Barrierefreiheit in jeder Hinsicht – mit diesem Ziel startet 2023 ein umfangreicher Umbau des Tagungshauses Wörgl. Der mediale Außenauftritt des Bildungshauses der Erzdiözese Salzburg wurde mit neuem Logo und Design bereits vollzogen. Für die Umbauzeit von Juni 2023 bis zum Frühjahr 2024 wird zugesperrt, für im Haus untergebrachte Einrichtung läuft die Suche nach Ersatzquartieren. Welche Baumaßnahmen beim umfangreichen Umbau anstehen, dessen Kosten mit 2,7 Millionen Euro beziffert werden, erläuterten Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer, Tagungshausleiter Mag. Herwig Ortner und Architektin DI Nina Schubert am 2. Dezember 2022 in Wörgl.
„Das Tagungshaus Wörgl ist das äußere Zeichen der kirchlichen Verbundenheit der Erzdiözese Salzburg mit den 61 Pfarren im Tiroler Anteil“, hob Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer die Bedeutung des vor 50 Jahren errichteten Bildungshauses hervor, das im Besitz der Pfarre Wörgl ist und neben dem Bildungsbetrieb die Kirchenbeitragsstelle, die städtische Bücherei und das Kirchenmusikreferat beherbergt. Ein Drittel der 220 Pfarren der Erzdiözese Salzburg liegt in Tirol östlich des Zillers. „Das Tagungshaus ist ein wichtiger Stützpunkt und Impulsgeber für diverse Gruppen, Initiativen und Pfarrgemeinden. Es ist ein Ort zum Auftanken, ein Ort der Begegnung und eine Servicestelle der Erzdiözese“, so Hofer. „Das Tagungshaus war immer schon ein offenes, einladendes Haus. Künftig wollen wir die Randgebiete der Diözese noch stärker anbinden“, erklärt der Weibischof, der aus dem Zillertal stammt. „Die Erzdiözese ist bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen, um das Tagungshaus auf den modernsten Stand zu bringen.“
„Bewegen, begegnen und bilden – das ist unser Motto“, erklärt Tagungshausleiter Mag. Herwig Ortner. Bei aller Offenheit herrsche Klarheit darüber, dass man sich am christlichen Glauben orientiere, den Menschen aber als Ganzes sehe. So biete das Bildungsangebot vier Themenschwerpunkte mit Glaube und Spiritualität, Lebensbegleitung, Gesellschaftspolitik und Soziales sowie Kultur, Kreativität und Gesundheit. „Bei uns sind nicht nur Katholiken willkommen“, so Ortner, der das Tagungshaus als „Fenster der Kirche sieht, um raus- und rein zu schauen“.
„Das Gebäude besteht aus Alt- und Neubau“, schilderte Ortner die räumlichen Voraussetzungen und die unterschiedlichen Nutzungen mit Wohnungen, Büros und Veranstaltungsräumen. Genutzt werden die Räumlichkeiten auch von nichtkirchlichen Institutionen wie Bfi oder Anonyme Alkoholiker. Technisch und energetisch sei das Haus nicht am aktuellen Stand und auch die Barrierefreiheit lässt zu wünschen übrig – der Zugang ist nur über den Hintereingang möglich und im Eingangsbereich befinden sich drei Ebenen, in den Seminarraum führen vier Stufen – ohne Lift für Elektrorollstuhlfahrer unüberwindlich.
„Ein Umbau in Etappen bei laufendem Betrieb wurde überlegt, aber wir haben uns nun für die Schließung des Hauses während der Bauzeit entschieden, auch aus Kostengründen“, so Ortner. Diese werden mit 2,7 Millionen Euro veranschlagt. „Im Zug des Umbaus wollen wir auch unser Erscheinungsbild erneuern und damit Offenherzigkeit, Großzügigkeit und Humor zeigen. Das neue, zeitlose und klare Design wurde vom Grafiker Michael Schneider entwickelt.“
Neuer Eingangsbereich
Die von außen sichtbarste Änderung im Zuge des Umbaus wird die Verlegung des Einganges weg von der Brixentaler Straße nach Westen hin zum Platz zwischen Tagungshaus und Kirchenwirt sein. Um Barrierefreiheit zu erreichen, ist ein massiver Eingriff in den Bestand erforderlich, wie Architektin DI Nina Schubert erläutert: „Um die vier Stufen vom Foyer zum Seminarraum zu entfernen, müssen wir die Decke absenken. Der Eingangsbereich wird völlig neu und offen und einladend gestaltet und führt über Rampe und Treppen, die wie Stadtmöbel wirken, auf den neu gestalteten Vorplatz. Im Inneren wird ein offenes Stiegenhaus mit einem Aufzug in der Mitte errichtet. Im Zuge des Umbaues erfolgt auch eine wärmetechnische Sanierung des gesamten Gebäudes.“
Vorplatzgestaltung
Die Vorplatzgestaltung derzeit ist ein Entwurf, der noch mit Stadt und dem benachbarten Kirchenwirt abgestimmt werden muss. Vorgesehen ist derzeit der Erhalt des alten Baumes sowie eine Grüninsel mit einem weiteren Baum in der Mitte. Grundeigentümer sind die Pfarre und der Kirchenwirt-Eigentümer. „Die Zufahrt zum Trafohaus muss freibleiben, die Parkplätze werden aufgelassen“, schildert Ortner festgelegte Rahmenbedingungen. Die Bushaltestelle im Bereich des Tagungshauses bleibt bestehen – wo sie situiert wird, hänge vom Verkehrskonzept der Stadt ab. Im Sinne der Barrierefreiheit werde Ein- und Aussteigen am Platz für Menschen, die mit dem Pkw kommen, möglich sein. Parkplätze gäbe es in der Umgebung ausreichend. Aber: „Wir werben jetzt schon vermehrt für die Anreise mit Öffis.“
Neuer Standort für den Sozialmarkt der Caritas
Fix ist auch, dass der Carla Sozialmarkt der Caritas in neuen Räumlichkeiten untergebracht werden muss. „Der jetzige Standort ist nicht optimal, die Leute stehen auf der Straße. Wir suchen gemeinsam mit der Stadt nach einem neuen Standort“, so Ortner. Auch für Kirchenbeitragsstelle und Bücherei werden noch Ersatzräume gesucht. Die TagungshausmitarbeiterInnen und das Kirchenmusikreferat arbeiten im Homeoffice, überlegt wird auch, eine Außenstelle in einer Nachbarpfarre einzurichten und Veranstaltungen in umliegenden Pfarren anzubieten. Derzeit besteht das Tagungshaus-Team aus 12 Leuten, die sich 6 Vollzeit-Stellen teilen.
„Wir haben erst gestern erfahren, dass das Haus für 9 bis 10 Monate komplett zugesperrt wird. Unser Wunsch ist, die Bücherei offen zu lassen – aber das Raumproblem müssen wir noch lösen“, betont Wörgls Pfarrprovisor Christian Hauser. Vorschläge sind herzlich willkommen! Was Toilettenbesuche von Kirchenbesuchern betrifft, waren diese bisher mit eigens ausgehändigtem Schlüssel im Keller des Tagungshauses möglich. Jetzt hoffe man auf das Entgegenkommen des Kirchenwirts.