Leserbrief: Hochwasserschutz im Tiroler Unterland

Zum Thema Hochwasserschutz im Tiroler Unterland ersucht Sepp Kreidl aus Kramsach um die Veröffentlichung seines Leserbriefes:

Durch den Rückgang der Gletscher haben sich die Wassermengen, die aus den Gletschergebieten ineiner Regenperiode letztlich in den Inn abfließen, deutlich reduziert. Um es besser zu verstehen: Regnete es ehemals im Sommer auf die entscheidend größeren Gletscherflächen, war der Wasseranfall durch die schnelle Schneeschmelze um ein Vieles größer.
Die jetzt geringer anfallenden Wassermengen ermöglichen es, dass bei besserer Zusammenarbeit unserer Hochwasserspezialisten mit den Speicherverantwortlichen (z.B. Speicherseen im Zillertal undim Oberland) der Rückhalt einer großen Wassermenge möglich ist. So hat allein der Wasserrückhalt der Speicherkraftwerke Sellrain-Silz und Kaunertal im Jahr 2019 (Wasserrückhalt von 92 m3/sek.), lautoffiziellen Informationen der TIWAG, Innsbruck vor einem HQ 100 gerettet (siehe dazu u. a. Bericht in der Kronenzeitung vom 14.06.2019). Man kann unseren Hochwasserplanern nur raten, dies endlich zu berücksichtigen.
Als direkter Anrainer am Inn in Rattenberg/Kramsach ist für mich die alljährlich extrem schwindende Wassermenge dieses Flusses sehr deutlich feststellbar. Äußerst interessant ist auch der Artikel in der Tiroler Tageszeitung vom Samstag 26. November 2022. Hier berichtet man aus Salzburg, dass Retentionsflächen bereits in verschiedenen Hochtälern möglich gemacht werden. Auch bei uns in Tirol wäre dies in verschiedenen Alpinbereichen um viel weniger Geld möglich. Dabei sei erwähnt, dass ein eventueller Flurschaden in unseren Hochtälern entscheidend geringer wäre als im Inntal, u. a. weil ein Rückhalt von nicht kontaminiertem Wasser erfolgen würde. Noch dazu könnte man den Wasserrückhalt mit Stromgewinnung kombinieren und damit auch unsere Energiezukunft gewinnbringend sichern. Das müsste den Landes- und Gemeindeverantwortlichen eigentlich schon längst klar sein.  

Die kleineren Seitenbäche in Tirol sind für ein Jahrhunderthochwasser am Inn letztlich gar nicht entscheidend. Entscheidend ist, wenn man die größten Zubringer entschärft! Auch die Wassermengen des Inns aus der Schweiz kommend, kann man mit dem Stand der heutigen Technik entscheidend zurückhalten.

Zu guter Letzt sei unbedingt darauf hingewiesen, dass vor einem befürchteten Jahrhunderthochwasser die Autobahnbrücke in Kramsach höher gesetzt werden müsste. Beim letzten großen Hochwasser stand nämlich das Wasser an der Brücke an. Bei 5 cm höherem Wasserstand wäre dieses direkt ins Radfelder Gemeindezentrum abgeleitet worden.
Deshalb die große Bitte an unsere Hochwasserplaner: „Legt das geplante, Unsummen verschlingende aber widersinnige Monsterprojekt – Schutz gegen ein Jahrhunderthochwasser mit ausschließlich Maßnahmen im Unterinntal – ad acta!“ Und sollten örtlich begrenzt Hochwasserschäden tatsächlich noch auftreten, wären aus dem Füllhorn „Unterinntaler Hochwasserschutz“ mehr als ausreichend Mittel vorhanden.

Kreidl Sepp