Nebelschleier lagen am Samstagmorgen über dem Wörgler Feuchtbiotop Filz und verliehen dem Naturjuwel eine mystische Atmosphäre, als eine große Schar freiwilliger HelferInnen mit Gummistiefeln und Rechen anrückten, um das Schnittgut für den Abtransport auf die Reihe zu bringen. Die Volkshilfe Wörgl mit Werkbank und Beta bewerkstelligte dann am Montag den schweißtreibenden Abtransport mittels Planen, die mithilfe des Maschinenringes mit Traktor und Seilwinde aus der Feuchtwiese sowie aus dem Moor gezogen wurden.
Die jährliche Pflegemahd im Herbst mit Entfernung des Schnittgutes gehört zum Pflegeplan für das rund fünf Hektar große Schutzgebiet. „Damit verhindern wir einen Nährstoffeintrag und schaffen die Basis für den Erhalt vieler seltener Arten“, erklärt der Schutzgebietsbeauftragte Philipp Larch, der sich bei allen HelferInnen herzlich bedankt, auch bei den Kuchenbäckerinnen für ihren süßen Beitrag zur gemeinsamen Jause, die die Stadt den Freiwilligen spendiert. Die Filz gilt tirolweit als Vorzeigeprojekt – wegen ihres biologischen Artenreichtums ebenso wie wegen ihrer Verankerung in der Bevölkerung, die mithilft, diese wertvolle ökologische Insel mit Feuchtwiese, Teichen und Moor zu erhalten.
Als Rückzugsgebiet werden bei jeder Mahd nach einem Rotationsprinzip rund 10 % der Fläche stehen gelassen. „Alle drei bis vier Jahre mähen wir auch das Moor, um es vor der Verbuschung durch Weiden und Erlen zu bewahren“, erklärt Larch. Heuer war es wieder soweit. Zu den Pflegemaßnahmen zählt auch ein Ausräumen des Teiches: „Wir entfernen Weiden, Steifsegge und Rohrkolben, damit die Wasserfläche wieder größer wird. Sonst verlanden die Teiche“, so Larch. Amphibien wie die hier heimischen Bergmolche, Wasser-, Teich- und Grasfrösche, Kröten und Gelbbauchunken brauchen freie Wasserflächen.
Ein Problem stellen immer noch Goldfische dar, die vor Jahren hier ausgesetzt wurden und das ökologische Gleichgewicht empfindlich stören. Durch Einfangen mit Reusen und tiefe Wintertemperaturen konnte der unerwünschte Fischbestand zwar stark dezimiert, allerdings noch nicht komplett entfernt werden. Ständiges Eingreifen des Menschen erfordern auch zugewanderte Neophyten wie Goldrute und das drüsige Springkraut, das ohne händische Entfernung alles andere überwuchern und damit zum Verschwinden bringen würde.
Beim Freiwilligeneinsatz am Samstag kamen über 25 NaturfreundInnen jeden Alters, darunter auch drei in Bad Eisenstein untergebrachte Flüchtlinge aus Afghanistan, am Montag waren für die Volkshilfe 17 Leute im Einsatz. „Die Volkshilfe spendiert diesen Freiwilligeneinsatz“, erklären Simone Rubey von der Werkbank und Oliver Rodlmayr von Beta. Ganz ohne Maschinen geht´s allerdings nicht – und so waren auch heuer wieder Maschinenring-Mitarbeiter zwei Tage lang beim Mähen mit dem Handmäher und mit Seilwinde und Traktor beim Abtransport behilflich. Das Schnittgut wird vom Bauhof Wörgl zur Kompostieranlage in Kirchbichl gebracht.
Die Filz zählt zu den am besten dokumentierten Feuchtbiotopen Tirols. Aktuell führte der Biologe und Botaniker Paul Vergörer 2016 und 2017 eine Aufnahme des Pflanzenbestandes durch. Ob die 2018 vorgesehene Evaluierung der 2005 erstellten Schmetterlings-und Libellen-Studie von Kurt Lechner und Alois Ortner erfolgen wird, hängt von der Bereitstellung finanzieller Mittel durch das Land ab, das Kürzungen beim Naturschutz angekündigt hat. „Diese Erhebungen geben uns ein Feedback, ob die durchgeführten Pflegemaßnahmen richtig sind oder adaptiert werden müssen“, erklärt Philipp Larch.