Das Wörgler Heimatmuseum bleibt diese Sommersaison aufgrund von Umbauarbeiten geschlossen. Mit Eröffnung des neuen Kirchenwirtes im Herbst 2022 wandern die Museumsräume eine Etage höher in den ersten Stock. Der Heimatmuseumsverein Wörgl nimmt die neuen Räumlichkeiten auch zum Anlass für eine Auffrischung und Überarbeitung der Museumsinhalte. Ideen und Anregungen holt man sich dazu auch von anderen erfolgreichen Museen. Am 4. Juni 2022 erkundete der Vereinsvorstand das Museum St. Johann.
Einst war´s eine Besserungsanstalt für sündige Priester, jetzt ist das Museum St. Johann ein Schmuckstück mit historischen Schätzen und allerhand Raritäten im Ortszentrum der Marktgemeinde, unweit von Krankenhaus und Marktgemeindeamt. Dabei hatte man bereits den Abriss des alten Hauses geplant – glücklicherweise konnte es gerettet werden. 1724 als Uhrmacherhaus errichtet, beherbergte es ab 1758 die Priester-Besserungsanstalt, ab 1862 eine Mädchenschule der Barmherzigen Schwestern, ab 1875 eine gemischte Schule und von 1894-1955 das Gemeindeamt, danach etliche kommunale Einrichtungen, bevor es 1994 zu Museum und Galerie umgebaut wurde.
„Wir sind kein Bauernhofmuseum“, stellte Museumsleiter Peter Fischer zur inhaltlichen Ausrichtung fest, die an die Geschichte St. Johanns als Sommersitz der Bischöfe vom Chiemsee ebenso anknüpft wie an die Schulgeschichte des Hauses und regionale Besonderheiten wie Tourismus und Kaisergebirge, dem der Schwerpunkt „felsenreich – Mythos und Erlebnis Kaisergebirge“ gewidmet ist.
Zur räumlichen Besonderheit zählt die unterirdische Verbindung zum Nebengebäude, das einst als Wirtschaftsgebäude und Weinkeller dazugehörte und heute ebenso als Ausstellungsfläche sowie als Medienraum genützt wird. Der Abstieg erfolgt über einen Glasanbau und Wendeltreppe. Als Wechselausstellungsraum steht im Oberschoss des Museums, das über eine Nutzfläche von rund 400 Quadratmetern verfügt, eine Galerie mit 100 Quadratmetern zur Verfügung. Im Eingangsbereich im Parterre begrüßt ein kleiner Museums-Shop die Besucher.
Der Rundgang beginnt mit barocker Pracht und Kirchengeschichte, wobei zum Film über die barocken Schätze St. Johanns die Melodie der Mozart zugeschriebenen Kindersinfonie erklingt. „Irrtümlich!“ stellt Museumsleiter Fischer klar, denn sie stammt nachweislich vom St. Johanner Komponisten Edmund Angerer, der von 1740-1794 in Tirol lebte.
Für die Vermittlung von Informationen zu den Exponaten nützt das Museum nicht erst seit Corona moderne Technik. „Wir setzen schon seit vielen Jahren auf Audioführungen mit dem eigenen Handy. Über unser W-Lan kann man QR-Codes mit dem Smartphone scannen und so Informationen abrufen. Je nach Spracheinstellung des Handys hört man dann Erklärungen auf Deutsch, Englisch oder Italienisch“, erklärt Fischer und weist darauf hin, dass „80 % unserer Besucher im Sommer Touristen sind. Die touristische Prägung des Ortes findet sich auch in der inhaltlichen Ausrichtung mit dem Schwerpunkt Kaisergebirge wieder – samt Attraktionen wie lebensgroßem Höhlenbär, endemischem Skorpion und grünem Regenwurm, der im Wurmterrarium live beobachtet werden kann. An die Tourismus-Pionierin Emma Hellenstainer wird ebenso erinnert wie an Tirols ersten Bauern-Chronisten Johann Prugger, an die Bedeutung des Bergbaues in der Region in früheren Zeiten ebenso wie mit St. Johanner Notgeld an Krisenzeiten.
Der Museumsverein wurde 1997 im kulturellen Auftrag der Gemeinde gegründet, um das seit den 1960er Jahren bestehende Museum sowie die Galerie und das Archiv der Marktgemeinde St. Johann in Tirol zu betreuen. weitere Infos gibt’s auf der Museums-Website www.museum1.at
Besuche außerhalb der Sommeröffnungszeiten von 1. Juli bis 25. September sind, vor allem auch für Schulklassen, nach Anmeldung möglich. Die regulären Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag von 10-12 und 16-18 Uhr, Samstag von 10-12 Uhr sowie bei der Langen Nacht der Museen. Der Eintritt kostet 2,5 Euro, Kinder frei, Jugendliche ab 14 Jahren 2 Euro.