Das Grattenbergl am Schnittpunkt von Inn- und Brixental ist nachweislich seit 1.500 vor Christus besiedelt. Archäologische Funde geben preis, wie unsere Vorfahren dort oben, aber auch unten im Tal lebten. Der Einladung des Wörgler Heimatmuseumsvereines zu einer spannenden Zeitreise verbunden mit einer gemeinsamen Wanderung folgten am 21. Oktober 2023 an die 20 historisch Interessierte. Als versierter „Fährtenleser“ stellte Mag. Wolfgang Sölder, Bereichsleiter Ur- und Frühgeschichte beim Landesmuseum Ferdinandeum, sein umfangreiches Wissen bereitwillig zur Verfügung.
Bis zur Ankunft der Römer kurz vor Christi Geburt reichen die archäologischen Funde am Grattenbergl, die Siedlungstätigkeit mit Kupferschmelze und Textilverarbeitung belegen. Der Raum Wörgl war Drehscheibe für die Kupfergewinnung, wobei schon früh überregional Handel betrieben wurde und Wörgl ins überregionale Wirtschaftsnetz gut eingebunden war. Die Menschen nützten dabei öfter auch Wege über die Berge. Zur Besonderheit der am Grattenbergl gefundenen Keramik zählt sowohl die Herstellungstechnik durch Beimengung von Schlacke wie auch die Verzierung, bei der Kinderfingerabdrücke auf Wirtschaftsgefäßen entdeckt wurden.
Vom Grattenbergl bietet sich eine gute Aussicht auf das Egerndorfer Feld, in dem erstmals 1842 archäologische Ausgrabungen vorgenommen wurden. Seither wurden bei Grabungen immer wieder Siedlungsnachweise wie Dörrgruben und Pfostenbauten aus der Bronzezeit sowie ein ausgedehntes Gräberfeld freigelegt. Generell gilt der gesamte Bereich von der Molkerei bis zur Friedensiedlung als archäologische Erwartungszone – und diese erstreckt sich auch auf das Gelände, das für den Neubau eines Schwimmbades von der Stadt ins Auge gefasst wird.
Während im Egerndorfer Gräberfeld zu Beginn der Eisenzeit Grabbeigaben auf großen Reichtum schließen lassen, nahmen diese wertvollen Beigaben im Lauf der Zeit ab. Bedeutende Kupferproduktion wurde zu dieser Zeit auch in Kundl festgestellt. Aktuell finden archäologische Grabungen in Angath im Zuge des Baues der Unterinntalltrasse der Bahn statt.
Was bei bisherigen Grabungen so alles zu Tage kam, davon kann eine repräsentative Auswahl in der Sonderausstellung Ur- und Frühgeschichte im neu eröffneten Museum Wörgl in der Brixentaler Straße 1 (1. Stock im Kirchenwirt) bestaunt werden. Zusammengestellt wurde die Schau der Leihgaben des Landesmuseums Ferdinandeum von Mag. Wolfgang Sölder und seinem Team. Informationen zum Leben damals wie zu archäologischen Grabungen in Wörgl liefern die Medienstationen im Museum und für Interessierte bietet Mag. Marlies Wohlschlager Führungen zum Thema Ur- und Frühgeschichte an. Anmeldungen dazu unter der Email-Adresse heimatmuseum@woergl.at. Die Museums-Öffnungszeiten bis Weihnachten 2023 sind jeweils donnerstags von 17-20 Uhr (auch am Nationalfeiertag!) und samstags von 10-12 Uhr.
- Rund 20 Interessierte fanden sich zur archäologischen Wanderung aufs Grattenbergl ein, bei der Mag. Wolfgang Sölder viel Wissenswertes über die Ur- und Frühgeschichte im Raum Wörgl vermittelte.
- Spannend und lehrreich war die archäologische Wanderung des Wörgler Heimatmuseumsvereins aufs Grattenbergl.
- Der Föhn bescherte die imposante Wetterkulisse.
- Mag. Wolfgang Sölder (links) und Heimatmuseumsvereins-Obmann DI Josef Egenbauer.
- Anhand von Schaubildern erläuterte Mag. Wolfgang Sölder die archäologischen Funde.
- Wo der Regenbogen endet, liegt ein Schatz begraben – heißt es in der irischen Mythologie. In gewisser Weise trifft das auch auf die archäologischen Funde zu, die am Grattenbergl und in der Talsohle bisher bereits entdeckt wurden.