Zum Singen auf der Bühne gehört weit mehr als die Stimme – Körperhaltung, Atmung, Mimik, Aussprache, Rhythmus, Tanz, Improvisation und Interaktion, das alles will gelernt sein! Diesem umfassenden Ansatz widmet die Academia Vocalis alljährlich einen JUKI-Opern Workshop für Kinder und Jugendliche, an dem heuer von 9. bis 13. Juli 2018 in der Landesmusikschule Wörgl 24 Kinder und Jugendliche aus der Region teilnahmen. Dabei wurde bereits auch auf ein ambitioniertes Projekt für Weihnachten 2018 hingearbeitet– einen Stille Nacht-Konzertabend unter dem Motto „Vom Friedenslied zum Kaufhaushit“ unter Mitwirkung des JUKI-Jugendchores.
Höhepunkt der intensiven Workshop-Woche ist der abschließende Vortragsnachmittag, bei dem die jungen Talente vor Familienangehörigen auftreten. „Die Kinder und Jugendlichen waren wieder mit Begeisterung dabei und kaum zu bremsen – aber lieber überschwenglich als lahm“, stellte Maria Knoll-Madersbacher von der Academia Vocalis einleitend fest. Die Nachwuchsarbeit ist der Gesangslehrerin seit Jahrzehnten ein Herzensanliegen, wobei großer Wert auf Professionalität gelegt wird. Workshop-Referenten waren weiters Irmgard Wollrab für Gesang und Chorgesang, Marilena Rammer für Aussprache, Auftreten und Mimik, Michaela Kurz für Tanz, Wolfgang Kurz für Rhythmik, Norbert Mladek für darstellendes Spiel und Alexandra Milborn begleitete am Klavier.
Ob Chorgesang, Duett oder Solo – mit sicherem Auftreten überzeugten die Nachwuchstalente beim abwechslungsreichen Programm, das Gospel ebenso enthielt wie Musical-Hits aus der Westside-Story, die anlässlich des 100. Geburtstages von Leonhard Bernstein einen Schwerpunkt bildeten. Ineinander verwobene Kanons, eine von den Kids weitgehend selbst choreographierte Tanz-Improvisation, gespielte Sketches oder das Rock-Aerobic ABC vermittelten eindrucksvoll den Output der intensiven Unterrichtswoche. Chorgesang mit Bewegung verbinden, das klappte beim Hit „The lion sleeps tonight“ gleichermaßen wie bei „Mr. Spock – beam me up!“
Am JUKI-Workshop nahmen Neueinsteiger ebenso teil wie bereits bühnenerfahrene Kinderopern-DarstellerInnen, die schon beim Dschungelbuch oder bei Max & Moritz zum Ensemble gehörten. Um den Jüngsten den Auftritt vor Publikum zu erleichtern, übernahmen Ältere heuer erstmals „Stimmpatenschaften“. Gearbeitet wurde in vier Gruppen auf unterschiedlichem Niveau. Erfreut über den begabten Nachwuchs zeigte sich auch der künstlerische Leiter der Academia Vocalis Prof. Friedrich Madersbacher: „Die Nachwuchsarbeit soll auf jeden Fall weitergehen. Unser Ziel ist, in Zukunft wieder eine Kinderoper auf die Beine zu stellen.“ Aber aufgrund des enormen Aufwandes gehen solche Projekte erfahrungsgemäß über Jahre.
Zum Einsatz kommt der Academia Vocalis-Jugendchor aber schon vorher. „Ab September beginnen die Chorproben für das Stille-Nacht-Projekt der Academia“, kündigte Maria Knoll-Madersbacher an, die nach dem Besuch bei Martin Reiter und seiner umfangreichen musealen Dokumentation selbst Feuer fürs Thema gefangen hat: „Es ist erstaunlich, was dieses Lied in der Welt bewegt hat. Es ist in 350 Sprachen übersetzt, wird auf allen Kontinenten gesungen, auch mit verschiedenen Texten.“ Derzeit läuft noch die Recherche über Aufführungsorte für den Konzertabend mit Sprecher und szenischen Einlagen.