samstags von 10-12 Uhr. Auf Anfrage Themenführungen zu Ur- und Frühgeschichte sowie zum Wörgler Freigeld, Kontakt Email heimatmuseum(at)woergl.at
- Kam als erster Besucher bei der Langen Nacht der Museen ins neue „museum wörgl“: Wörgls langjähriger Museumsführer und Stadtarchivar Hansi Gwiggner (links), hier im Gespräch mit Mag. Clemens Mayr, Kassier beim Heimatmuseumsverein.
- Öffnete zur Langen Nacht der Museen erstmals für die Öffentlichkeit: das neue „museum wörgl“ im ersten Stock des Kirchenwirtes.
- Zur Neuausstattung zählen Medienstationen in allen Räumen.
- Mag. Wolfgang Sölder im Gespräch mit Hansi Gwiggner.
- Auch von der Schützenkompanie kam Besuch bei der Langen Nacht der Museen…
- Peter Weich, langjähriger Geschäftsführer bei Aristo in Wörgl, stellte die Aristo-Exponate zur Verfügung und erkundet hier gerade die Wörgler Postmeisterkasse im Zahlenraum.
- Die Sonderausstellung zur Ur- und Frühgeschichte bleibt ein Jahr im museum wörgl.
- Was haben alte und neue Wörgler Kassen gemeinsam? Die Antwort zauberte wiederholt ein Lächeln auf die Gesichter…
- Mag. Marlies Wohlschlager bei der Ur- und Frühgeschichte Führung bei der Langen Nacht der Museen.
- Die Sonderausstellung zeigt neben Funden aus Wörgl auch jene von archäologischen Ausgrabungen in Nachbargemeinden.
- Exponate aus der Römerzeit können in Vitrinen-Schubladen entdeckt werden.
- Eigens fürs museum wörgl angefertigt: Ein Modell der römischen Wand- und Bodenheizung – hier erklärt von Mag. Marlies Wohlschlager.
- Ein Zeitstrahl mit allen bekannten Dorf- und Bürgermeistern zählt zur Darstellung der Stadtgeschichte.
- Mike Zangerl lebt die Familien-Museumstradition weiter – sein Vater Josef Zangerl war 1980 Gründungsobmann des Heimatmuseumsvereines und gab 1998 das Wörgler Heimatbuch heraus, das zeitlos aktuell und um den günstigen Preis von 10 Euro erhältlich ist.
- Wörgls neuer Heimatmuseums-Obmann DI Josef Egenbauer (links im Bild) freute sich über das Interesse bei der Langen Nacht der Museen.
- Wirtschaftsgeschichte und Volkskultur finden im neu eingerichteten museum wörgl auch weiterhin Platz.
- Im Zahlenraum mit den Themenbereichen Aristo, Kerbhölzer und Freigeld – etliche WörglerInnen waren bei Aristo beschäftigt und können sich gut an die Glanzzeit von Rechenschieber und Co. erinnern.
- Geben bei Führungen ihr Wissen über Freigeld bzw. Ur- und Frühgeschichte gerne weiter: Veronika Spielbichler und Mag. Marlies Wohlschlager.