Neuauflage von Felix Mitterers Glöckner

Erstmals in der Geschichte der Schlossbergspiele Rattenberg wird heuer aufgrund des riesigen Erfolges eine Vorjahresproduktion erneut auf die Bühne gebracht: Geschafft hat das Felix Mitterers für den Schlossberg geschaffene Adaption frei nach dem  Roman „Der Glöckner von Notre Dame“ von Victor Hugo. 2018 kamen 11.500 Theater-BesucherInnen in das 450 Einwohner-Städtchen. Die Zusammenarbeit mit dem Tiroler Dramatiker Felix Mitterer wird übrigens auch 2020 fortgesetzt – mit einer Bearbeitung des „Don Quichote“.

„2018 war ein außerordentlich tolles Jahr“, schwärmt Schlossbergspiele-Obfrau Claudia Lugger. Der Jahrhundert-Sommer bescherte der Freilichtbühne, die weder für Bühne noch für Publikum eine Überdachung aufweist,  viele Spieltage und aufgrund der gelungenen, spektakulären Umsetzung des Klassikers eine anhaltende Nachfrage nach Karten – auch noch am Ende der Spielsaison. Zur Entscheidung einer Neuauflage des Glöckners trugen auch die Investitionen ins opulente Bühnenbild bei – für den „Notre-Dame-Nachbau“ samt schwenkbarer Glocke wurde tief in die Tasche gegriffen.

Die Proben unter der Regie von Pepi Pittl haben bereits begonnen, wenn auch später als sonst. „Unter den 40 DarstellerInnen sind einige neue Leute“, erklärt der Regisseur, der seit 1999 am Schlossberg inszeniert, heuer das 12. Mal – darunter waren fünf große Mitterer-Produktionen. Zu Pittls Arbeitsweise zählt, dann auch bei möglichst vielen Aufführungen dabei zu sein. Und da springt er dann auch schon mal ein, wenn Darsteller auf der Bühne ausfallen. Mit Felix Mitterer verbindet ihn eine jahrzehntelange Freundschaft, schon 1974 standen sie bei Mitterers erstem großen Theatererfolg „Kein Platz für Idioten“ gemeinsam auf der Bühne.

„Der Glöckner von Notre Dame hat mich immer zutiefst berührt – er ist ein Außenseiter, vergeblich verliebt in Esmeralda, für die er alles tut“, schildert Autor Felix Mitterer seinen Zugang zum Weltliteratur-Klassiker, der in ihm schon in jungen Jahren den Wunsch erweckte, selbst einmal den Glöckner zu spielen. Einen großen Wunsch erfüllten ihm die Rattenberger nun bei der Umsetzung seines Theaterstückes: „Bitte, wir brauchen eine Glocke!“ hatte Mitterer deponiert, die Filmszenen mit dem auf der Glocke reitenden Quasimodo vor Augen.

Das Bühnenbauteam um Erich Eberharter fand eine Lösung, die statisch möglich war: Eine Holzglocke. 600 kg schwer, mit Laserschnitt in Viertelteilen gefertigt und dann  in elf Metern Höhe zusammengebaut und mit einem Anstrich in Metalloptik versehen. Die professionellen Bühnentechniker sorgen dann per Computer-Knopfdruck dafür, dass der Glockenklang genau zur richtigen Zeit aus Lautsprechern erklingt.

Sportliche Kondition nötigt die Rolle des Quasimodo dem Laiendarsteller Alexander Schwarz ab, der sich auf die Glocke schwingt und am Seil elf Meter zu Boden gleitet. Mitterer schätzt die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Rattenberger Schlossbergspielen, die leidenschaftliche Spielfreude und den Einsatz der ausnahmslos ehrenamtlichen DarstellerInnen, die „Cinemascope-Bühne“ in der Naturkulisse und Pepi Pittls Regie-Ideen: „Pepi ist der beste für Breitwandfilme!“

Und der Glöckner war nicht das letzte Kapitel dieser Zusammenarbeit. Die Idee für eine weitere Weltliteratur-Bearbeitung hatte Claudia Lugger, die „gern ein gewisses Niveau am Theater“ und dabei auch eine Weiterverwendung der Kulissen vor Augen hat: „Aus dem Turm wird eine Windmühle“, kündigt sie eine weitere Uraufführung an und lüftet damit auch den Stoff, in den sich Felix Mitterer nun vertieft: „Ich habe sofort Ja gesagt! Don Quichote, dieser Ritter von der traurigen Gestalt, der sich in der Windmühle verfängt, ist ein Sinnbild für Künstler.“ Und so erwartet das Publikum am Schlossberg 2020 ein lustiges, aber auch tragisches Ritterstück.

Zuvor dürfen sich Theaterfans noch auf die Neuauflage des Glöckners von Notre Dame freuen. Premiere ist am 28. Juni 2019 (Ersatztermin bei Schlechtwetter 29.6.), weitere Aufführungen finden am 30. Juni, 1., 5., 6., 7., 11., 12., 13., 24., 25. und 26. Juli 2019 statt. Beginn ist jeweils um 21 Uhr. Kartenvorbestellung unter 05337/64002 oder 64003 sowie online auf www.schlossbergspiele-rattenberg.at, Bühnentelefon für Wetterfragen ab 19:00 Uhr mobil 0664/4205356.