Die lebendige Vermittlung von Wörgls reichhaltiger Geschichte – kein anderer steht in der Stadt dafür so wie Hans Gwiggner, langjähriger Stadtarchivar und Museumsführer. Nun wurde ihm eine weitere Ehrung zuteil: Einstimmig ernannte die Generalversammlung „Wörgls historisches Gewissen“ zum Ehrenmitglied des Heimatmuseumsvereines, in dem sich Gwiggner seit der Wiedergründung 1980 aktiv engagiert, sowohl als Museumsführer und Stadtführer wie auch als langjähriger Obmann und derzeit Obmannstellvertreter.
Führungen mit Hans Gwiggner sind immer ein besonderes Erlebnis. Dank seines enormen Wissens über Wörgler Regionalgeschichte und weit darüber hinaus, gestaltet er seine Rundgänge immer im Dialog mit seinen Gästen. Er beantwortet Fragen, taucht bei vielen Spezialthemen in die Tiefe, kann köstliche Anekdoten erzählen und bringt dabei auch allerhand über die Besucher in Erfahrung. Woher sie kommen, was sie bewegt. Ob interessierte Schulklassen oder weitgereiste Besucher, die ihren Urlaub für einen Einkehrschwung im Museum nützen – Hans Gwiggner versteht es, Geschichte mit Begeisterung zu vermitteln.
Das Wörgler Heimatmuseum bietet einen geschichtlichen Rückblick bis in die Eisenzeit, birgt Raritäten wie die Kerbhölzer, dokumentiert das weltweit bekannte Wörgler Freigeld und die Anfänge der Zementindustrie in der Region. „Nach der Sanierung der Risse im Musikschulgebäude arbeiten wir derzeit an einer Neuaufstellung“, teilte Obmann Mag. Markus Steinbacher mit. Die Öffnungszeiten bleiben auch heuer gleich: Das Museum hat von 1. Juni bis 1. Oktober 2016 jeweils dienstags und samstags von 10 bis 11:30 Uhr sowie auf Anfrage beim TVB Ferienregion Hohe Salve nach Vereinbarung auch außerhalb dieser Zeiten geöffnet. Als Publikumserfolg erweist sich auch die Teilnahme an der Langen Nacht der Museen, und so wird das Heimatmuseum Wörgl auch heuer am ersten Samstag im Oktober mit Museumsführungen und Vorführung historischer Filme bei der österreichweiten Aktion mitmachen.
Die Bestände des Wörgler Heimatmuseums wie auch das umfangreiche Wissen von Hans Gwiggner finden Eingang in das Homepage-Projekt „heimat.woergl“ von Franz Bode, das erstmals im Rahmen der Ausstellung „Eine Reise durch die Zeit“ des Kunstvereines ARTirol von 27. bis 29. Mai 2016 öffentlich präsentiert wird. Ein Jahr lang sammelte Kunstvereinsobmann Franz Bode rund 5.400 historische Fotos, fertigte über 20 Stunden Tonaufnahmen mit Hans Gwiggner und Gesprächsprotokolle an. Bode digitalisierte 800 Exponate aus dem Bestand des Heimatmuseums. Aus diesem enormen Datenschatz startet Franz Bodes digitales Schaufenster in die Wörgler Geschichte, wobei die Homepage dann in einem fortlaufenden Prozess weiter ausgebaut werden soll.
Die Museumsarbeit beinhaltet auch die Erinnerungskultur. Auf Anregung des Museumsvereins wurde 2015 im Wörgler Kirchhof von der Stadt Wörgl eine Gedenktafel an die Opfer des NS-Widerstandes enthüllt. Heuer wird an ein weiteres dunkles Kapitel der Wörgler Geschichte erinnert: In Kooperation mit dem Anne Frank Verein wird die Ausstellung „NS-Zwangsarbeit – das vergessene Lager in Wörgl“ im September 2016 in der Galerie am Polylog gezeigt, wofür der Historiker Mag. Erich Schreder historisches Material zur Verfügung stellt und Jugendliche im Rahmen eines Film-Workshops sich mit Erinnerungsstätten in Wörgl auseinandersetzen werden. Im Durchgangslager Wörgl waren von 1942 bis 1944 fast 32.000 Menschen interniert, die zu Arbeitseinsätzen in Westösterreich und Bayern weitervermittelt wurden.