Nach langer, schwerer Krankheit trat am 22. April 2023 der vielfach ausgezeichnete Wörgler Filmemacher Egon Frühwirth im 81. Lebensjahr seine letzte Reise an. Seine hilfsbereite, liebenswerte Art bleibt ebenso in Erinnerung wie seine Filmkunst, die er mit Leidenschaft perfektioniert hat. Für sein öffentliches Wirken im Kulturleben und als unvergleichlicher Chronist des Wörgler Zeitgeschehens zeichnete ihn die Stadt Wörgl mit dem Ehrenzeichen und das Land Tirol mit der Verdienstmedaille aus.
Mitten in den Kriegswirren kam Egon Frühwirth am 11. Februar 1943 in Rosenheim zur Welt und im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern Josefa und Konrad Frühwirth und seinen drei Brüdern Kurt, Erwin und Theo nach Wörgl. Nach der Pflichtschule absolvierte er bei den Stadtwerken Kufstein die Elektriker-Lehre und nützte kurz darauf die Chance, seinen Wunschberuf als Lokführer bei der Bundesbahn zu verwirklichen. Nach laufenden Weiterbildungen wurde er schließlich Schulungslokführer in Wörgl, wo er auch sein Familienglück fand. 1966 heiratete er seine Frau Astrid, ein Jahr später brachte Tochter Sabine und drei Jahre danach Sohn Gerald Leben in das frisch bezogene neue Heim der Familie.
Egon war immer sehr unternehmungslustig, hatte viele Hobbys wie Wandern, Skitourengehen mit Freunden und vor allem Tennisspielen. Die Wochenenden verbrachte er gerne mit seiner Familie und den Freunden am Tennisplatz. Auch der jährliche Familienurlaub – mit dem Zug nach San Mauro Mare war für Egon selbstverständlich.
Im Sommer 1976 entdeckte Egon dann seine zweite große Liebe – mit geliehener Super 8- Kamera und der Familie ging´s auf den Rosskopf. Von da an ließ ihn die Leidenschaft fürs Filmen nicht mehr los, er steckte mit seiner Begeisterung auch Astrid an. Egon wurde Mitglied beim Filmclub Kufstein, gründete dann mit Gleichgesinnten den Wörgler Filmclub WÖFA und wirkte dort bis zu dessen Ruhigstellung auch im Vereinsvorstand mit. Egon hielt mit der technischen Weiterentwicklung Schritt und feilte durch seine Mitgliedschaft in Filmclubs, zuletzt bei den Innsbrucker Filmautoren, auch beständig an seinem handwerklichen Können.
Das Resultat begeistert, sein Drang zur Perfektion wurde mit vielen Preisen bei Wettbewerben nicht kommerzieller Filmschaffender belohnt. Filme, die Geschichten erzählen – das Material dazu brachten die Frühwirths auch von ihren Urlaubsreisen mit. Einmalige Filmaufnahmen aus Jerusalem, Griechenland und Spanien bildeten ebenso wie die Bearbeitung von historischem Filmmaterial aus Wörgl die Grundlage für preisgekrönte Meisterwerke, die Gold und Silber bei Landes- und Staatsmeisterschaften der Filmautoren erreichten. Mit dem filmischen Porträt des spanischen Surrealisten Salvador Dali „Im Dreieck des Emporda“ holten Astrid und Egon Frühwirth als Krönung ihres Filmschaffens 2008 den Staatsmeistertitel. Seine preisgekrönten Meisterwerke wurden auch bei UNICA-Weltmeisterschaften gezeigt, jene 2013 wurde mit seiner Perchten-Doku „Broadpass“ eröffnet.
Mit der Liebe zum Detail und dem Blick fürs Besondere porträtierte Egon Frühwirth Menschen ebenso wie die Stadt Wörgl, der er auch durch die Mitarbeit im Heimatmuseumsverein verbunden war. Egon Frühwirth dokumentierte über Jahrzehnte Wörgl im Wandel, filmte auch im Auftrag der Stadt Bauprojekte, zeigte seine Filmschätze öffentlich bei Filmabenden und bei der Langen Nacht der Museen. Ein Anliegen war ihm die Erinnerungskultur an die Opfer des Faschismus, u.a. erstellte er einen Dokumentarfilm über das grausame Schicksal von Alois und Josefa Brunner, die 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet wurden.
In den letzten Jahren konnte Egon Frühwirth krankheitsbedingt sein vielgeliebtes Hobby nur mehr sehr eingeschränkt ausüben. Das schmerzte ihn sehr. Viel Freude bereiteten ihm seine 4 Enkelkinder und 3 Urenkel, die er natürlich auch filmisch begleitet hat. Bis zuletzt konnte er seine Filme anschauen und die schönen Erinnerungen aufleben lassen und mit Astrid, der Familie, den Freunden im Pflegeheim und dem Pflegepersonal teilen. Egon Frühwirths wertvolles Filmschaffen setzt ihm auch im öffentlichen Leben ein unauslöschliches Denkmal.
Der Seelengottesdienst für Egon Frühwirth findet am Donnerstag, 27. April 2023 um 11 Uhr in der Stadtpfarrkirche Wörgl statt, anschließend erfolgt die Beisetzung am städtischen Friedhof. Abschied nehmen kann man auch beim Rosenkranzbeten am Mittwoch, 26. April um 18:30 Uhr in der Kapelle am Friedhof Süd in Wörgl.