Don Quichote – es lebe die Fantasie!

Seit Jahrhunderten reitet er durch die Weltliteratur, verzaubert mit ritterlichem Ehrgefühl und romantischer Schwärmerei und verlässt auch die Bühne am Rattenberger Schlossberg als Sieger der Herzen – Don Quichote, der Ritter von der traurigen Gestalt, begleitet von seinem getreuen Schildknappen Sancho Pansa. Felix Mitterer bearbeitete für die Rattenberger Schlossbergspiele die märchenhafte, zeitlos aktuelle Flucht aus der tristen Realität in ein Leben voller Fantasie. Nach bejubelter Uraufführung am 1. Juli reitet und kämpft Don Quichote noch bis 6. August 2022 am Rattenberger Schlossberg.

Das Wetter legte eine Punktlandung für die Premiere hin – erst kurz vor Spielbeginn „besänftigten“ die Rattenberger die Windmühlen des Wettergottes, der tagsüber reichlich Wasser ins Tiroler Unterland geschaufelt hatte. Als Miguel de Cervantes 1605 die ersten Abenteuer seines tragischen Helden veröffentlichte, war die ritterliche Welt längst untergegangen. Geblieben sind ihre Ideale.  Felix Mitterer kennt und schätzt seit Jahrzehnten die Zusammenarbeit mit den Rattenberger Schlossbergspielen und schuf für sie, gleichsam als edler Ritter der Literatur, mit großem Respekt vor dem Originaltext gemeinsam mit seinem „Rattenberger Schildknappen“ Regisseur Peppi Pittl  ein actionreiches, unterhaltsames Märchen voller magischer Momente.

Da tritt er auf, der Rattenberger Don Quichote – grandios dargestellt von Othmar Haller – und behält immer seinen Helm auf, „denn das Böse schläft nie!“ Er will „Obacht geben auf die Geknechteten dieser Welt, kämpfen zum Wohle aller Unterdrückten“. Und kommt mit seinen Ambitionen bei seinen keineswegs so edelmütig gestimmten Mitmenschen gar nicht gut an. „Du bist aus der Zeit gefallen“, muss er sich von Räubern anhören. In Don Quichotes Augen wird der Wirt einer heruntergekommenen Spelunke zum Castelan, die Kellnerin Dulcinea zur angebeteten Herzensdame, für die er Abenteuer bestehen und so ihre Liebe gewinnen will. „Geld regiert die Welt, auch die des Castellans. Schade“, muss Don Quichote feststellen, lässt sich aber nicht entmutigen und kämpft weiter gegen Ungerechtigkeit, muss Prügel einstecken.

Davor kann ihn sein bemühter Schildknappe Sancho Pansa (Alex Schwarz) auch nicht bewahren, der nicht uneingeschränkt seinem Herrn dient und zunächst im Schilde führt, den in Ritterromane verliebten Don Quichote wieder nach Hause zu bringen. Dort herrscht wenig Verständnis für die fantastische ritterliche Welt, in die sich der junge Mann flüchtet. „Meinen Körper könnt ihr fesseln, nicht meinen Geist“, hält er entgegen, als man seine Romane verbrennt. Arzt und Pfarrer können ihn nicht „heilen“ – „Sein Kopf ist wirr vom Schund!“, konstatiert Hochwürden in Anspielung auf Don Quichotes Vorliebe für die Literatur, die nichts als „eine Glorifizierung des Wahnsinns“ und die „Druckerpresse des Teufels“ sei. Aller Besitz sei verkauft, arm habe ihn sein Wahnsinn gemacht – „und arm ist arm, das wird immer so bleiben“, hält ihm Sancho Pansas Frau vor, die den Vater ihrer neun Kinder lieber zuhause bei der Feldarbeit hätte.

Doch beide entfliehen, machen sich auf zu neuen, fantastischen Abenteuern. Don Quichote rebelliert gegen die Obrigkeit, befreit Galerensklaven, kämpft gegen Spiegelritter, wird mit Tod und Teufel konfrontiert, tritt gegen den orientalischen Riesen Abdullah, gegen den Löwen samt seinem Bändiger (diese Rolle besetzte Regisseur Pepi Pittl gleich mit sich selbst) und schließlich gegen die übermächtige Windmühle an, beschützt seine Herzensdame. Alle Versuche, ihn mit List und Tücke wieder nach Hause und damit in die Realität zu bringen, scheitern. Zum Glück fürs Publikum und für die Fantasie!

21 DarstellerInnen stehen auf der Bühne, verkörpern 35 Rollen, und hinter den Kulissen werkt ein großes Team, um Bühnenbild, die teils aufwändigen Kostüme sowie Licht- und Tontechnik auf die Beine zu stellen. Dieses bat Langzeit-Obfrau Claudia Lugger beim ausgiebigen Premierenapplaus ins Rampenlicht. Explizit geehrt wurden die 90jährige Ria Mair für unglaubliche 50 Jahre als Produzentin der Kostüme und Waltraud Pauli für 20 Jahre Arbeit in der Werkstatt, um auch ausgefallenste Kulissen- und Requisitenwünsche zu erfüllen. Zu bewundern ist ihr Geschick bei der Don Quichote-Produktion etwa in Form des Pferdes Rosinante, des Esels Burro und des mächtigen Löwen. Welch große Talente im Ensemble des Theatervereins mitwirken, zeigt mit live gespielter Musik auf Flöte, Dudelsack, Kastagnetten und Laute Florian Ryan.

Unter den Premierengästen begrüßte Claudia Lugger die beiden Landtagsabgeordneten Barbara Schwaighofer und Alois Margreiter sowie Rattenbergs Bürgermeister Bernhard Freiberger, der sich nach der gelungenen Uraufführung mit Blumen bei Claudia Lugger und dem gesamten Theaterverein für das große Engagement bedankte. Ein besonderes Anliegen war Claudia Lugger auch, den Sponsoren zu danken, die den Theaterverein trotz Corona-Pandemie-bedingter Unbill weiterhin unterstützen – insgesamt sind es an die 70 Firmen, allen voran Raiffeisen und die Tiroler Versicherung.

Weitere Aufführungstermine sind am 3. (geschlossene Vorstellung), 4., 6., 7., 9., 10., 21., 22., 27. 28., 29., 30. Juli sowie am 2., 3., 4., 5. und 6. August 2022, Spielbeginn jeweils 21 Uhr. Die Vorstellungen finden im Freien statt, aus bei unbeständiger bzw. ungünstiger Witterung – eine Absage erfolgt erst unmittelbar vor Beginn der Vorstellung, Bühnentelefon für Wetterfragen an den Spieltagen ab 19 Uhr 0664/420 53 56. Weitere Info und Kartenvorverkauf: http://www.schlossbergspiele-rattenberg.at