Halbzeitbilanz der Wörgler Stadtregierung

Entgegen allen politischen Turbulenzen auf staatlicher Ebene trübt derzeit nichts das Klima der Zusammenarbeit in der Wörgler Stadtregierung, die sich bei Antritt der laufenden Gemeinderatsperiode aus den 9 Mandataren der Liste Hedi Wechner und den 4 Mandataren der Freiheitlichen Wörgler Liste gebildet und ein Arbeitsprogramm beschlossen hat. „Diese elf Punkte sind fast zur Gänze abgearbeitet. Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend“, hieß es unisono bei der Halbzeitbilanz am 20. Mai 2019 im Rahmen einer Pressekonferenz im Wörgler Stadtamt.

Bürgermeisterin Hedi Wechner wies auf die laufende Budgetkonsolidierung hin: „Die Verwaltung wurde verschlankt, Einsparungen realisiert und bei weiterhin niedrigem Verschuldungsgrad damit ein Budget für die Großprojekte frei.“ Zu den beiden größten nahm GR Andreas Schmidt Stellung. Nach Beendigung des „Zwist mit der WIST“ laufe planmäßig der Neubau der neuen Musikschule am Areal des Fischerfeldes. Das Gebäude wird zu 40 % von der Stadt für die Unterbringung von Musikschule und Probelokal der Stadtmusikkapelle und zu 60 % von der WIST zur Unterbringung von Volkshilfe-Einrichtungen genützt und von der Stadt mit einer Nutzfläche von 2.640 Quadratmetern um 6 Millionen Euro errichtet. Der Rohbau koste 4 Millionen Euro, die Inneneinrichtung der städtischen Einrichtungen 400.000 Euro. Mitte August 2019 beginne die Übersiedelung der Musikschule und im Sommer 2020 soll der Stadtpark am Fischerfeld benützbar sein.

„Das neue Feuerwehrhaus wird am 29. Juni 2019 mit einem Fest eröffnet“, teilte Schmidt mit. Baubeginn war im März 2018, die Baukosten liegen ebenfalls bei rund 6 Millionen Euro. Auf der Nutzfläche von 2.488 Quadratmetern sind die FF Wörgl, ein zweiteiliges Katastrophenlager sowie der Bergrettungsstützpunkt untergebracht. Im Katastrophenfall agiert von hier aus auch die Gemeinde-Einsatzleitung.

„Durch die Verringerung der Gemeinderats-Ausschüsse von 12 auf vier können wir in den nächsten sechs Jahren 300.000 Euro einsparen“, wies FWL-Vizebgm. Mario Wiechenthaler auf getroffene Verwaltungseinsparungen hin. Dazu komme, dass der Stadtrat von 5 auf 4 Mitglieder reduziert wurde. Aufgestockt wurde hingegen die Wörgler Stadtpolizei, bei der derzeit vier Stadtpolizisten, ein Kontrollorgan sowie zwei Bürokräfte tätig sind. „Mittlerweile wurde auch eine Juristin für die Ausfertigung von Bescheiden angestellt. Damit können die Polizisten mehr Präsenz in der Stadt zeigen“, so Wiechenthaler.

FWL-GR Christian Huter wies auf die Wiedereinführung der Wirtschaftsförderung als Ansiedelungsanreiz sowie die Arbeit der Stadtmarketing GmbH hin, das mit der vermehrten Durchführung von Veranstaltungen wie die Wörgler Sommernächte zur Belebung der Innenstadt beitrage. Auf der Suche sei man derzeit nach einem Standort für ein weiteres Gewerbegebiet – der bestehende Gewerbepark ist durch den fehlenden Inndamm in der Roten Zone und damit derzeit in der Weiterentwicklung blockiert.

Liste Hedi Wechner-Stadtrat Ing. Emil Dander wies auf die e5-Bemühungen der Stadt im Energiesektor mit Ausbau der Fernwärme und auf das Pilotprojekt „Wie heizt Tirol 2050“ sowie auf das neue Abfallentsorgungsprojekt RE USE hin.

Halbzeit-Bilanz der Wörgler Stadtregierung am 20. Mai 2019. Foto: Veronika Spielbichler

Bei der Halbzeit-Bilanz der Wörgler Stadtregierung – v.l. GR Christian Huter, Vizebgm. Mario Wiechenthaler, Bgm. Hedi Wechner, STR Ing. Emil Dander, GR Andreas Schmidt.

Verkehr im Brennpunkt: Nordtangente & neues Stadtzentrum

Als Verkehrsreferent nahm STR Dander auch Stellung zum Thema Mobilität: „Die Stadt ist reif für ein flächendeckendes Verkehrskonzept.“ Damit werde ein externes Planungsbüro beauftragt. Die Eingliederung des Citybus-Netzes in den VVT werde ebenso angepeilt und stand bereits am 21. Mai auf der Gemeinderats-Tagesordnung, wurde aber aufgrund noch zu führender Gespräche vertagt. Durch eine Übernahme kann die Stadt Kosten sparen, da der Öffi-Betrieb defizitär ist. Folge ist allerdings, dass damit voraussichtlich die jetzt günstigen Tarife für die Kunden teurer werden.

Ein „modernes Mobilitätskonzept“ könne nur im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Bahnhofstraße und dem neu geplanten Zentrum bei der Kirche umgesetzt werden. „Für die Umsetzung eines neuen Verkehrskonzeptes ist die Fertigstellung der Nordtangente Grundvoraussetzung“, erklärte Bgm. Hedi Wechner und wies auf bereits laufende Gespräche mit dem Land zwecks Kostenübernahme hin. Im Jahr 2010 wurden die Kosten für die Fertigstellung der Nordumfahrung inklusive des großen Kreisverkehrs zur Autobahnanbindung mit 12 Millionen Euro beziffert, jetzt rechne man mit 14 bis 16 Millionen Euro. Kosten, die durch technische Maßnahmen gesenkt werden könnten, wie Dander erklärte. Derzeit werde geprüft, ob die teure Bauweise im Grundwasser durch ein Anheben des Kreisverkehrs vermieden werden kann. Mit einem Baubeginn rechne man in rund 2 bis 3 Jahren. Die Grundablösen für die neue Straßentrasse seien abgeschlossen. Nächste Schritte seien die Verkehrsverhandlung und die Erstellung der Einreichplanung fürs Land bis Herbst 2019.

Ziel eines neuen Verkehrskonzeptes sei, „den Individualverkehr aus dem Stadtzentrum zu verdrängen“, erklärte Dander. Das beinhalte auch konkrete Überlegungen betreffend die Bundesstraße im Bereich zwischen Wörgler Bach und Kirche, die mit der Neubebauung des „Investoren-Areals“ von der Alten Post bis zum Gasthof Schachtner umgestaltet werden könne. „Jeden Tag fahren 25.000 Autos auf der Bundesstraße durch Wörgl, 20 % davon sind Durchzugsverkehr, 80 % Ziel- und Quellverkehr“, teilte GR Schmidt mit und informierte, dass der Investor 2021 mit Baumaßnahmen starten wolle. Angesprochen auf die zeitliche Differenz zwischen Bau der Nordtangente und Bebauung im Stadtzentrum erklärte Dander, „dass das mit entsprechenden Begleitmaßnahmen machbar ist“ und erinnerte an die großräumigen Umleitungen beim Fernwärme-Bau.

„Wörgl hatte nie einen Stadtkern. Diesen wollen wir in den nächsten 10 bis 15 Jahren schaffen. Ziel ist es, der Stadt ein Zentrum zu geben“, so Wechner. Das beinhaltet auch die Neugestaltung der Bahnhofstraße. Dazu wurden von GR Schmidt drei Arbeitsgruppen gegründet, die bis Ende Juni 2019 Ergebnisse liefern sollen. Mit dem Thema Verkehr befasse sich die Gruppe unter der Leitung von STR Ing. Emil Dander & GR Christine Mey, mit dem Thema Handel, Gewerbe und Werbung die Gruppe unter der Leitung von GR Christian Huter & Mag. Gabi Madersbacher und mit dem Thema Innovation die Gruppe unter der Leitung von Andy Winderl und GR Jasmine Oberhauser.

Ergebnis der erfreulichen Budgetentwicklung sei auch die „Straßenmillion“, die bei entsprechendem Jahresüberschuss zur Sanierung desolater Gemeindestraßen locker gemacht werde. Heuer sollen die KR Adolf Pichler-Straße bis zum Kreuzungsbereich, der Angather Weg, die Johann-Seisl-Straße, die Sepp Gangl-Straße und der Straßenbereich beim Café ums Eck saniert werden.

Hochwasserschutz am Inn: Vorbereitungen laufen

„Der Wasserverband ist gegründet, aber es ist noch nicht bekannt, wer ihm vorsitzt“, teilte Bgm. Hedi Wechner mit. Der Verband habe ein Ansuchen  zur Zwangsverpflichtung Radfelds gestellt, nachdem die Gemeinde den Beitritt abgelehnt hat. Sollte Radfeld das bei Gericht bekämpfen, könne daraus eine Verzögerung resultieren. Man hoffe aber auf ein rasches Ende, was LH-Stv. Geisler auch unterstütze. Die Kosten der Hochwasserschutzmaßnahmen von Brixlegg bis Wörgl werden mit 250 Millionen Euro beziffert, wobei Wörgl davon voraussichtlich rund 6 Millionen Euro zahlen soll. Bgm. Hedi Wechner prescht da mit einer weiteren Wörgler Idee vor: „Wenn der Damm dann steht, sollte darauf ein Radweg errichtet werden.“

Halbzeit-Bilanz der Wörgler Stadtregierung am 20. Mai 2019. Foto: Veronika Spielbichler

Bürgermeisterin Hedi Wechner betonte die gute Zusammenarbeit.

Wörgl wächst rasant weiter…

„Wörgl hat jetzt mit Zweitwohnsitzen 14.500 EinwohnerInnen“, teilte Bgm. Hedi Wechner mit. Derzeit rechne man mit einem jährlichen Bevölkerungszuwachs von 200 bis 250 Menschen, auf der Liste der Wohnungssuchenden gibt es konstant rund 400 Einträge. Das erfordert einen weiteren Ausbau der Infrastruktur bei Kinderbetreuung und Schulen. Die frei gewordene Fritz Atzl-Schule wird für eine Krabbelstube sowie die Nachmittagsbetreuung der Pflichtschulen genützt. Derzeit laufen Gespräche mit den Schulleitungen. „Für ein neues Schulzentrum wurden uns Kosten von 11 Millionen Euro genannt. Wir müssen prüfen, was möglich ist“, so Wechner.

Weiter ausgebaut werden sollen ehrenamtliche Tätigkeiten, wie Bgm. Wechner mitteilte und darauf hinwies, dass die Ehrenamtskoordination nach dem Ausscheiden von Christine Deutschmann bereits neu besetzt wurde. Durch den Seniorenheim-Zubau seien Kapazitäten für die Pflege im Alter geschaffen worden. Bewährt habe sich auch die Tagesbetreuung des Gesundheits- und Sozialsprengels im Zubau, die aufgrund des Bedarfes weiter ausgebaut werden soll.

Mit dem Bevölkerungswachstum steigen auch die Anforderungen an die Stadtverwaltung. Zur Verringerung des Platzmangels im Stadtamt kauft die Gemeinde eine rund 100 Quadratmeter große Wohnung in unmittelbarer Nachbarschaft der Amtsräume zur Erweiterung des Stadtamtes um 210.000 Euro an und schafft damit Platz für die Neugestaltung des Sitzungszimmers sowie für vier Büros.

Sport & Kultur

Vizebgm. Mario Wiechenthaler wies auf den erfolgten Umbau von Komma und Zone hin, mit dem die beiden Kultureinrichtungen attraktiver gestaltet wurden und besonders für die Kleinkunstszene neue Veranstaltungsräume bieten. Beim Sportzentrum sei noch eine Dachsanierung nötig. Die im ICG-Katalog der Einsparungsmaßnahmen enthaltenen Kürzungen der Vereinssubventionen wurden nicht durchgeführt.

Nachnutzung der Alten Musikschule

Mit dem Umzug der Musikschule und Stadtmusikkapelle ins neue Haus der Musik werden ab Herbst 2019 deren Räumlichkeiten im bestehenden Musikschulgebäude frei. Für die Nachnutzung wird derzeit ein Konzept ausgearbeitet, das mithilfe eines externen Bauträgers die Unterbringung eines Gastronomiebetriebes mit Übernachtungsmöglichkeiten – Stichwort „Kirchenwirt“ – auf 60 % der Fläche vorsieht. Auf den verbleibenden 40 % sollen das Heimatmuseum, das Stadtarchiv, das Unterguggenberger Institut und eventuell die Stadtbibliothek Platz finden. Das noch auszuarbeitende Konstrukt mit Investoren-Einbindung muss mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden und kommt zur Beschlussfassung dann in den Gemeinderat.