Die „Tirol Milch“, die im Berglandmilch-Konzern aufgegangen ist, erhält nun zunehmend wieder mehr Konkurrenz in Tirol. Tirols Sennereien investieren 2015 und 2016 über 13 Millionen Euro mit Unterstützung des Landes in ihre Verarbeitungsbetriebe, um bessere Milchpreise zu erzielen. Und setzen dabei auch vermehrt auf den regionalen Absatzmarkt. Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler informiert über die aktuelle Entwicklung mittels Presseaussendung:
Tirols Milchbauern sind unter Druck. Besonders jene, die gentechnikfreie Milch produzieren und dafür derzeit weniger als 30 Cent netto pro Kilo erlösen, können nicht mehr kostendeckend produzieren. Wer hingegen Biomilch und Heumilch erzeugt, erzielt einen vergleichsweise annehmbaren Milchpreis von bis zu 48,6 Cent. Einen zum Teil noch besseren Preis können jene Bauern erzielen, die Bio- und Heumilch an regionale Kleinsennereien oder auch nach Sterzing liefern.
„Starke Verarbeitungsbetriebe mit einer klar positionierten Produktpalette oder Spezialitäten wie der Felsenkellerkäse wirken sich positiv auf den Milchpreis aus“, analysiert Agrarreferent LHStv Josef Geisler. Die Strategie des Landes ist es deshalb, die regionalen Kleinsennereien und Verarbeitungsbetriebe so zu unterstützen, dass etwa die Käsekompetenz weiter gesteigert wird und so wenig Tiroler Milch wie möglich unveredelt in den Export geht. Mit bis zu 20 Prozent fördert die öffentliche Hand Investitionen in die Verarbeitung, Vermarktung und Entwicklung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Speziell bei Kooperationsprojekten kann es noch Zuschläge geben.
Unterstützung für Zukunftsinvestitionen
Bei Tirols Kleinsennereien und spezialisierten Verarbeitungsbetrieben tut sich einiges: Derzeit laufen Investitionsvorhaben mit einem Volumen von rund zehn Millionen Euro, weitere Projekte um mehr als drei Millionen Euro sind geplant. Die Käserei Plangger in Walchsee errichtet unter anderem einen Felsenkeller. Die Erlebnissennerei Zillertal investiert in die Käserei und Joghurtabfüllung und erhöht damit ihre Schlagkraft am Markt. Sebastian Danzl von der gleichnamigen Sennerei in Schwendt erweitert ebenfalls die Käseproduktion. Und auch die Sennereigenossenschaft Hatzenstädt in Niederndorferberg setzt auf Wachstum und erweitert die Käsereiferäume. „All diese Vorhaben stärken den Wirtschaftsstandort Tirol insgesamt und die Tiroler Landwirtschaft im Besonderen und werden deshalb von der öffentlichen Hand bestmöglich unterstützt“, ist Geisler beeindruckt.
Käseschneide- und Verpackungsanlage kommt
Einen weiteren Schub für den Absatz regionaler Milchprodukte erwartet sich LHStv Josef Geisler von der im Zillertal geplanten neuen Käseschneide- und Verpackungsanlage von zehn Sennereien. Diese soll die Produkte der Kleinsennereien marktkonform konfektionieren. „Wir haben festgestellt, dass wir für viele Tourismusbetriebe und öffentliche Küchen gerade im Käsebereich keine passenden Packungsgrößen haben und vielfach geschnittene Ware gebraucht wird. Mit der neuen Anlage, lösen wir dieses Problem“, so Geisler. Die Käseschneide- und Verpackungsanlage wird zirka zehn Millionen Euro kosten und 25 Arbeitsplätze bringen.
Nach dem Auslaufen der Milchquote ist die Milchanlieferung um rund neun Prozent gestiegen und übersteigt die Nachfrage. Die zu viel erzeugte gentechnikfreie Milch kann am Heimmarkt nicht untergebracht werden und muss deshalb zu Weltmarktpreisen exportiert werden. „Wir haben keinen Einfluss auf den Weltmarkt und werden auch Russland nicht dazu bewegen können, den Importstopp für Milch aus Europa aufzuheben. Wir können aber unsere regionalen Kreisläufe stärken, Tiroler Milchprodukte in öffentlichen Küchen forcieren und uns damit so weit wie möglich unabhängig vom internationalen Rohmilchmarkt machen“, erläutert Agrarreferent LHStv Josef Geisler.
Text: Land Tirol/Mag. Christa Entstrasser-Müller