Ein wikipedia-Eintrag im Internet lieferte dem Wörgler Radiojournalisten und Romanautor Mag. Andreas Madersbacher, der unter dem Pseudonym Malte Alsen seine Bücher schreibt, den Stoff zu seinem druckfrischen Roman „Der Organist“: In einer Liste kannibalischer Serienmörder stieß er auf Karl Denke. Ein Wirt, der in Münsterberg in Schlesien lebte und zu Beginn des 20. Jahrhunderts mindestens 42 Menschen, meist Landstreicher, ermordete und aufgegessen hat.
Der historische Kriminalfall bildet den Rahmen für die fiktive Geschichte des Romans, in dem Karl Weger als Kannibale der Organist und Dorfschullehrer mit dunkler Vergangenheit ist. Wie wird man zum menschenfressenden Massenmörder? Was beim historischen Vorbild ungeklärt blieb, dafür liefert Madersbacher einen Erklärungsversuch in der Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts – im Ersten Weltkrieg. Sein Serienkiller war Soldat an der Front in Ypern, wo die ersten Gasangriffe stattfanden. „Die Soldaten haben mit viel zu wenig Verpflegung in den Schützengräben dahinvegitiert“, recherchierte Madersbacher, der Geschichte studiert hat und die Grausamkeiten des Stellungskrieges recht anschaulich in Form von Tagebucheinträgen des Organisten schildert. Häusliche Gewalt in der Jugend, Kriegstrauma und Hunger – darin sieht er die verhängnisvollen Stationen seiner Romanfigur am Weg zum Kannibalen, dessen schreckliches Geheimnis im Dorf erst nach seinem Tod aufkommt. Wie Denke gilt auch der Organist als freundlicher, hilfsbereiter Mann.
„Der Organist“ ist nach den Romanen „Das Zuckerrohrfeld“ und „Der Folterknecht“ nun Malte Alsens dritter „Blut-Krimi“, der vom Literareon-Verlag herausgegeben wird und übers Internet sowie über den Buchhandel bestellt werden kann. Beim Debüt-Roman zahlte der Autoren-Neuling unfreiwillig Lehrgeld – die 2.000 Bücher waren zwar „ratzfatz“ weg, damit aber auch sein selbst finanzierter Druckkosten-Beitrag von 6.000 Euro. Denn der Verlag ging pleite. Auch der zweite, der den Weitervertrieb der Bücher übernahm. Diese landeten in der Konkursmasse und wurden dort als Schnäppchen aufgekauft – der Autor schaute dabei durch die Finger.
Doch die sind längst mit dem nächsten Roman beschäftigt, der weg vom Krimi-Genre geht: „Der Feuervogel“ lautet der Titel des modernen Märchens, für das Madersbacher über den Zug Hannibals über die Alpen recherchiert. „Das wird ein längerer Roman“, kündigt er an und vertieft sich in die historischen Quellen.