Was eine Zeitkapsel von der Kirchturmspitze preis gibt

Im Zuge der Dachsanierung der Wörgler Stadtpfarrkirche wird auch der Turm neu eingedeckt. Beim Abmontieren des Turmkreuzes, das ebenfalls erneuert wird, kam in der Kugel auf der Turmspitze eine Zeitkapsel zutage, die schriftliche Dokumente, Zeitungen, alte Geldscheine und Münzen enthält. Die Spannung war groß, als sie geöffnet wurde.

Welche Botschaft wollten unsere Vorfahren für künftige Generationen in luftiger Höhe gesichert wissen? Vor allem wollte man an jene Menschen erinnern, die am Bau der Kirche und deren weiteren Erhaltung beteiligt waren. Namen von Handwerkern, Firmen, aber auch Geistlichen finden sich hier neben der Beschreibung der durchgeführten Arbeiten. Das erste Dokument von 1881 liegt nur mehr in einer Abschrift vor – das poröse Papier zerbröselte offenbar im Lauf der Jahrzehnte. Besser gehalten haben sich die 1881 hinterlegten Münzen, von denen nicht mehr alle Prägestempel entzifferbar sind. Die Datierungen reichen von 1871 über 1841, 1830, 1812 und 1807 bis zurück ins Jahr 1763.

1920 wurde der Turmknopf und das Kreuz erneuert. Beilegt wurden der Zeitkapsel auch Geldscheine aus dieser Zeit: Eine komplette Serie der Wörgler Notgeldscheine, die nach dem Ersten Weltkrieg zur Behebung der Kleingeldnot ausgegeben wurden, sowie drei Kassenscheine des Landes Tirol im Wert von 10, 20 und 50 Heller. Diese Notgelder  mussten mit Stichtag 31.12.1920 in nationale Währung eingewechselt werden.

Ergänzt wurden die historischen Bauberichte mit einer „weltlichen Geschichte seit der Turmkreuzaufrichtung 1920“ und Zeitungen aus dem Jahr 1967, in dem der seit 1961 dauernde Umbau der barocken Kirche zur heutigen modernen Kirchenraumgestaltung abgeschlossen wurde. Und was titelten damals die Sonntagspost, die Rundschau und das Rupertusblatt? „Blutvergießen für das Erdöl?“ stand über einem Artikel über Israel und die Krise im Nahen Osten in der Sonntagspost. Auf der Wörgler Rundschau zierte der Kirchturm die Titelseite, mit der Überschrift „Wahrzeichen eingerüstet“. Und das Rupertusblatt befasste sich unter der Headline „Der „heilige“ Krieg“ ebenfalls mit der Nahost-Krise. Ummantelt war der historische Inhalt mit einem auf Pergament geschriebenen Gebet, mit dem Gottes Segen für die Stadt erbeten wird.

Die Zeitkapsel, die Mitte März beim Abmontieren des Turmkreuzes entnommen wurde, kommt übrigens wieder zurück in den Turmknopf und wird, ergänzt mit aktuellem Baubericht und einigen zeitgeschichtlichen Daten und Euros, wieder auf der Turmspitze deponiert. Die Kreuzaufrichtung findet am Freitag, 3. Mai 2019 ab 15 Uhr im Rahmen einer Feier statt, die von der Stadtmusikkapelle Wörgl musikalisch umrahmt wird. Dabei wird das neue Turmkreuz geweiht, das dann von den Handwerkern der Firma Mayerl aus Dölsach in Osttirol auf die Kirchturmspitze befördert und dort wieder montiert wird.

Willkommen sind übrigens weiterhin Spenden für die laufende Renovierung von Fassade und Dach. Die Pfarre bemüht sich zudem, durch den Verkauf von Produkten wie Schokolade, Wein, dekorativen Dachschieferplatten, Benefiz-CD´s , Kerzen und einem eigens von Ingrid Spitzenstätter und Eva Haas erstellten Kochbuch, illustriert von Sepp Rangger,  Geld in die Kasse zu bringen. So gibt´s am Karsamstag, 20. April 2019 beim Wörgler Bauernmarkt ein Standl der Pfarre, bei dem die Produkte erworben werden können.