„Kultur ist für uns systemrelevant. Kultur und Kreativwirtschaft soll mehr gefördert werden“, leitete Bürgermeisterkandidat Roland Ponholzer am 12. Jänner 2022 die Präsentation des Kulturprogrammes der Liste „Wir für Wörgl – Liste Roland Ponholzer“ ein, bei der die Mitglieder des Kultur-Arbeitskreises der wahlwerbenden Gruppierung ihre Anliegen und Vorschläge vorstellten.
„Kunst und Kultur ist mehr als Freizeitgestaltung, sie sind zentral für Lebensqualität“, ist Christian Zangerl überzeugt. „In Wörgl leben Menschen aus 70 Herkunftsländern. Diese kulturelle Vielfalt sehe ich als Bereicherung“, begründet er eine Erhöhung des Kulturbudgets. „Für die kulturelle Identität ist entscheidend, was die Menschen selber machen“, meint Dr. Helmut Harlass, selbst seit Jahrzehnten aktiver Musiker, er spielt Violine im Wörgler Kammerorchester. Er will Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für alle ehrenamtlichen Kulturschaffenden verbessern – was räumliche und finanzielle Mittel angeht. Das Förderwesen sei derzeit zu intransparent. Harlass plädiert auch für die Wiederaufnahme der vierteljährlichen Kulturstammtische.
Das Förderwesen neu aufsetzen, Mittel fair und transparenter verteilen, die Förderabwicklung vereinfachen und damit auch ein Zeichen der Wertschätzung für die Kulturarbeit setzen, das wünscht sich Martin Gasteiger, Obmann der Bundesmusikkapelle Bruckhäusl.
Mag. Johannes Puchleitner bringt als Kulturreferent von 2010-2016 bereits viel Erfahrung aus der kommunalen Kulturpolitik mit. Die Möglichkeit der Mitgestaltung für Vereine und Kulturschaffende sei wieder verloren gegangen, weshalb Puchleitner nicht nur die vierteljährlichen Kulturstammtische, sondern auch den Kulturentwicklungsprozess neu beleben und vierteljährlich auch offene Ausschuss-Sitzungen abhalten will, bei denen Anliegen und Ideen direkt eingebracht werden können. „Kulturarbeit sichtbar machen – Wertschätzung beginnt mit der Präsenz bei Veranstaltungen“, meint Puchleitner und weist auf das große Spektrum kulturellen Schaffens in Wörgl hin. Seit 2010 liege mit dem gemeinsam erarbeiteten Kulturleitbild ein Leitfaden vor, an den man anknüpfen könne.
Als Wahlwörglerin sieht Teresa Klingler das Heimat- bzw. Stadtmuseum ebenso als wichtige Institution wie das Wörgler Freigeld- hier wolle man Initiativen für eine Währungsdesignakademie unterstützen und würde einen Fachhochschulzweig in Wörgl zur Thematik vergleichende Wirtschaftskrisenforschung begrüßen. Mehr Raum für Kunst und Kultur solle mit einem Veranstaltungssaal, Proberäumen, Ausstellungsräumen und einem Open-Air-Platz geschaffen werden.
Sabine Gruber, Elementarpädagogin und Musikerin, sieht Kultur als zentrales Element für Integration und Inklusion: „Kultur beginnt beim Kleinkind.“ Hier sollten Angebote im Bereich Schauspiel und Handwerk sowie „Mitmachtage“ geschaffen werden.
Ein Anliegen ist der Liste Wir für Wörgl auch die Jungbürgerfeier. Diese wurde auf Antrag der Jungen Wörgler Liste vom Gemeinderat zwar 2016 zwar beschlossen, aber in der vergangenen Periode nicht umgesetzt. „Darüber hinaus wollen wir einen Jugendgemeinderat, ein Jugendparlament als direkt beratendes Organ einsetzen, damit die Jugend auf die Politik Einfluss nehmen und mitentscheiden kann“, erklärt Roland Ponholzer, der zur Finanzierung der Kulturförderung auch schon einen Vorschlag hat: „Statt 2,2 Millionen Euro in die Fußgängerzone in der unteren Bahnhofstraße zu stecken, könnte ein Teil davon für Kultur und Freiräume genützt werden.“ Generell sieht Ponholzer genügend Handlungsspielraum im fast „40-Millionen-Euro Budget“ der Stadt und Möglichkeiten bei der Nutzung bereits vorhandener leerstehender Räume, die Stadt solle hier Dienstleister für die Kultur sein. So seien Band-Proberäume seit Jahrzehnten ein ungelöstes Anliegen. Nicht in Frage kommen für die Liste „Wir für Wörgl“ weitere Grundstücksverkäufe durch die Stadt. „Die alte Musikschule hätte nicht verkauft werden dürfen“, so Ponholzer, der sich für Planungssicherheit im Kulturbereich einsetzen und damit Vereinen längerfristige Perspektiven als durch jährliche Subventionsansuchen geben will. Dazu wolle man sich auch Mittel von auswärts holen.
Wahlkampf mit begrenzter Plakatanzahl
„Wir finden die Idee der plakatarmen Gemeinde sehr gut“, erklärte Ponholzer. Die Liste verpflichte sich, „insgesamt nur 30 Plakat-Dreiecksständer aufzustellen und diese dann wieder zu verwenden.“ Für einen neuen Stil in der Politik plädiert auch Dr. Harlass: „Es geht darum, Ideen von anderen anzunehmen, wenn sie gut sind, und nicht aus Partei-Prinzip nein zu sagen.“