Schreib-Tipps vom Krimi-Profi Georg Haderer

Zum 10. Mal beteiligte sich heuer die Wörgler Bücherei, die im ersten Stock des Tagungshauses untergebracht ist, am Literaturfestival „Österreich liest“. Erstmals organisierte Bücherleiterin Berti Mussner in Kooperation mit dem Tagungshaus nicht abends, sondern nachmittags eine Lesung und holte dazu den erfolgreichen Krimiautor Georg Haderer nach Wörgl. In seiner interaktiven Lesung  gepaart mit einer Schreibwerkstatt gab der Schöpfer des Kriminalkommissars Schäfer allerlei nützliche Tipps fürs Verfassen eigener Texte.

„Show, don´t tell – zeigen, nicht behaupten“  – ganz nach dem Motto seines Schreibstils ging Georg Haderer auch bei seiner unkonventionellen Lesung vor, die u.a. von SchülerInnen des BRG Wörgl besucht wurde. Mit ihnen erarbeitete er die Zutaten für mitreißenden, lebendigen Schreibstil, der es versteht, Spannung aufzubauen. Einer stirbt – das gehe schnell. Damit daraus eine gute Geschichte wird, sind Leidenschaft und Fantasie ebenso erforderlich wie Originalität. „Nicht was würde ich tun, sondern was würde ich nie tun“ solle man sich fragen. „Bei Grenzüberschreitungen liegt das Potenzial viel höher“, so Haderer, der einlud, aus der Norm heraus zu denken.

„Der Konflikt ist die Basis jeder Erzählung, die uns fesselt“, erklärte Haderer. Ein Ungleichgewicht, das die Harmonie und Ordnung stört – die äußere wie die innere:  „Die handelnde Hauptfigur braucht auch einen inneren Konflikt. Konflikte sind die treibende Kraft jeder Geschichte.“   Schon beim Schreiben ist „action“ angesagt – nicht zeigen oder behaupten, was eine Person tut. Nicht Eigenschaften zuweisen, sondern die Person handeln lassen. Ganz praktisch: Nicht beschreiben, dass etwas witzig ist, sondern die Person einen Witz erzählen lassen.

Dass der aus Kitzbühel stammende Krimi-Autor sein Handwerk versteht, zeigen die Verkaufszahlen seiner mittlerweile sechs Romane mit der Hauptfigur des Kommissars Schäfer. Dieser löst selbst im Wahn einer schweren Depression seine Fälle. Haderer lieferte auch eine Erklärung, warum die „Krimi-Dichte“ am Buchmarkt im deutschsprachigen Raum höher als in anderen Regionen der Welt, etwa in Mexiko City, ist: „Die brutalsten Krimis kommen aus den sichersten Ländern Island und Schweden. Hier besteht offenbar die größte Sehnsucht nach konstruierten Konflikten.“

Wörgls Öffentliche Bücherei bietet 8.000 Bücher

Wer bei der interaktiven Lesung Lust bekam, tiefer in die Welt von Kommissar Schäfer einzutauchen, konnte sich am Tyrolia-Bücherstand gleich mit Lesestoff eindecken. Wer lieber leiht statt kauft, findet in der Öffentlichen Bücherei im ersten Stock des Tagungshauses Wörgl Lesestoff weit über Krimi-Literatur hinaus. Derzeit verwaltet Büchereileiterin Berti Mussner rund 8.200 Medien, davon 8.000 Bücher und 20 Zeitschriftenabos. Das Angebot reicht von Bilder- über Kinderbücher, Romane und Sachbücher bis hin zu Zeitschriften. „Wir haben 1.425 registrierte Leserinnen und Leser“, teilt Mussner mit, die das Sortiment ständig erneuert und aufgrund von Platzmangel viele Bücher auslisten muss. Mehr Platz und ein möglichst ebenerdiger, barrierefreier Eingang stehen seit Jahren auf der „Wunschliste“ ganz oben.

Mitglied werden kostet übrigens nichts. Das Ausleihen kostet für Jugendliche bis 18 Jahre pro Medium 10 Cent pro Woche, für Erwachsene 20 Cent pro Woche. Bei den Bücherei-Öffnungszeiten schätzt Berti Mussner  seit Jahren die Unterstützung von I-Motion-Jugendlichen, die beim Bücherei-Dienst mithelfen. Geöffnet hat die Bücherei montags und donnerstags von 15-19 Uhr. Weitere Info gibt´s online auf www.woergl.bvoe.at