Leben in der Gradl-Baustelle: Einrichten erlaubt, wohnen nicht

Das Gradl-Wohnbauprojekt der Bau- und Siedlungsgenossenschaft Frieden sorgte schon wiederholt für Schlagzeilen. Erst durch die Proteste gegen die Abholzung und das Verschwinden des Gradl-Angers. Dann kam der Denkmalschutz und forderte archäologische Ausgrabungen, was bereits zu einer Bauverzögerung führte. Als nächstes verursachte der Aushub für den Tiefgaragenbau durch Geländesetzungen beim benachbarten Musikschulgebäude massive Schäden. Und jetzt ein weiteres Kuriosum: in der Baustelle werden die ersten Wohnungen bereits besiedelt.

Um den künftigen MieterInnen durch die Bauverzögerungen möglichst keine Nachteile erwachsen zu lassen, entschied sich die Wohnbaufirma zum ungewöhnlichen Schritt, bereits vor Fertigstellung der Anlage die Schlüssel zu übergeben. „Die Leute haben einen Monat unentgeltlich Zeit, ihre Wohnungen einzurichten. Darin zu wohnen ist definitiv noch nicht gestattet“, teilt Vorstandsdirektor Dr. Dietmar Härting mit. Die Wohnungen seien innen bereits großteils fertig, bei einigen fehlen noch die Bodenbeläge. „Diese Woche beginnen wir mit der Endreinigung“, informiert Härting.

Die unübliche Situation sei auch mit der Stadt Wörgl im Zuge der Kollaudierungsbegehung koordiniert worden. Das Minimieren des Gefahrenpotentials sei Sache der Baustellenkoordination. „Die Stiegenhäuser sind im Grunde sicher“, so Härting. Bei den Zugängen seien vorläufige Sicherungen angebracht worden. „Wir haben der vorzeitigen Besiedelung wegen des Kücheneinbaues zugestimmt. Ein Aufenthalt in der Anlage ist nicht erlaubt“, so Härting. Sollten Eltern Kinder beim Möbeltransport dabei haben, seien diese verantwortlich fürs Aufpassen. Derzeit laufe die Fertigstellung der Zugangswege, die Platzgestaltung wird dann in den nächsten Monaten durch die Stadtgemeinde Wörgl erfolgen.

„Die Vorgangsweise ist ein Zugeständnis den Leuten gegenüber. Den sicheren Zugang muss die Wohnbaufirma Frieden gewährleisten“, teilt Stadtbaumeister DI Hermann Etzelstorfer mit. Bei der Kollaudierung wurde überprüft, ob die Wohnungen so wie bewilligt auch errichtet wurden.

Der „Friedensbaum“ wurde kurzfristig umquartiert…

Am 23. Mai 2015 pflanzte der Wörgler Kameradschaftsbund im Rahmen der Gedenkfeier an den letzten Einsatz der Standschützen vor 100 Jahren im 1. Weltkrieg und anlässlich von 70 Jahren Frieden in Österreich an der süd-östlichen Geländegrenze des Gradl-Areals eine Deutsche Eiche als Friedensbaum. Diese musste nun den Wegbauarbeiten weichen und wurde kurzfristig umquartiert. Nach Fertigstellung der Bauarbeiten soll die zwischengelagerte Eiche wieder am selben Standort eingesetzt werden.  Aufgrund der Tiefgarage im Untergrund sind nur wenige Stellen als Standort für große Bäume geeignet, da diese entsprechend tief wurzeln.