Klein war die Runde, die sich zum Wörgler Kulturstammtisch am 26. September 2017 im Komma Café einfand. Kulturreferentin Mag. Gabi Madersbacher konnte als Gastgeberin sieben Vertreter von Kulturvereinen, Kulturentwicklungs-Prozessbegleiter DI Peter Warbanoff von Komm!unity, LMS-Direktor Mag. Johannes Puchleitner sowie überraschend Bürgermeisterin Hedi Wechner und Technik-Ausschussleiter GR Andreas Schmidt begrüßen, die die Vereine über anstehende Kürzungen bei Subventionen sowie über städtische Projekte informierten.
„Das Sparpaket ist auf Schiene, es wurde einstimmig beschlossen, um fit für die weiteren Jahre zu sein“, teilte Bgm. Hedi Wechner mit und wies auf städtische Großprojekte hin. Der Fernwärme-Ausbau koste 16 Millionen Euro. Der Sozialbereich sei Hauptaufgabe der Stadt. So befindet sich Seniorenheim-Zubau mit Tagespflege in der Fertigstellung. Die erfolgte Kindergarten-Erweiterung am Mitterhoferweg, der Neubau des Feuerwehrhauses sowie der nun anstehende Neubau der Landesmusikschule mit Probelokal für die Stadtmusik und Veranstaltungssaal für bis zu 300 Personen mit eine Café, das von Senioren betrieben werden soll, seien weitere Großprojekte der Stadt, die es zu finanzieren gilt. Zu den Zukunftsprojekten zählt dann noch die Nachnutzung der frei werdenden Musikschule, wobei Wechner sich in diesem Gebäude neben Heimatmuseum auch das Stadtarchiv, die Stadtbücherei und die Stadtgalerie vorstellen kann.
20 % Kürzung bei Subventionen
Um all das auch finanzieren zu können, habe man ein „Sparprogramm initiiert“. Subventionen seien freiwillige Leistungen, und da gehe es nicht ohne Kürzungen. Das sei auch heftig diskutiert worden. Fakt ist nun, dass der Bildungsausschuss nach seinem Ermessen zu entscheiden hat, wie die beschlossenen 20 % Kürzung erreicht werden. Derzeit stehen für alle Kulturvereine 130.000 Euro zur Verfügung, für alle Sportvereine in Summe 120.000 Euro. Wechner appelliert an „die Disziplin in den Vereinen. Wir wollen die Vereine nicht aushungern – aber wir finanzieren auch keine Abendessen mehr bei Jahreshauptversammlungen, das kann jeder selbst bezahlen.“
Die schwierige Aufgabe zu gewichten liegt bei den Ausschussmitgliedern. Bildungsausschussleiterin Mag. Madersbacher bringt Verständnis für den Sparkurs auf und setzt darauf, mit einnahmeseitigen Finanzierungsmöglichkeiten – Stichwort Sponsoring – den Subventionsausfall wett zu machen. Sie appelliert an die Vereine, „nicht zu verzagen“ und solidarisch zu sein. Bei Jubiläen und „Mega-Projekten“ könne künftig auch durchaus weiterhin gefördert werden.
Die Frage, ob auch die Weihnachtsfeier für die Stadtbediensteten künftig aus deren eigener Tasche zu bezahlen ist, beantwortete Bgm. Wechner: „Nein, das wäre nicht sinnvoll.“ „Das ist eine kleinliche Debatte. Wir machen dann bei SPUR eben nur mehr 4 und nicht mehr fünf Konzerte“, erklärte Dr. Günther Moschig, SPUR-Obmann und Kurator der Galerie am Polylog und wies auf eine durch die Kürzung entstehende Problematik hin: „Die Höhe von Landessubventionen hängt immer daran, wieviel die Stadt fördert.“
LMS-Neubau: Gemeinderat entscheidet am 9. November 2017
GR Andreas Schmidt nahm Stellung zum Musikschul-Neubau: „Die Planungen mit der WIST zum Bau der Landesmusikschule und des Stadtmusikprobelokals laufen seit eineinhalb Jahren. Jetzt finden die finalen Gespräche statt, am 9. November 2017 soll im Gemeinderat der Neubau beschlossen werden. Die Kubatur ist festgelegt. Der neue Veranstaltungsraum im Haus der Musik soll 300 Personen fassen.“ Dass die Musikschule nicht auf gemeindeeigenem Grund östlich der Volksschule realisiert wird, begründete er damit, diesen Platz für die Pflichtschulerweiterung aufzuheben.
„Es ist ein Trugschluss anzunehmen, dass der Veranstaltungssaal im neuen Gebäude für Mehrnutzungen zur Verfügung steht. Die Landesmusikschule braucht den Saal 80 Mal im Jahr. Man kann ihn nicht einfach für die Allgemeinheit öffnen“, meldete sich LMS-Dir. Johannes Puchleitner zu Wort und kritisierte, dass er bisher nicht in die Planung eingebunden wurde, wobei ihm vor allem die die Akustik-Ausstattung ein Anliegen ist. Schmidt kündigte an, dass im Oktober eine Arbeitsgruppe LMS neu mit dem Bauamt starte und in diese auch Puchleitner eingebunden werde.
Euregio-Projekt und „Bruggenhocker“-Bürgerbeteiligung
Schmidt wies auf weitere anstehende Projekte der Stadt hin, bei denen er sich eine Teilnahme von Kulturvereinen wünscht: „Im Rahmen eines Euregio-Projektes mit der bayerischen Stadt Trostberg werden zwei Workshops zu den Themen Verkehr und Kultur an zwei Tagen durchgeführt. 75 % der Kosten von 20.000 Euro übernimmt die EU.“ Dabei geht es um die Attaktivierung des Stadtzentrums, in Wörgl speziell um die Bahnhofstraße. „Weiters gibt es ein privates Investoren-Projekt im Stadtkern, das große Chancen für die Stadtentwicklung bietet. Wir wollen dazu den Bürgerbeteiligungsprozess „Bruggenhocker“ starten und laden Kulturvereine ein, mitzudiskutieren“, so Schmidt.
„Was ist das Ziel der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Erfahrungsaustausches mit Trostberg?“ wollte DI Peter Warbanoff wissen. Wenn die Städte ähnlich gelagerte Probleme haben – was könne man dann lernen? Warbanoff plädierte dafür, eine Stadt als Partner anzudenken, die ihre Probleme schon gelöst hat. Was die Kürzungen bei den Subventionen angeht, sprach Warbanoff ebenso Bedenken aus: „Da kann schon bei den Vereinen die Überlegung aufkommen, dass die Großprojekte zulasten der Kunst- und Kultur-Szene finanziert werden.“ Was GR Schmidt so nicht sehen will. Madersbacher setzt zunächst auf Sponsoring und hofft, dass aufgrund der Verbesserung der Einnahmen der Gemeinde diese Einsparungen wieder obsolet werden.
Was Lernen von anderen Gemeinden betrifft, Madersbacher auf den Ausflug nach Bleiburg hin.Dort habe man mit Kunst- und Kultur, konkret dem Werner-Berg-Museum, eine Belebung der Stadt erzielt. Einzuräumen ist allerdings, dass dieses Museum fünf Beschäftigte sowie acht ehrenamtliche, pro Führung entlohnte MuseumsführerInnen und eine teilweise Stiftungsfinanzierung im Hintergrund hat.
Wie geht´s mit dem Komma weiter?
Eine ausführliche Diskussion entspann sich über die Zukunft des Wörgler Veranstaltungszentrums Komma, das eine Umfrage startete. „Was können wir besser machen?“ will Werner Wieden, Pächter der Komma-Cafés und Mitglied im Komma-Verein wissen. Das Haus sei als Haus für die Wörgler Vereine konzipiert worden. Fakt ist aber, dass die Vereine es kaum nützen. Warum? „Weil es zu teuer ist, selbst mit Vereinstarif“, antwortete Gabi Madersbacher.
Die Atmosphäre des Hauses wurde ebenso als Hinderungsgrund angegeben (etwa für Klassik-Publikum und Ausstellungen) wie die Möglichkeit bei anderen Locations, selbst durch einen Bar-Betrieb Geld einzuspielen. „Eine Bar zusätzlich zu machen geht in Zusammenarbeit mit uns“, erklärte daraufhin Wieden und Julia Hausberger vom Komma-Team wies auf die Verantwortung der Stadt hin: „Seit Jahren liegen Pläne für die Erneuerung des Hauses vor. Wir wissen, dass das Haus nicht attraktiv für die Vereine ist. Aber die Tarife setzen nicht wir fest, sondern die Stadt.“ Im Komma wurde verabsäumt, im üblichen Lebenszyklus-Intervall von 7 Jahren Erneuerungen vorzunehmen. Mit Verbot des Raucherraumes indoor stehen 2018 unbedingt räumliche Änderungen an. Fürs Komma-Team Anlass, sich nun auch mittels Umfrage einen Input für die künftige Ausrichtung des Hauses zu holen.
Da aufgrund eines Besitzerwechsels beim Hotel Alte Post sowie bei den Nachbargebäuden Zangerl und Schachtnerhof sich für dieses Areal eine Neubebauung abzeichnet, sind auch jene Vereine betroffen, die den Astnersaal für Veranstaltungen nützen. „In zwei Jahren ist es mit der Astnersaal-Nutzung vorbei – das wird auch noch ein großes Thema für die Gaststubenbühne“, merkte Dr. Moschig an.
Nächster Kulturstammtisch am 13. Dezember 2017
Mag. Puchleitner plädierte dafür, im Rahmen der Subventionsdiskussion das Komma zu öffnen und sieht neue Finanzgegebenheiten auch als Chance für die Vernetzung der Kulturvereine: „Wie können wir mit weniger Geld arbeiten? Können wir einen Crowd Funding-Kulturtopf schaffen? Wie weit können Räume aufgemacht werden?“ Fragen, die auch beim nächsten Kulturstammtisch am Mittwoch, 13. Dezember 2017 um 19 Uhr im Wörgler Heimatmuseum im Parterre der LMS Wörgl diskutiert werden können. Gastgeber ist der Heimatmuseumsverein, der für den Kulturstammtisch eine Führung durch die umgestalteten Räume vornehmen wird.
Veranstaltungs-Termine fürs nächste Quartal
Jeunesse-Programm 2017/18: Familienkonzert am 17.11. um 17 Uhr im Komma Wörlg: Tritsch-Tratsch-Tango mit dem Groovin´ Tango Quintett. Tango versus Strauß – quer durch die faszinierenden Welten des Tangos und des Wiener Walzers. Weitere Konzerte am 2.3.2018 mit Bartolomeybittmann, 19.4.2018 Schulkonzert vormittagsmit Limex.
Jugendorchester-Konzert in Erl: Kooperation LMS Wörgl, LMS Kufstein und Untere Schranne mit dem Festspielhaus Erl: Ab November 2017 werden die Jugend-Streichorchester hinter die Kulisse der Produktion „Der Barbier von Sevilla“ blicken und mitwirken können – am 16. Dezember erfolgt eine Aufführung mit TeilnehmerInnen aus allen Jugendorchestern im Winterfestspielhaus, das damit neue Wege der Nachwuchsarbeit beschreitet.
CD-Präsentation der Puchleitner-Familienmusik am Samstag, 18. November 2017 um 19:30 Uhr im Gasthof Hauserwirt in Wörgl. Mitwirkende: Harfenduo Außerlechner-Strasser, Maultasch und Tiroler Kas, Familienmusik Puchleitner und Moderation Peter Margreiter. Eintritt freiwillige Spenden.
SPUR – Pop für Erwachsene: Wörgler Bluesnacht mit Mojo Blues Band und Lightnin´Guy Verlinde & & The Mighty Gators“ aus Gent in Belgien am 25. Oktober 2017 ab 20 Uhr im Astnersaal.
Verein am Polylog präsentiert in der Galerie am Polylog: 17.11.-23.12. Anna Baumgart/Margret Wibmer „Undress“ Eröffnung 17.11. um 19 Uhr. Öffnungszeiten Do+FR 16:30-18:30 Uhr, Sa 10-13 und 14-16 Uhr.
Jubiläumsfeier 5 Jahre Galerie am Polylog am 25.11.2017 um 19 Uhr. BYOB-Party und Präsentation Jahresgabe – Info www.am-polylog.at
Komma-Konzert und Veranstaltungs-Programm auf www.komma.at
Unterguggenberger Institut: Filmabend „Agrarwirtschaft aus zwei Perspektiven“ – Sojaanbau in Brasilien und Wüstenbegrünung in Ägypten am 17.10.2017 um 19:30 Uhr im Tagungshaus Wörgl. Buchvorstellung mit Jens Martignoni „Das Geld neu erfinden“ am 31. Oktober 2017 um 19:30 Uhr im Tagungshaus Wörgl. Filmabend „Die Zukunft ist besser als ihr Ruf“ am 21. November 2017 um 19:30 Uhr im Tagungshaus Wörgl. Eintritt dank Kooperation mit Tagungshaus und Grüner Bildungswerkstatt Tirol bei allen Veranstaltungen kostenlos.
Gaststubenbühne Wörgl: „Einer flog übers Kuckucksnest“ Premiere 13.10.2017, weitere Aufführungstermine 19., 20., 21., 26., 27. 28., 29., 31. 10. Und 2., 3., 4. November 2017, jeweils 20 Uhr außer sonntags um 18 Uhr. Spielort Astnersaal im Hotel Alte Post.