Ehrungsfeier der Stadt Wörgl

Sieben Ehrenzeichen, einen Ehrenring und zwei Ehrenbürgerschaften vergab die Stadtgemeinde Wörgl am 6. Oktober 2023 im Rahmen einer festlichen Ehrungsfeier im Wörgler Cineplexxx. Die neuen Ehrenzeichenträger sind Günther Feuchtner, Johann Mauracher, Maria Ringler, Franz Schnellrieder, Vladimir Stefanec, Armin Steiner und Helmut Wechner. Den Ehrenring erhielt Mario Wiechenthaler und zu Ehrenbürgern wurden Arno Abler und Hermann Hotter ernannt.

Der Ehrung voran ging ein Gemeinderatsbeschluss im Sommer, mit dem im vertraulichen Sitzungsteil über die Vergabe der Auszeichnungen abgestimmt wurde. Jede Fraktion konnte Personen vorschlagen, wobei dann nicht über einzelne Namen, sondern en bloc abgestimmt wurde.

„Die Ehrungen sind ein Dankeschön für großartige Leistungen für Wörgl und ein Zeichen der Wertschätzung und des Dankes“, erklärte Bürgermeister Michael Riedhart einleitend. Die Vorstellung der Ausgezeichneten erfolgte mittels professioneller Videospots, die von der Firma Überall und Wörgls Kulturkoordinator Andy Winderl produziert und auf der großen Kinoleinwand inszeniert wurden. Zudem stellten Gemeinderäte die Verdienste der jeweiligen Person vor.

Die neuen Ehrenzeichen-TrägerInnen

Wörgls Sportstadtrat Thomas Embacher porträtierte Günther Feuchtner, dem für sein jahrzehntelange Engagement im Radsport und Vereinswesen gedankt wurde. Feuchtner wurde 1959 in Wörgl geboren und entdeckte in jungen Jahren seine Leidenschaft für den Radsport, war von 1974 an zehn Jahre lang selbst aktiv im Rennsport und stellte 1980 einen Weltrekord auf der Strecke Amsterdam-Wörgl nonstop auf. Feuchtner absolvierte die staatliche Trainerausbildung und seit 1985 trainierte er 600 Nachwuchstalente. Als Vereinsfunktionäre stand Feuchtner über 10 Jahre als Obmann dem Radclub Wörgl vor, engagierte sich beim Tiroler Radsportverband und erhielt bereits mehrfach Auszeichnungen, darunter die Goldene Verdienstmedaille des Landes Tirol sowie des ASKÖ.

Den „enormen Einsatz für die Gemeinschaft“ würdigte Laudator Vizebgm. Kayahan Kaya beim Schaffen des 1949 in Wörgl geborenen Johann Mauracher, der sich über 50 Jahre lang ehrenamtlich engagiert – seit 1972 bei den Schützen (davon 30 Jahre lang als Schriftführer), bei der Pfarre seit 1989, beim Trabrennverein (seit 1989 als Rennbahnkassier), beim Obst- und Gartenbauverein (von 1988-1995 Kassaprüfer, seit 1994 Kassier), bei der Dorfinteressentschaft und bei der Entwässerungsgenossenschaft, bei der Jagdgenossenschaft, beim Schwarzen Kreuz und beim AAB als Kassier und Organisator.

Die einzige ausgezeichnete Frau des Abends war „Filz-Aktivistin“ Maria Ringler, die von GR Iris Kahn porträtiert wurde. „Maria ist seit 2010 Filz-verliebt“, so Kahn. Das Feuchtgebiet sei eine Oase der Biodiversität, zu deren guten Zustand Maria Ringler mit ihrer Fachkenntnis maßgeblich beitrage. Durch ihren ehrenamtlichen Einsatz sei die Mutter von vier Kindern, die bald ihren 65er feiern kann und 2017 bereits mit der Landesverdienstmedaille ausgezeichnet worden sei, ein Wörgler Vorbild. Kahn zitierte abschließend, was Maria wichtig ist: „Sensibel sein, dazulernen, offen bleiben für Neues und zusammenhalten.“

Den Wörgler Franz Schnellrieder, geboren 1952, kennen viele als Lehrer an der Handelsakademie. Ausgezeichnet wurde er für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement, das Wörgls Kulturreferent Sebastian Feiersinger vorstellte. Schnellrieder absolvierte nach der Hauptschule in Wörgl und der HAK in Innsbruck trotz seines Seh-Handicaps das Welthandelsstudium in Wien, verwirklichte sich seinen Wunsch, Lehrer zu werden und übte diesen Beruf über 40 Jahre lang. Seit 10 Jahren ist der Vater von zwei Kindern und Opa von 3 Enkeln in Penison, aber nicht im Ruhestand. Schnellrieder ist ehrenamtlich im Seniorenheim tätig (u.a. als Rosenkranzvorbeter), gestaltet seit Jahrzehnten mit seiner Frau Brigitte die Eheseminare in Wörgl, ist in der Pfarre und beim Vinzenzverein aktiv und vielen auch als Nikolaus ein Begriff.

Als eine der „tragenden Säulen des Wörgler Gesundheits- und Sozialsprengels“ wurde Vladimir Stefanec gewürdigt und mit dem Ehrenzeichen bedacht. „Stefan ist ein Multitalent und universell einsetzbar“, erklärte Laudator LA Christian Kovacevic. Er sei die gute Seele beim Sprengel, im Einsatz als Fahrer bei Essen auf Rädern und beim Bettenausliefern sowie als Techniker. Mit seinem Fachwissen hält„Vladi“ die Fahrzeugflotte instand und sei „der Mann für alle Fälle“. Der 79jährige kam 1969 nach Österreich, war von 1984 bis zur Pensionierung Techniker beim Wörgler ÖAMTC-Stützpunkt. Als seine Frau 1990 erkrankte, bekam sie Hilfe vom Sprengel. Und damit stand für ihn fest, sich dort einzubringen und ebenso anderen zu helfen.

Für seinen Einsatz für die Dorfgemeinschaft und für die Bundesmusikkapelle Bruckhäusl, der er seit 1972 angehört, wurde Armin Steiner ausgezeichnet. „Armin wurde 1958 in Wörgl geboren, absolvierte nach der Volksschule Bruckhäusl das BRG und die Handelsschule in Wörgl und trag mit 14 Jahren der Musikkapelle bei“, schilderte Laudatorin Elisabeth Werlberger seinen Lebenslauf. Der Bundesbahnbeamte und Vater von drei Kindern war ab 18 Jahren 15 Jahre lang Kassier und ab 1992 zwanzig Jahre lang Obmann, danach noch 10 Jahre lang Schriftführer und ist seit 2011 Ehrenobmann. Besonders engagierte er sich für die Musikhaus-Erneuerung sowie die Gründung der Jugendmusikkapelle. Steiner war drei Perioden lang Mitglied des Ortsausschusses und ist Mitglied im Verein LA21 Bruckhäusl aktiv.

Mit dem Ehrenzeichen gewürdigt wurde auch Helmut Wechner, der 13 Jahre lang ehrenamtlich als Wörgler Stadtarchivar tätig war und sich seit seiner Pensionierung vor 10 Jahren als Lehrer am BRG Wörgl auch beim Gesundheits- und Sozialsprengel Wörgl aktiv einbringt – beim Essenausliefern ebenso wie bei der Wandergruppe. Wechners Lebensweg zeichnete Laudatorin LA Gabi Madersbacher nach: „Helmut wurde 1949 in Reutte geboren, besuchte dort das Gymnasium und studierte 1967-74 Altphilologie. Von 1974-2010 arbeitete er als Lateinlehrer am BRG Wörgl, war von 1977-2001 Lehrbeauftragter an der Uni Innsbruck.“ Auch im Ruhestand widmete er sich weiterhin dem Laufsport mit Hingabe: „Helmut lief beim Marathon in München einmal Bestzeit und war über 1000 mal am Buchacker.“ Zum ehrenamtlichen Engagement im Ruhestand zählte auch seine Mitwirkung beim Pedibus.

Ehrenring für Mario Wiechenthaler

Für 24 Jahre Einsatz in der Gemeindepolitik wurde Mario Wiechenthaler der Ehrenring verliehen. „Mario war eine tragende Säule der Gemeinde“, würdigte ihn Laudator  Hubert Aufschnaiter. 1972 in Kufstein geboren, wuchs Wiechenthaler in Wörgl auf, wurde Maschinenbauschlosser bei der ÖBB und schulte auf Versicherungskaufmann um. Seit 1991 war er für die Generali-Versicherung tätig, 32 Jahre lang als Gruppenleiter. 1993 heiratete Mario seine Frau Anita, zog mit ihr die drei Kinder groß. 1998 trat er der FPÖ bei und startete seine politische Karriere als Ersatzgemeinderat. 2010 war er Spitzenkandidat der FWL, wurde Stadtrat und Wirtschaftsreferent und 2016 Vizebürgermeister und Personalreferent. Wiechentaler war Aufsichtsrat im GZW sowie bei den Stadtwerken, 12 Jahre lang Stadtfestobmann, gründete 2011 das Wörgler Stadtmarketing neu, das bis 2016 unter seiner Leitung stand, initiierte das Wörgler Perchtentreffen und ist Obmann beim Wörgler Krippenverein. „Mario ist ein Familienmensch. Als 2021 seine beiden Enkelkinder zur Welt kamen, zog er sich aus der Politik zurück“, so Aufschnaiter, der seinen politischen Kontrahenten würdigte: „Mario hat sich stets mit Herzblut für Wörgl eingesetzt.“

Neuer Ehrenbürger: Arno Abler

Die Laudation zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Alt-Bürgermeister Arno Abler hielt Dr. Andreas Widschwentner. Abler, Jahrgang 1962, absolvierte nach dem BRG Wörgl den HAK-Abiturientenlehrgang, wurde Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder. Arno Abler heiratete 1983 seine Frau Michaela. 1987 wurde sein Sohn geboren, der mittlerweile die von Arno sen. gegründete Steuerberatungskanzlei AWION GbmH leitet. Abler studierte mit 50 zeitgleich mit seinem Sohn am MCI Betriebswirtschaftslehre und schloss mit MBA ab. Widschwentner bezeichnete den Geehrten „als Visionär“, er habe den 1. Internetprovider Österreichs gegründet. Abler war von 1992-1997 Gemeinderat und Stadtrat sowie Wirtschaft- und Finanzreferent, von 1997-2010 Bürgermeister. In seiner Zeit seien die Kommunalsteuereinnahmen um 50 % gestiegen. Die Errichtung des ersten Glasfasernetzes in Tirol wie der Neubau des Seniorenheimes habe seine politische Laufbahn in der Stadt geprägt, die Abler „in finanziell gutem Zustand“ an seine Nachfolgerin übergeben habe.

Widschwentner listete auch weitere politische Tätigkeiten Ablers auf (2002-2007 Bezirksparteiobmann der ÖVP, 2003-2008 Landtagsabgeordneter) sowie weitere berufliche Einsatzgebiete (Gründung von vivomondo 2007, dort bis 2011), Geschäftsführer der Kommunal Consult GmbH und zuletzt bei der Breitbandservice Tirol GmbH. Abler war 10 Jahre als Klarinettist Mitglied der Stadtmusikkapelle und Mitbegründer des Wörgler Vereins Computerpool Unterland.

Die Feststellung, die Stadt sei von Arno Abler in „finanziell gutem Zustand“ übergeben worden, darf allerdings angesichts von Hinterlassenschaften seiner Amtszeit wie WAVE und längst noch nicht fertig gestellter Nordtangente hinterfragt werden. Allein diese beiden Projekte bürdeten der Gemeinde Schulden in zigfacher Millionenhöhe und einen Schuldendienst auf, der jenseits der Millionengrenze jährlich noch bis ins nächste Jahrzehnt abzustottern ist. Diese Fakten kamen bei der Ehrungsfeier jedoch nicht zur Sprache.

Ehrenbürgerschaft für Hermann Hotter

„Das Herz von Hermann Hotter schlägt für die Kameradschaft“, betonte Bürgermeister Michael Riedhart in seiner Laudatio für den zweiten neuen Wörgler Ehrenbürger Hermann Hotter. 1945 in Kirchbichl geboren, kam er noch als Baby nach Wörgl. Seine Familie mit Frau Anna und Sohn sei stets sein wichtiger Anker gewesen. Beruflich war Hotter in der Milchwirtschaft tätig, u.a. in der Käserei der Tirol Milch. Ausgezeichnet werde er für seine Verdienste bei der Kameradschaft und grenzüberschreitenden Tiroler Traditionspflege. Zu Hotters Funktionen zählte Obmann bei der Wörgler Kameradschaft ab 1994 sowie ab 1997 für 17 Vereine im Bezirk, seit 2000 Vizepräsident des Tiroler Kameradschaftsbundes, bis 2016 Präsident und seither Ehrenpräsident. Hotter habe sich als Landesgeschäftsführer des Schwarzen Kreuzes Verdienste um die Kriegsgräberfürsorge und Erinnerungskultur erworben und leiste damit Friedensarbeit, für die er bereits vielfach ausgezeichnet wurde – u.a. mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol, 2005 mit dem Ehrenzeichen der Stadt Wörgl und vom TKB mit dem Ehrenring. Als Gründer der Käsiade in Hopfgarten sei er heute deren „Ehrenkäsekaiser“.

Nach Überreichung der Urkunden und Abzeichen dankte Bgm. Riedhart den organisatorischen Mitwirkenden des Ehrenabends. Arno Abler griff danach nochmals zum Mikro und dankte im Namen der Geehrten der Stadt für die Zuteilung der Ehrungen, mit der „Herzblut und Engagement ausgezeichnet werden.“ Es sei oft schwierig, in einem öffentlichen Amt das Richtige zu tun  und Entscheidungen zu treffen. Man handle nach bestem Wissensstand. Der Ehrungsabend wurde musikalisch von einem Quartett des Kammerorchesters Wörgl umrahmt und klang mit einem Buffet im Kino-Foyer aus.