Neun weitere Gemeinden im Tiroler Oberland bieten ab 6. Oktober 2023 das Flomobil-Carsharing-System der Wörgler Stadtwerke an, wo am Tag zuvor der feierliche Auftakt der Kooperation über die Bühne ging. Dabei begrüßte Tirols Verkehrslandesrat René Zumtobel den Ausbau der E-Mobilität.
„Ein Carsharing-Auto ersetzt 15 Fahrzeuge“, rechnet Gerhard Dummeldinger, Bereichsleiter von Flomobil bei den Wörgler Stadtwerken vor und ist vom ökologischen Nutzen überzeugt. „In Tirol gibt es 420.000 Fahrzeuge. Dabei sind private Fahrzeuge durchschnittlich eine Stunde am Tag in Betrieb, 23 Stunden sind sie Stehzeug. Viele Familien arbeiten die erste Woche im Monat nur fürs Auto“, so Dummeldinger. Fahrzeugbesitz mache einen elementaren Bestandteil der Emissionen aus und verursache hohe Kosten, von der Investition über Steuern, Versicherungen und Verschleiß bis zum Treibstoff. Was besonders bei Zweitautos zum Tragen komme: „Die tatsächlichen Kilometerkosten bei Fahrstrecken unter 50.000 km jährlich liegen bei einem Euro.“
Auto teilen statt besitzen
„In Tirol gibt´s 112.000 Zweitautos“, teilte Zumtobel mit und plädierte für Elektromobilität und Carsharing: „Das ist umweltfreundlicher, spart Geld und ist sehr einfach.“ Die Buchung eines Flomobil erfolgt digitalisiert via App oder Homepage. Die Nutzung von Carsharing reduziere die Flächenversiegelung und der Trend zur E-Mobilität zeige sich schon bei den Neuzulassungen: „Heuer im August wurden erstmals mehr E-Autos als Verbrenner zugelassen.“ Und noch ein Trend sei feststellbar: „Bis jetzt stieg die Anzahl der Fahrzeuge parallel mit der Einwohneranzahl. Jetzt werden erstmals weniger Autos neu zugelassen.“ Carsharing sei die beste Lösung für „die erste und letzte Meile, für kleine Wege im Alltag und den Ersatz des Zweitautos.“
„Wörgl will als Stadt Vorreiter sein“, erklärte Wörgls Bürgermeister Michael Riedhart. Neben der Flomobil-Flotte habe die Stadt das erste Elektro-Polizeifahrzeug angeschafft, arbeite in einer Partnerschaft mit der TU Graz am autonomen Fahren. Er begrüßte die Kooperation mit dem Tiroler Oberland. Für „nutzen statt besitzen“ plädiert auch Wörgls neuer Stadtwerkechef Klaus Kandler und meint: „Besitz belastet. Es geht um Bewusstseinsbildung.“ Der Öffentliche Verkehr sei das Rückgrat, Flomobil dazu eine wichtige Ergänzung. Sehr positiv sei, dass sich beim neuen Kooperationsmodell im Oberland auch die Raiffeisenbanken beteiligen.
E-Carsharing bringt Mehrwert für alle
„Wir können die Welt nur ändern, wenn wir mit gutem Beispiel vorangehen“, erklärte Livio Birlmair von der Raiffeisenbank Serfaus-Fiss-Ried. Nachhaltigkeit fange bei kleinen Dingen an. Carsharing bringe einen Mehrwert für alle, weshalb sich alle Raiffeisenbanken in den neun neuen Flomobil-Standortgemeinden im Bezirk Landes beteiligen – das sind Schönwies, Landeck, Zams, Serfaus, Fiss, Ried, Ischgl, St. Anton am Arlberg und Kappl.
Das Kooperationsprojekt wurde in Zusammenarbeit von KEM und Regionalmanagement Landeck mit den Gemeinden, der Raika und Flomobil entwickelt. Konkret sieht die Partnerschaft so aus, dass sich die Gemeinden und die Raiffeisenbanken die Restkosten teilen, die nicht durch Buchungsentgelte abgedeckt werden. „Veranschlagt sind 630.000 Euro brutto für vier Jahre. Dabei beträgt die Bundesförderung mit 21.000 Euro nicht einmal vier Prozent“, rechnet Birlmair vor und fordert mehr Unterstützung für E-Carsharing-Modelle von Land und Bund.
1.500 Flomobil-NutzerInnen
Für Flomobil-Kunden gibt´s zwei Tarifmodelle als Schnuppertarif und mit monatlicher Grundgebühr. Die beträgt 5 Euro. Dazu kommen 2 Euro pro Stunde und 20 Cent pro gefahrenem Kilometer. Derzeit nützen rund 1.500 Menschen Flomobil, 100 davon die drei Standorte in Wörgl. Insgesamt sind ab jetzt Flomobil-Elektroautos bereits in 31 Gemeinden unterwegs.
„Unsere Kooperation ist ein Leuchtturmprojekt für ganz Österreich“, ist KEM-Managerin Elisabeth Steinlechner von der Klima- und Energie-Modellregion Landeck überzeugt. Dank Beteiligung von Raiffeisen sei die Umsetzung in nicht einmal einem Jahr ermöglicht worden.
Was die hohen Abgänge fürs Flomobil für die Stadtwerke Wörgl bedeuten, wollte Jasmine Hrdina von der TT wissen. „Das Ziel ist, dass wir in den nächsten 2-3 Jahren kostendeckend arbeiten. Wir sind der größte Anbieter in Tirol“, erklärte Klaus Kandler und Bgm. Riedhart meinte: „Wenn man innovative Zukunftstechnik vorantreiben will, muss man es über Jahre durchstehen, bis schwarze Zahlen geschrieben werden. Der Erste hat immer höhere Kosten. Wir leisten damit Pionierarbeit für Tirol und eine Investition in die Zukunft.“