Kontroverse um Öffi-Verkehr

Die Streichung des vergünstigten VVT-Tickets für SeniorInnen  und Neuerungen beim Citybus sorgen jetzt in Wörgl für eine politische Kontroverse. Die Liste Hedi Wechner ortet „großes Unverständnis“ in einer Presseaussendung am 11. Jänner 2024, zu der Wörgls Bürgermeister Michael Riedhart  am 12. Jänner ebenfalls mittels Presseaussendung Stellung nimmt.

„Kürzungen im öffentlichen Verkehr sind genau der falsche Weg“, erklärt Stadtrat LA Christian Kovacevic. „Seit über 20 Jahren bieten die Gemeinden Kirchbichl, Kundl, Breitenbach und Wörgl vergünstigte VVT-Tickets für ihre Seniorinnen und Senioren an. So bezahlen über 65-Jährige (so wie auch unter 26-Jährige) für das Tiroler Jahresticket € 90,00 (statt € 265,00 Vollpreis). Dieses wertvolle und sehr gut angenommene Angebot wurde nun vom Bürgermeister der Stadt Wörgl kurzerhand gestrichen.“

„Zahlreiche Wörglerinnen und Wörgler über 65 – darunter etliche MindestpensionistInnen – haben das Jahresticket zu einem erschwinglichen Betrag erworben. Sie wurden dadurch in ihrer unabhängigen Mobilität unterstützt und haben zugleich auch einen Beitrag für unsere Umwelt geleistet. Jetzt ist die Aufregung und das Unverständnis über das heimliche Streichen dieser wichtigen Stütze natürlich sehr groß“, erklärt Kovacevic und berichtet von verzweifelten PensionistInnen, die sich hilfesuchend an ihn wenden: „Viele von ihnen können sich das Ticket nun einfach nicht mehr leisten.“

Auch Gemeinderätin Mag. Gabi Madersbacher kritisiert die „unnötige Abschaffung eines über lange Jahre erfolgreichen Projekts. Gerade in Zeiten wie diesen ist die Absetzung dieser Unterstützung höchst bedenklich für die Verkehrs- und Umweltpolitik im Tiroler Unterland. Die Politik muss Anreize zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel schaffen und nicht genau das Gegenteil davon tun. Abgesehen davon, zahlen neben der Umwelt wieder einmal die BürgerInnen die Zeche, die sowieso schon genug Belastungen in Form von Teuerung, Inflation und hohen Energiekosten zu tragen haben.“

Citybus Haltestelle Birkenweg Wörgl. Foto: Veronika Spielbichler

Im Dezember 2023 beschloss der Wörgler Gemeinderat Änderungen beim Citybus-Netz ab 1. Februar 2024. Die Linie 2 sowie zahlreiche Haltestellen werden gestrichen, der halbstündliche Takt wird aufgegeben.

„Die Wichtigkeit der Energiewende ist in aller Munde. In Wörgl wird erst der Citybus-Verkehr erheblich eingeschränkt, nun sollen auch noch die ältere Generation und die Jüngsten um ein Vielfaches mehr für die Öffis zahlen. Damit ist Wörgl sowohl umwelt-, als auch sozialpolitisch als Geisterfahrer unterwegs!“ betonen die beiden Gemeinderäte der „Liste Hedi Wechner“. Sie fordern den Bürgermeister auf, diese Maßnahme umgehend wieder einzuführen und nicht auf Kosten der Älteren zu sparen. Wörgls Nachbargemeinden würden übrigens  die Vergünstigung für Ihre Bürgerinnen und Bürger  weiterhin anbieten, heißt es in der Presseaussendung.

Bürgermeister Riedhart nimmt Stellung

„Die Stadtgemeinde Wörgl hatte durch die Wörgler Ticketpreisstützung seit 2020 Kosten von € 1.626.322,- auf sich nehmen müssen, um einen bereits durch das Land Tirol geförderten VVT Ticketpreis nochmals günstiger anzubieten. Im Jahre 2023 haben 1500 Wörglerinnen und Wörgler VVT Tickets über die Stadtgemeinde Wörgl bezogen. Dadurch sind uns im Jahr 2023 als Stadtgemeinde Kosten in der Höhe von über € 260.000,- entstanden. Denn die Differenz von VVT Normalpreis und ehemaligen Wörgler Ticketpreis bezahlte die Stadtgemeinde“, so Wörgls Bürgermeister Michael Riedhart in seiner Aussendung.
„Eine Pensionist mit 75 Jahren hat noch im Jahr 2022 in Wörgl € 170,- für ihr Jahres-Seniorenticket bezahlt. Im Jahr 2023 kostete das Wörgler Ticket nur noch € 90,-. Durch die Förderung des Land Tirols bezahlt man nun € 132,20 in ganz Tirol, dies ist angesichts der Preissteigerungen in allen Bereichen vertretbar“, so der Finanzreferent Emin Dander vom Unabhängigen Forum Wörgl in der Presseaussendung der Stadtgemeinde, in der auch Seniorenreferent Walter Altmann Stellung nimmt:
„Die Seniorenverbände in Wörgl wurden von mir persönlich über die Veränderung informiert. Diese haben das Thema verstanden und zeigten Verständnis.“ Seniorenreferent Altmann erklärt weiters: “Die Senioren ab 65 bezahlen € 265,- für ganz Tirol und ab 75 Jahren bezahlt man nur noch € 132,20. Dies kann sogar in monatlichen Raten bezahlt werden.“

Für den Bürgermeister ist „die unsachliche Kritik von Seiten Madersbacher (Liste Fritz) und Kovacevic (SPÖ) nicht nachvollziehbar. Auf der einen Seite fordert man von der Stadtregierung Einsparungen in finanziell herausfordernden Zeiten, auf der anderen Seite kritisiert man, wenn man sie macht.“

Factbox zu den Kosten 2022/2023/2024:
Seniorenticket ü65: 2022 – € 170,- – 2023 – €90,- jetzt  € 265,-  (Kosten für die Stadt 2023 € 88.000,-)
Seniorenticket ü75: 2022 – € 170,- 2023 – € 90,- jetzt € 132,50 (Kosten für die Stadt 2023 € 16.000,-)
u26 Ticket: vorher 2022 € 170,-, – 2023 – € 90,- jetzt € 265,- (Kosten für die Stadt 2023 € 30.000,-)
Regioticket: vorher 2022 € 170,-, -2023 – € 90,- jetzt € 403,- (Kosten für die Stadt 2023 € 125.000,-)