Jugend- und Integrationsarbeit: Wörgl als Vorbild

Integrations-Fachtagung des Österreichischen Städtebundes in Wörgl

Bei der 16. Sitzung des Fachausschusses Integration des Österreichischen Städtebundes am 22. und 23. Oktober 2015 beeindruckte die Wörgler Jugend-, Integrations- und Gemeinwesenarbeit über 30 TeilnehmerInnen aus acht Bundesländern. Zum Hauptthema der Tagung wurde aus aktuellem Anlass die Flüchtlingsunterbringung sowie die damit in Zukunft verbundenen Herausforderungen betreffend die Integration der Zugewanderten.

Der Fachausschuss Integration des Städtebundes tagt zwei Mal jährlich für einen städteübergreifenden fachlichen Austausch, um voneinander zu lernen und Schwerpunkte zu setzen. Zu den Resultaten der Tagung in Wörgl zählt ein Forderungspapier an übergeordnete politische Instanzen, das Maßnahmen auflistet, die Städte und Gemeinden in der jetzigen Situation für die Integration der Flüchtlinge benötigen. Diese umfassen u.a. mehr Koordination, Kommunikation zwischen den Hierarchien, Ehrenamtskoordination und interne Vernetzung.

Themen der Fachtagung

Bürgermeisterin Hedwig Wechner begrüßte die TeilnehmerInnen im Tagungshaus Wörgl. Über Flüchtlingsunterbringung und Integration und die damit verbundenen Herausforderungen für die Städte und Gemeinden referierte Kerstin Egger, Geschäftsführerin der Volkshilfe Tirol. Über die Flüchtlingsintegration in Tirol informierte Mag. Johann Gstir vom Land Tirol, Abteilung für Jugend Familie Frauen, Senioren und Integration.

Nach einem Austausch zum Thema Flucht und Asyl stand das Thema Gesellschaftsklimatag 2016 auf dem Programm, bevor DI Peter Warbanoff vom Verein Komm!unity die Verbindung von Integrations-, Jugend- und Gemeinwesenarbeit vorstellte und mit den TagungsteilnehmerInnen Möglichkeiten der Umsetzung ähnlicher Modelle in anderen Stadt-Umland-Regionen erörterte.

Integration und Diversität gestalten. Wie sieht die Praxis in den Städten aus? Unter diesem Motto stand der Freitagvormittag, an dem Mag. Kurt Luger von der MA 17 Wien das Wiener Integrations- und Diversitätsmonitoring präsentierte. Gemeinsam wurden Gestaltungsmöglichkeiten des kommunalen Zusammenlebens auf Basis von Daten diskutiert, weiters die Verwaltungen „integrationsfit“ zu machen, Anti-Rassismus- und Anti-Diskriminierungsarbeit als Basis für Integrationsarbeit zu verwenden sowie der Umgang mit Alltags- und „institutionellem“ Rassismus.

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Im Wörgler Jugendzentrum Zone stellte sich der Verein Komm!unity einigen Teilnehmern der Integrationsfachtagung des österreichischen Städtebundes vor – im Bild rechts sitzend DI Peter Warbanoff und stehend als 2.v.r. Klaus Ritzer.

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Komm!unity als Vorbild

Zum Rahmenprogramm zählte beim Besuch des Jugendzentrums ZONE die Vorstellung des Vereines Komm!unity und seiner Angebote, der 2012 gegründet wurde und die Aufgaben der städtischen Jugendabteilung, des Vereines Integrationszentrum Wörgl sowie die Begleitung von Bürgerbeteiligungsprozessen im Sinne der Lokalen Agenda 21 und Gemeinwesenarbeit übernahm. „Derzeit beschäftigen wir 18 Mitarbeiter, davon sind 11 Vollzeitbeschäftigte“, erklärte Klaus Ritzer und erläuterte das nun seit zehn Jahren laufende, im Rahmen der Lokalen Agenda 21 entwickelte Jugendprojekt I-motion, bei dem derzeit über 90 Jugendliche ab 12 Jahren mitmachen. Das generationsübergreifende Projekt mit sozialem Mehrwert belohnt Tätigkeiten in der Nachbarschaftshilfe, für soziale oder städtische Einrichtungen mit Taschengeld in Form eines kombinierten Gutscheinmodelles aus Zeitwertkarten und Gutscheinen, fürs Einkaufen ebenso wie für Freizeiteinrichtungen wie Kino oder Erlebnisbad. „Jährlich werden bei I-motion über 1.500 Stunden geleistet“, so Ritzer. Das Projekt birgt viel Potenzial, für dessen Realisierung aber erst Personalressourcen aufgestockt werden müssten. Eingebunden in I-motion werden bereits vereinzelt Flüchtlinge – etwa beim Aufbau von Festen oder einem Forstprojekt, bei dem Bäume gegen Wildverbiss eingestrichen wurden. „Mit I-motion wird Integration gelebt, ohne dass es als Integrationsprojekt deklariert ist“, erklärte Ritzer einen weiteren positiven Effekt.

Komm!unity reagierte auf die zunehmende Flüchtlingsunterbringung mit der Einstellung der Mitarbeiterin Angelika Trauner, die seit Juli als Ansprechpartnerin für Asylberechtigte – also Flüchtlinge mit positivem Asylbescheid zur Verfügung steht. Nach der Erstunterbringung in Einrichtungen der Tiroler Sozialen Dienste GmbH stehen diese Menschen vor der schwierigen Aufgabe, Job und Wohnung zu finden, was besonders beim Nachholen von Familienmitgliedern aus den Kriegsgebieten beim angespannten heimischen Wohnungsmarkt eine Herausforderung darstellt.

Komm!unity betreibt weiters das Wörgler Jugendzentrum ZONE, betreut Jugendtreffs in Söll und Bad Häring, betreibt mit dem Info-Eck eine Jugendberatungseinrichtung für die Bezirke Kufstein und Kitzbühel, ist Träger der „Achterbahn“, die für mobile Jugendarbeit und als Streetworker zielgruppengerecht Sozialarbeit für Jugendliche leistet, und Anlaufstelle für alle Integrationsfragen.

Der Wirkungsbereich von Komm!unity erstreckt sich in die Region, was sich in der Jugend-Betreuung ebenso niederschlägt wie in der Integrationsarbeit. Land Tirol und Umlandgemeinden steuern zur Finanzierung der laufenden Kosten bei, die zur Hälfte von der Stadt Wörgl getragen werden. Für die Umsetzung von Projekten werden seit Jahren erfolgreich Fördergelder von der EU lukriert – für Jugendbeteiligung ebenso wie für Integrationsprojekte wie MUT zur Ausbildung von Multiplikatoren im Integrationsbereich, das Projekt Hausgemeinschaf(f)t zur Lösung von Konflikten in Wohnanlagen mit Bürgerbeteiligung, das Projekt natürlich.gemeinsam mit dem Fokus auf Einbindung von Vereinen bei der Integration oder die Ausbildung von mehrsprachigen EnergiesparberaterInnen.