Drei Kandidatinnen führen die Liste der Wörgler Grünen für die Gemeindewahlen am 27. Februar 2022 an: Die Gemeinderätin Iris Kahn kandidiert als Spitzenkandidatin auch fürs Bürgermeisteramt, an zweiter Stelle wirbt Özlem Harmanci und an dritter Stelle die Gemeinderätin DI Catarina Becherstorfer um Stimmen. Die weiteren Listenplätze nehmen Michael Szalay, Angela Erharter und Richard Götz ein. Am 25. Jänner stellten sie sich und ihre Anliegen via Online-Pressekonferenz selbst vor.
„Wörgl braucht eine Vision für die Stadtentwicklung“, erklärt Iris Kahn und zählt weiters Transparenz und echte Bürgerbeteiligung zu ihren Anliegen. „Die Gespräche hinter verschlossenen Türen müssen ein Ende haben“, meint die Gemeinderätin und Bezirkssprecherin der Grünen. Transparenz erfoderte eine neue Gesprächskultur mit öffentlichen Beteiligungsprozessen und Einbindung von ExpertInnen: „Wir wollen die Leute einbinden und nicht vor vollendete Tatsachen stellen.“
Auf der Liste kandidieren insgesamt 38 Personen „von jung bis alt mit vielen verschiedenen Berufen“, so Kahn. Man könne viel Fachwissen etwa aus den Bereichen Recht, Gesundheit, Bildung und Technik einbringen. „Keiner von uns ist mit der Stadt finanziell verbandelt“, merkt Kahn an. Die Listenreihung werde in den nächsten Tagen abgeschlossen, Personen wie Programm dann online gestellt.
Auf dem 2. Platz kandidiert die 34jährige Rechtsanwalts-Anwärterin Özlem Harmanci: „Meine Schwerpunkte sind die Energiewende, Natur- und Klimaschutz sowie Regionalität und Landwirtschaft. Wir müssen uns den Herausforderungen des Klimawandels stellen“, so Harmanci, die für die sich für die Fortsetzung des Energieentwicklungsprozesses, eines Monitorings sowie für mehr Unterstützung und Öffentlichkeitsarbeit für lokale Erzeuger einsetzen will.
Verkehr und Mobilität sieht die Gemeinderätin DI Catarina Becherstorfer als weitere Schwerpunkte grüner Politik in Wörgl, die sie auch persönlich sehr interessieren. „Der Verkehr plagt Wörgl sehr. Die meisten fahren durch. Wir wollen mehr Gleichberechtigung für alle Verkehrsteilnehmer, damit mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer.“ Die Grünen begrüßen die Fußgängerzone, wollen generell „eine Entschleunigung“ und dafür auch bauliche Maßnahmen entlang der Bundesstraße, auf der nachts auch „illegale Straßenrennen stattfinden“. Handlungsbedarf sehe man auch bei den Citybus-Routen.
„Meine Herzensthemen sind Jugend und Kultur“, sagt der 29jährige Michael Szalay, derzeit in der Pflegeausbildung und auf Platz 4 der Grünen Liste. „Wörgl ist eine praktische Stadt, hat viel Wirtschaft und Industrie. Es geht darum, das Leben wieder lebenswerter zu machen“, so Szalay. Auf dem 5. Platz kandidiert die zweifache Mutter Angela Erharter: „Mein Thema sind vor allem die Familien und das Freizeitangebot.“ Mit ihren Kindern, vier und sechs Jahre alt, sei sie „gezwungen, immer die Angebote der Nachbarorte zu nützen – ob Schwimmen, Eislaufen oder Motorikpark“. Wörgler Familien sollten sich wieder mehr in der Stadt aufhalten – das bringe auch der Wirtschaft etwas.
„Boden und Grundverbrauch sind eines der wichtigsten Zukunftsthemen“, stellt Richard Götz fest, der sich im Herbst 2020 als aktiver Gemeinderat zurückgezogen hat und für die nächste Periode auf Rang 6 kandidiert. „So wie in den letzten 25, 30 Jahren kann es mit dem Bodenverbrauch nicht mehr weitergehen. Die Stadt hat das mit Raumordnung und Flächenwidmung in der Hand“, so Götz. „Das wichtigste bei künftigen Widmungen wird die Interessensabwägung sein, hier soll Gemeinwohl vor Privatinteresse stehen.“ Natur- und Klimaschutz müsse bei Flächenwidmungen und Bauten ebenso dringend Kriterium sein. „Wir treten für die Wiedereinführung eines Gestaltungsbeirates für Wörgl und für Architektenwettbewerbe bei großen Bauvorhaben ein“, so Götz.
Chancen zur Verkehrsberuhigung sieht man auch im Projekt neues Stadtzentrum bei der Kirche – dabei könne eine Tempo 30-Zone auch auf die Bundesstraße ausgedehnt werden. Gerechtfertigt sei diese auch im Bereich der neuen Musikschule in der Brixentaler Straße. „Die Kreuzung bei der Kirche zählt zu den höchst frequentierten in Tirol mit 25.000 Fahrzeugen täglich, 7.000 davon aus der Brixentaler Straße“, so Kahn, die als Grüne Fraktionsführerin bereits Einblick in das neue Gesamtverkehrskonzept erhalten hat, das am 17. Februar im Gemeinderat vorgestellt werden soll. Dieses sei „vielversprechend“.
„Es wird Zeit für frischen Wind in Wörgl – wir sind ein junges Team“, fasst Iris Kahn zusammen. Das Wahlziel: 3 Mandate und das Bürgermeisteramt. Wer die Wörgler Grünen kontaktieren will, hat dazu bei Hausbesuchen ab kommendem Wochenende sowie bei Verteilaktionen in der Bahnhofstraße Gelegenheit: „Am 12. Februar unterstützt uns die Landtagsabgeordnete Stefanie Jicha, am 19. Februar der Abgeordnete Georg Kaltschmid und am 25. Februar Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe.“ Am 28. Jänner starte auch der Social Media Wahlkampf, u.a. mit einem Imagefilm. Beim Plakatieren halten sich die Grünen strikt an ihren Vorschlag der plakatarmen Gemeinde: „Wir bleiben dabei – neun Plakatständer ohne Motivwechsel, so müllarm und steuergeldschonend wie möglich.“ Über Programm und Liste werde man zudem noch ab 10. Februar mit einem Postwurf an alle Haushalte informieren. Finanziert werde der Wahlkampf vor allem aus eigenen Mitteln – lediglich für den Imagefilm wurde von der Landesorganisation Geld zur Verfügung gestellt.